Der Krieg in der Ukraine 2023

Nikolay Mitrokhin, 4.1.2024

Bilanz eines schrecklichen Jahres

Die Ukraine wollte im Jahr 2023 mit einer Gegenoffensive den Aggressor Russland aus dem Land drängen. Dies ist nicht gelungen. Die Befreiung des Südostens und der Krim liegt in weiter Ferne, noch weniger Aussicht gibt es auf die Rückeroberung des Donbass. Statt dessen ist Russland wieder in die Offensive gegangen. Aussicht auf einen Waffenstillstand gibt es daher keinen. Die Ukraine, der es an Soldaten und Material mangelt, wird somit im Jahr 2024 einen Abwehrkrieg führen müssen. Die ukrainische Führung steht vor der Aufgabe, die Rüstungsproduktion zu erhöhen, die wehrfähigen Männer zum Dienst in der Armee zu motivieren und sich der westlichen Unterstützung zu versichern. Nur dann kann die Ukraine 2025 eine neue Offensive starten.

Das Jahr 2023 stand über viele Monate im Zeichen der Hoffnung auf eine erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive. Doch begonnen hatte es ganz anders. Unter den zahlreichen schweren Kämpfen, die im Januar 2023 an mehreren Frontabschnitten geführt wurden, waren zwei von besonderer Bedeutung. Nordwestlich von Donec’k versuchte Russlands Armee im Verbund mit den Wagner-Truppen die Städte Soledar und Bachmut einzunehmen. Fünfzig Kilometer weiter nördlich versuchte die ukrainische Armee zwischen Kreminna und Svatove die Verteidigungslinien der Besatzungsarmee zu durchbrechen, Kreminna im Norden zu umgehen, um jenseits der Stadt einen Ausgangspunkt für die Befreiung der Agglomeration von Lysyčans‘k und Severodonec’k zu schaffen und von dort ins Zentrum des Gebiets Luhans’k vorzustoßen.

Die Ergebnisse der beiden Operationen nehmen sich im Rückblick wie eine Vorankündigung des Kriegsverlaufs im gesamten Jahr 2023 aus. Russland gelang es durch Konzentration der beiden stärksten Offensivkontingente, Teilen der Luftlandetruppen sowie Einheiten der Gruppe Wagner, unter riesigen Verlusten und massivem Artillerieeinsatz – manche Quellen sprechen von 70 Prozent der in diesem Zeitraum täglich von Russland an der gesamten Front verschossenen Granaten – zunächst, die ukrainischen Stellungen vor Soledar zu durchbrechen, dann Anfang Februar die Stadt rasch einzunehmen und in nur zwei Wochen die Höhenzüge westlich der Stadt zu besetzen. Dies ermöglichte es den Besatzungstruppen, Bachmut von Norden und Nordwesten einzukreisen. In dem Moment, als die Wagner-Truppen von diesen Hügeln aus die von Westen nach Bachmut führende Straße unter Beschuss nehmen konnten, war die Stadt faktisch verloren.

Die Ukraine setzte bei Kreminna auf die gleiche Taktik, mit der sie im Jahr 2022 bei der Rückeroberung besetzter Gebiete Erfolg gehabt hatte. Sie griff mit kleinen Sturmgruppen an, die von Drohnen gedeckt und von wenig, aber gezieltem Artilleriefeuer unterstützt wurden. Diesen gelang es, bis nahe an die von Kreminna nach Svatove führende Straße vorzurücken und diese unter Feuerkontrolle zu nehmen. Diese Taktik hatte jedoch nur solange Erfolg, als Russland viel zu wenige Soldaten für die lange Front hatte. Dies war in der zweiten Jahreshälfte 2022 der Fall gewesen und hatte es der Ukraine erlaubt, zwischen den weit entfernten befestigten Stellungen durchzustoßen. Danach aber hatte Russland eine durchgehende Verteidigungslinie errichten können, die nicht zuletzt von Artillerie und Mörsern gedeckt wurde. Eine solche Linie hatte Russland bereits zu Beginn des Jahres 2023 entlang der Straße von Kreminna nach Svatove und von dort weiter nach Norden errichtet. Die zahlreichen Angriffe der Ukraine auf diese Linie in der ersten Jahreshälfte 2023 blieben weitgehend erfolglos und führten lediglich zum Verlust von Soldaten und Material. Vielleicht hätte sogar ein Verzicht auf diese Angriffe es ermöglicht, den Durchbruch des Gegners bei Soledar zu unterbinden, so dass die beiden Städte nicht verloren gegangen wären.

Darauf weist der Ausgang der Kämpfe um Vuhledar hin. Dort versuchte Russland ebenfalls, mit einer großen Konzentration von Truppen die Stadt zu erobern. Zur Einnahme dieser wichtigen ukrainischen Verteidigungsstellung an einer Stelle, an der die Front beim Übergang vom Gebiet Donec’k in das Gebiet Zaporižžja einen Knick macht, wurden Brigaden der Marineinfanterie der Pazifikflotte herangeführt – gut ausgebildete Truppen, die über eine große Zahl von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen verfügte. Diese nahmen zwar recht schnell zwei Dörfer vor Vuhledar ein. Der Vorstoß bis zum Stadtrand von Vuhledar gelang jedoch nicht. Mehrfach zerstörte die ukrainische Armee Fahrzeugkonvois, die sich auf den schmalen, von Minen befreiten Korridoren in Richtung der Stadt bewegten. Dies war möglich, weil das Gelände von den Hochhäusern der Stadt einsehbar war und Aufklärungsdrohnen sie ausfindig machten. Aus dem Ausgang der Schlacht um Vuhledar hätten beide Seiten eine Lektion ziehen können. Weder Moskau noch Kiew haben es getan.

So zeigten die ersten Monate des Jahres 2023, dass Russland und die Ukraine zwei unterschiedliche Kriege führen. Die russländische Armee wurde von der politischen und militärischen Führung angetrieben, „den Donbass zu befreien“ und einen „Sicherheitsgürtel um Donec’k“ zu schaffen, das angeblich unter permanentem, tatsächlich aber unter eher seltenem und nicht besonders intensivem ukrainischen Beschuss liegt. Von einem „Marsch auf Odessa“ oder einer erneuten Einnahme von Cherson war hingegen offiziell kaum noch die Rede.

In der Ukraine lautete das Ziel „Rückeroberung aller Gebiete in den Grenzen von 1991“. Der rhetorische Fokus lag auf der Krim. Manche ukrainischen Politiker kündigten im Januar an, sie würden im Sommer an den Stränden der Halbinsel Cocktailpartys feiern. Militärisch ist die Voraussetzung zur Befreiung der Krim die Rückeroberung der besetzten Gebiete im Südosten der Ukraine – also des östlichen Teils des Gebiets Cherson sowie des Südens der Gebiete Zaporižžja und Donec’k. Denn die Voraussetzung für eine erfolgreiche Belagerung ist es, den Landweg auf die Krim abzuschneiden und die andere Versorgungsroute, die Krim-Brücke, unter dauerhaften Beschuss nehmen zu können.

So konzentrierten sich die ukrainischen Vorbereitungen zur geplanten Gegenoffensive auf den Süden. Spezielle Sturmabteilungen der Armee und der Nationalgarde sollten ‑ ausgestattet mit westlichen Panzern und gepanzerten Fahrzeugen ‑ die Verteidigungslinien Russlands rasch durchstoßen. Ursprünglich hieß es, der Angriff würde bereits im April beginnen. Es war jedoch von vorneherein klar, dass die nur schleppend eintreffenden Lieferungen aus dem Westen sowie der Zustand der Böden in den Wochen des alljährlichen Frühjahrshochwassers es nicht erlaubten, die Gegenoffensive zu diesem Zeitpunkt zu beginnen.

Tatsächlich begann sie im Juni, wenngleich die Ukraine zunächst bestritt, dass die ersten Angriffe Auftakt zur Umsetzung des lange angekündigten Plans seien. Noch vor dem eigentlichen Beginn des Vormarschversuchs im Süden versuchte die Ukraine, die russländischen Truppen durch Eröffnung neuer Frontabschnitte zu zerstreuen. Dazu griffen ukrainische Soldaten, die sich als Mitglieder zweier angeblich autonom agierender Organisationen ausgaben, des „Russischen Freiwilligenkorpus“ und der „Legion Freies Russland“, grenznahe Dörfer und Kleinstädte im russländischen Gebiet Belgorod an. Es zeigte sich, dass Russland die Grenze zur Ukraine kaum geschützt hatte. Hier hätte sich die Möglichkeit zur Besetzung größerer Landstriche eröffnet, um diese später gegen besetzte ukrainische Gebiete einzutauschen. Doch die ukrainische politische Führung entschied sich gegen ein solches Vorgehen.

Ebenfalls erfolgreich war die Ukraine um die gleiche Zeit im Raum von Bachmut. Dort waren im Juni die Wagner-Truppen abgezogen, die kurze Zeit darauf zum bewaffneten Aufstand schritten. Die ukrainische Armee griff die verbliebenen russländischen Truppen westlich von Bachmut an und drängte sie mehrere Kilometer in Richtung der Stadt zurück. Einige Zeit sah es sogar so aus, als könnte die Ukraine Bachmut zurückerobern. Dann blieben ihre Truppen jedoch südlich der Stadt beim Kampf um die Ruinen der Siedlung Kliščijivka sowie nordwestlich von Bachmut stecken. Die Kämpfe hielten das gesamte Jahr 2023 an, spätestens im Dezember ging die Offensive auf die Seite der Besatzungsarmee über.

Die eigentliche Gegenoffensive im Gebiet Zaporižžja eröffnete die ukrainische Armee zunächst an fünf bis sechs Frontabschnitten zwischen Vuhledar und dem Dnipro. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass mit Minenräumgeräten ausgestattete Panzer Schneisen in die Minenfelder schlagen sollten, durch die nachfolgende Konvois der mit westlichem Gerät ausgestatteten Truppen bis zu den Schützengräben der ersten, nicht durchgehend angelegten Verteidigungslinie vorrücken sollten. Wie hochrangige Vertreter der ukrainischen Armee später erklärten, war man davon ausgegangen, am ersten Tag der Offensive an den Angriffspunkten 14 Kilometer in die Tiefe der russländischen Verteidigung vorrücken zu können. Während die Vorhut die zweite, dritte und vierte Verteidigungslinie überwinden sollte, wäre dem Plan zufolge eine zweite Staffel durch die geschaffene Lücke vorgerückt, um in recht kurzer Zeit bis ans Asowsche Meer und zur auf die Krim führenden Landbrücke durchzustoßen.

Man kann davon ausgehen, dass die ukrainische Armeeführung darauf setzte, dass ihre Truppen die Kontrolle über den Kachovka-Staudamm hätten übernehmen sollen. Wäre dies gelungen, hätte die Armee schweres Gerät auf die andere Seite des Dnipro bringen können, so dass ein Angriff in die Flanke der russländischen Verteidigung möglich geworden wäre. Dies hätte die Aussichten des Angriffsplans vergrößert. Aus den Äußerungen russländischer Militärblogger in den ersten Juni-Tagen geht hervor, dass die Besatzungsarmee diesen Plan erkannte und ihm zuvorkam, indem sie die Staumauer am 6. Juni 2023 sprengte. Auch die ukrainischen Trupps, die sich bereits Monate zuvor stromabwärts des Staudamms auf den Inseln im Dnipro festgesetzt hatten, um ein Übersetzen auf das linke Ufer des Dnipro vorzubereiten, wurden von den Fluten des abfließenden Stausees vertrieben. Zwar waren auch russländische Einheiten in der ufernahen Zone betroffen und ein Teil der links des Flusses von den Besatzern verlegten Minenfelder verlor seine Funktion. Doch dies widerspricht keineswegs der Annahme, dass Russland den Staudamm gezielt zerstörte. Wer so argumentiert, überschätzt die Koordination zwischen den verschiedenen Einheiten der russländischen Armee und unterschätzt den Nutzen, den die Zerstörung der einzigen Straße über den Dnipro auf einer Distanz von mehr als 300 Kilometern für diese Armee hatte. Erst rund drei Monate nach der Sprengung des Damms konnten ukrainische Soldaten erneut einige Inseln im Dnipro besetzen und kleine Einheiten ans linke Ufer des Flusses bringen. Sah es eine Zeitlang so aus, als könnte von diesen Brückenköpfen ein Vorstoß ausgehen, sind die Einheiten in den Folgemonaten nicht über die Uferzone hinausgekommen, erleiden erhebliche Verluste durch Artillerieangriffe und binden, da sie versorgt werden müssen, nicht unerhebliche Ressourcen.

Schlimmer noch entwickelte sich die Lage an den zentralen Angriffsstellen der ukrainischen Armee. Anders als sämtliche der ukrainischen Sache nahestehenden Beobachter es erwartet hatten, widerfuhr den auf Feldwegen vorrückenden kleinen Konvois das gleiche, was den russländischen Truppen bei Vuhledar passiert war: Sie wurden buchstäblich zerschossen. Es zeigte sich, dass die Panzer westlicher Bauart schlechter als erwartet gegen Panzerabwehrraketen und großkalibrige Geschosse der russländischen Armee geschützt sind; und dass die unzureichend ausgebildeten Besatzungen nicht in der Lage waren, ihre unter Feuer genommenen Fahrzeuge auf den schmalen, mitten durch ausgedehnte Minenfelder führenden Wegen aus der Gefahrenzone zu bringen. So ließen sie einen Teil der Fahrzeuge auf der Flucht unbeschädigt zurück. Und selbst jene Konvois, denen es gelang, die ersten Minenfelder zu überwinden und wie geplant bis zur nächstliegenden Siedlung vorzurücken, waren nicht in der Lage, diese ausreichend vor Gegenangriffen zu schützen.

Zentraler Grund für das Scheitern ist, dass die Ukraine komplett unterschätzt hatte, in welchem Ausmaß die russländische Armee den Raum vor ihren Stellungen vermint hat. Unterschätzt worden waren zudem die Fähigkeiten des Gegners. Kleine, mit Panzerabwehrwaffen ausgestattete Trupps versteckten sich in Waldstreifen weit vor den Schützengräben der Verteidigungslinie. Dort konnte sie die ukrainische Luftaufklärung nicht aufspüren, während die russländische Armee die auf freiem Feld vorrückenden Konvois mit Drohnen filmte und anschließend mit Artillerie beschoss. Auch stiegen mit Panzerabwehrwaffen ausgerüstete Hubschrauber im rückwärtigen Raum auf und zerstörten schwere Fahrzeuge des Gegners. Wenn ukrainische Politiker und Militärs nach dem Scheitern der Offensive davon sprachen, dass für solche Operationen eben Lufthoheit und für diese westliche Kampfflugzeuge benötigt würden, so ist dies wenig überzeugend. Zum einen können Kampfflugzeuge nichts gegen Minenfelder ausrichten. Zum anderen können sie nur eingesetzt werden, wenn die Flugabwehr des Gegners ausgeschaltet ist. Russland verfügt über Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber, doch diese nähern sich der Frontlinie nur soweit, wie es für den Abschuss der mitgeführten Waffen notwendig ist. Und selbst dies geht mit erheblichen Verlusten einher. Im Jahr 2023 ist es der Ukraine zwei Mal gelungen, eine größere Zahl aufgestiegener Hubschrauber und Flugzeuge mit einem Schlag zu zerstören ‑ im Juni über dem Gebiet Brjansk und im Dezember über dem okkupierten Teil des Gebiets Cherson. In beiden Fällen hatte die ukrainische Armee Flugabwehrsysteme, wahrscheinlich vom Typ Patriot, in Frontnähe verlegt.

Die ukrainischen Operationen am Boden – also die täglichen Angriffe mit kleinen Infanterieeinheiten, die manchmal von gepanzerten Fahrzeugen begleitet waren und sich entlang der Waldstreifen bewegten, wo sie die vorgelagerten Truppen vertrieben – führten in den ersten drei Monaten der Gegenoffensive an zwei Frontabschnitten zu einem Geländegewinn. Zum einen konnte die ukrainische Armee südlich der Kleinstadt Velyka Novosilka die Frontausbuchtung bei Vremivka einnehmen, ein Gebiet mit einer Ausdehnung von 10x15 Kilometern. Zum anderen gelang es 100 Kilometer weiter westlich, südlich der Kleinstadt Orichiv, die erste Verteidigungslinie der Besatzungsarmee zu durchbrechen und auf einer Länge von sieben Kilometern bis zum Dorf Rabotine eine Tasche zu schaffen. Diese beschießen die russländischen Truppen von drei Seiten.

Obwohl die ukrainische Armee im Herbst weitere zahlreiche Durchbruchsversuche startete und die bei Rabotine bis heute nicht eingestellt hat, sind ihr seit Mitte August nicht einmal mehr solche kleinen Geländegewinne gelungen. Die beiden zurückeroberten Abschnitte haben militärisch keine Bedeutung und sind überwiegend von Hügeln umgeben, die Russlands Truppen halten. Zugleich waren die Verluste an Soldaten und Gerät sowie der Munitionsverbrauch so hoch, dass die Ukraine gezwungen ist, mindestens ihre Strategie, wenn nicht ihre Kriegsziele zu überdenken.

Dies trifft umso mehr zu, als die Initiative spätestens seit Anfang Dezember wieder in die Hand der russländischen Armee übergegangen ist. Deren primäres Kriegsziel ist die Eroberung des gesamten Donbass und daher greift sie an vielen Frontabschnitten in den Gebieten Donec’k, Luhans’k und auch im Gebiet Charkiv an. Schwerpunkt der Kämpfe sind die westlichen Vorstädte von Donec’k. Die Industriestadt Avdijivka haben die Besatzungstruppen bereits zu 75 Prozent eingekreist, ihr wird wahrscheinlich bald das Schicksal von Bachmut drohen. Die weiter südlich gelegene Trabantenstadt Mar’inka vor den Toren von Donec’k greift Russland seit Februar 2022 an. Sie ist nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Im Dezember haben die Besatzungstruppen die Kontrolle über das Stadtgebiet sowie über einige wichtige nahegelegene Stellungen der Ukraine übernommen.

Weiter nördlich bei Bachmut hat die russländische Armee im Dezember die Hälfte des im Juni verlorenen Gebiets zurückerobert und weiteres Gelände westlich der Stadt erobert. Nächstes Ziel ist die Kleinstadt Časov Jar. Noch weiter nördlich rücken die Moskauer Truppen im Raum der westlich von Kreminna gelegenen Ausbuchtung bei Tors'ke langsam in Richtung des Flusses Žerebec' und der Stadt Lyman voran. Ein echter Durchbruch ist ihnen nicht gelungen, aber die ukrainische Armee zieht sich in diesem Bereich langsam zurück. Am nördlichsten der umkämpften Frontabschnitte hat die russländische Armee die ukrainischen Stellungen nördlich des Dorfes Syn’kivka durchbrochen und ist bis auf fünf Kilometer an die Stadt Kupjans’k herangerückt. Die ukrainische Armee hat für Verstärkung gesorgt und führt einen harten Kampf zur Verteidigung der Stadt, befindet sich jedoch in einer schwierigen Lage.

Somit ist das Pendel im Laufe des Jahres 2023 wieder dorthin zurückgeschwungen, wo es Ende 2022 stand. Die Ukraine ist in der Defensive, es mangelt ihr an Munition und Gerät ‑ und vor allem an Soldaten. Russland greift erneut an und demonstriert die Macht seiner in Gang gekommenen Kriegsmaschinerie – auch wenn es für die Produktion von Waffen weiter in erheblichem Maß auf westliche Bauteile angewiesen ist und Munition aus Nordkorea importiert. Vor allem verfügt Russland über genug Soldaten, deren Leben Moskau wenig gilt, so dass sie wie bei Avdijivka in eine Blutmühle geworfen werden können. Doch auch dies ermöglicht Russland lediglich einige Geländegewinne. Zu einem strategischen Durchbruch sind Moskaus Truppen ebenso wenig in der Lage wie die ukrainische Armee.

Der Seekrieg

Anders als an der 1000 Kilometer langen Frontlinie im Osten des Landes hat die Ukraine im Kampf um die Kontrolle über das Schwarze Meer im Jahr 2023 erhebliche Erfolge erzielt. Es ist ihr gelungen, Russlands Schwarzmeer-Flotte zunächst aus dem westlichen Teil des Gewässers und dann auch aus Sevastopol‘ und den anderen angestammten Häfen am Westufer der Krim zu vertreiben.

Am Anfang dieses aktiven Seekriegs stand Russlands Weigerung, das Getreideabkommen zu verlängern, das der Ukraine den Export ukrainischen Weizens über die Häfen am Schwarzen Meer zusicherte. Das im Juni 2022 in Kraft getretene und mehrfach verlängerte Abkommen lief am 17. Juli 2023 aus. Am letzten Tag vor dem Auslaufen des Abkommens griff die Ukraine mit Seedrohnen die Krim-Brücke an, in der Folge begann Russland mit Luftangriffen systematisch die ukrainische Hafeninfrastruktur am Schwarzen Meer und im Bereich der Donaumündung zu zerstören.

Da die russländische Flotte im südwestlichen Teil des Schwarzen Meeres alle Frachter, die aus ukrainischen Häfen kamen oder diese ansteuerten, an der Weiterfahrt hindern konnte, begann die Ukraine deren Schiffe anzugreifen. Ziel wurden nicht nur Schiffe in diesem Teil des Meeres, sondern alle russländischen Kriegsschiffe im Schwarzen Meer, selbst jene, die aus dem weit entfernten Hafen von Novorossijs'k ausliefen. Auf diese Weise gelang es, die russländischen Schiffe aus den ukrainischen Territorialgewässern zu vertreiben und die Fahrt von Frachtern entlang der ukrainischen und rumänischen Küste zu ermöglichen. Auch die sogenannten Bojko-Türme einer Gasförderanlage zwischen der Krim und der Südküste des Schwarzen Meeres konnte die Ukraine zurückerobern. Diese nutzt die Ukraine zu Aufklärungszwecken und zur Navigation von Drohnen. Zudem begann die Ukraine, mit westlichen Storm Shadow-Raketen sowie Neptun-Raketen aus eigener Produktion russländische Schiffe in den Häfen auf der Krim anzugreifen. Viele dieser Raketen wurden zwar abgefangen, gleichwohl wurden teure Schiffe beschädigt oder zerstört. Daher sah Russlands Marine sich gezwungen, im September und Oktober 2023 den Hauptteil der Flotte nach Novorossijsk zu verlagern. Doch noch im November konnte die Ukraine im Hafen von Kerč ganz im Osten der Krim den kleinen Raketenkreuzer Askol’d zerstören. Und selbst im noch weiter entfernten Novorossijsk war es ihr im August gelungen, das große Landungsschiff "Olenogorskij gornjak" zu beschädigen.

Russlands Schwarzmeer-Flotte hat auf diese Weise seit Kriegsbeginn rund ein Fünftel ihrer Schiffe verloren, darunter das Flaggschiff der Flotte, den Raketenkreuzer Moskva sowie mehrere große Landungsschiffe, die eine echte Bedrohung für die ukrainische Küste dargestellt hatten. Das letzte dieser Schiffe zerstörte die Ukraine am 26. Dezember mit einem Raketenschlag im Hafen von Feodossija.

Die ukrainischen Seedrohnen sind selbstverständlich auch eine Bedrohung für zivile russländische Schiffe. Im August hatte die ukrainische Marine die russländischen Häfen am Asowschen Meer und im Gebiet Krasnodar faktisch abgeriegelt. Dies hat dazu geführt, dass Russland von der Idee Abstand genommen hat, zivile Schiffe anzugreifen, die aus ukrainischen Häfen auslaufen, so dass auch nach dem Ende des Abkommens weiter Getreide und nun auch andere Güter aus ukrainischen Häfen verschifft werden können. Ein großes Problem stellen aber die Angriffe auf die Hafeninfrastruktur dar.

Die großen Erfolge, welche die Ukraine auf dem Schwarzen Meer mit dem Einsatz von Seedrohnen erzielt hat, haben neben der Öffnung des Seewegs eine weitere Möglichkeit für die Ukraine geschaffen. Bislang hat die Ukraine zwar nur sehr kleine Gruppen von Soldaten zwecks Sabotageaktionen an der Westküste der Krim angelandet. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die ukrainische Armee die neuen Möglichkeiten im Jahr 2024 zu größeren Operationen nutzen wird.

Der Luftkrieg

Ebenso einschneidende Veränderungen hat es im Luftkrieg gegeben. Dieser wird mit fünf verschiedenen Waffentypen geführt: bemannten Flugzeugen, Raketen, Angriffsdrohnen mit großer Reichweite, im unmittelbaren Kriegsgebiet eingesetzte Drohnen mit kurzer Reichweite und Flugabwehr.

Bemannte Flugzeuge

Bei bemannten Flugzeugen hat Russland ein klares Übergewicht. Es verfügt über deutlich mehr Maschinen, diese sind im Durchschnitt moderner und auch die Variationsbreite der Typen mit Spezialisierung auf bestimmte Einsatzformen ist größer. Strategische Bomber setzte Russland ein, um Ziele in der Ukraine mit schweren Raketen zu beschießen. Jagdbomber ließ Russland aufsteigen, um Ziele in Frontnähe oder im nahen rückwärtigen Raum der ukrainischen Armee mit einem neuartigen Munitionstyp, sogenannten Gleitbomben, zu treffen. Diese bereiteten den ukrainischen Truppen erhebliche Probleme. Das gilt etwa für die Einheiten, die Avdijivka verteidigten oder die Reserven am rechten Ufer des Dnipro im Gebiet Cherson. Ebenfalls mit Jagdbombern kontrolliert Russland den Luftraum über dem Schwarzen Meer und macht Jagd auf Drohnen und ukrainische Landeboote. Schließlich setzt Russland mit panzerbrechenden Waffen ausgerüstete Kampfhubschrauber ein, um ukrainische Vorstöße im Raum Zaporižžja abzuwehren.

Die Ukraine verwendet ihre wenigen Jagdbomber dazu, um die Mitte des Jahres gelieferten westlichen Raketen vom Typ Storm Shadow abzuschießen; Raketen mit größerer Reichweite vom Typ Taurus hat Kiew nach einjährigen Verhandlungen mit der Bundesregierung jedoch noch immer nicht erhalten. Wie Russland feuert auch die ukrainische Luftwaffe von Jagdbombern aus Gleitbomben ab. Von Hubschraubern aus verschoss sie meist ungelenkte Raketen, die nur sehr ungenau treffen und daher wenig effektiv sind.

Im Lauf des Jahres ist es der Ukraine gelungen, das genannte Ungleichgewicht zu verringern, indem sie der russländischen Luftwaffe Verluste beifügte oder deren Operationsspielraum beschränkte. Nach Angriffen mit Kampfdrohnen auf Flugplätze der strategischen Flotte in Zentralrussland musste Moskau die Maschinen in zwei Etappen im Januar und April auf Stützpunkte im Hohen Norden und im Fernen Osten zurückziehen. Dies bedeutet, dass die Bomber nun lange Flugzeiten haben und viel Treibstoff verbrauchen, bevor sie ihr Einsatzgebiet über dem Kaspischen Meer erreichen, von wo sie die strategischen Raketen starten. Angriffe mit Kampfdrohnen und westlichen Raketen auf Stützpunkte in frontnahen Regionen Russlands und auf der besetzten Krim führten zur Beschädigung oder Zerstörung zahlreicher Jagdbomber. Die verbliebenen Maschinen musste die russländische Armeeführung auf Flugplätze im östlichen Teil der Krim oder ins Gebiet Rostov zurückziehen. Aufgrund des längeren Anflugs hat sich die Einsatzzeit der Jagdbomber in Frontnähe und über dem Schwarzen Meer deutlich verringert. Mehrfache Angriffe – insbesondere im August ‑ mit Himars-Raketen auf Stützpunkte von Kampfhubschraubern in den besetzten Gebieten führten zur Zerstörung einiger Maschinen, die verbliebenen setzt Russland seitdem deutlich seltener ein. Schließlich konnte die Ukraine im Dezember mit einer neuen Waffe sechs Jagdbomber zerstören, die über dem Schwarzen Meer und den besetzten Gebieten im Süden der Ukraine aufgestiegen waren. Da Russland nur über einige Dutzend dieser Flugzeuge verfügt, waren die Verluste im Jahr 2023 erheblich.

Allerdings hat die Ukraine bei Drohnen- und Raketenangriffen ihrerseits Flugzeuge verloren, insbesondere bei Attacken im frontnahen rückwärtigen Raum der ukrainischen Armee. Russland hat auch tiefer im Landesinnern der Ukraine gelegene Stützpunkte angegriffen, etwa jenen in Starokostjantyniv im Gebiet Chmel’nyc’kyj. Welche Folgen die Attacken hatten, ist unklar. In Starokostjantyniv sind die Maschinen in Beton-Hangars vor Angriffen geschützt.

Im Jahr 2024 wird die Ukraine erstmals westliche Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ F-16 einsetzen können. Nach mehrmonatigen Verhandlungen erzielte Kiew Mitte des Jahres einen Durchbruch, mittlerweile sind die ersten, vor allem von Dänemark und den Niederlanden zur Verfügung gestellten Flugzeuge bereits in der Ukraine, und ukrainische Piloten durchlaufen in einem Dutzend NATO-Ländern die Ausbildung an diesen Flugzeugen. Die Übergabe einer großen Zahl weiterer Flugzeuge ist geplant, die USA verlangen aber, dass die Ukraine zuvor vor allem die Infrastruktur zur sicheren Unterbringung der Maschinen zwischen den Einsätzen ausbaut.

Schwere Raketen

Die Ukraine konnte im Jahr 2023 erstmals Luftschläge mit zwei neuen Raketentypen führen: den bereits erwähnten westlichen Storm Shadow mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern, sowie den schweren Neptun-Raketen mittlerer Reichweite aus eigener Produktion, die sie vor allem im Bereich des Schwarzen Meers recht erfolgreich einsetzt. Das größte Problem der Ukraine ist, dass sie diese nur in geringer Stückzahl herstellen kann, mehr als ein halbes Dutzend pro Monat sind es kaum.

Das gleiche Problem hat Russland. Spätestens im Sommer 2023 hatte die Armee das gesamte Arsenal an Raketen verschossen, das noch zu sowjetischen Zeiten oder in den 30 Jahren danach angehäuft worden war. Ausnahmen sind die Flugabwehrraketen der Systeme S-300 und S-400 sowie die ballistischen Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander. Über diese scheint Russland noch in größerer Zahl zu verfügen und setzt sie – auf ballistischer Flugbahn – zu Angriffen auf Kiew, Charkiv und Städte im Donbass ein.

Für den Bau neuer Raketen ist Russland aber auch fast zwei Jahre nach dem Überfall und den darauf folgenden Sanktionen weiterhin auf westliche Bauteile angewiesen. Im Herbst schoss die Ukraine über Kiew eine Kinžal-Rakete ab und fand in den Trümmern rund 100 verschiedene Komponenten aus westlicher Herstellung, 70 Prozent davon aus us-amerikanischer. Bereits im Herbst 2023 sank die Zahl der abgefeuerten Raketen von rund 50 im Monat auf etwa zehn. Zugleich hat die Ukraine aus dem Westen mindestens zwei Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot sowie mindestens drei vom Typ Iris erhalten, die Kiew, Dnipro und andere Städte vor Raketen und Angriffsdrohnen schützen sollen.

Trotz der Knappheit war Russland drei Tage vor Jahresende zu einem massiven Luftangriff auf zahlreiche Ziele in der Ukraine in der Lage. Die offizielle Erklärung in Moskau lautete, es habe sich um eine Antwort auf einen ukrainischen Angriff gehandelt, bei dem das Große Landungsschiff „Novočerkassk“ im Hafen von Feodossija auf der Krim mindestens schwer beschädigt wurde. Tatsächlich handelte es sich wohl aber um ein seit langem vorbereitetes „Weihnachtsgeschenk“. Russland setzte rund 100 schwere Raketen verschiedenen Typs ein (nicht jedoch Kalibr-Raketen, die die Ukraine nur schwer abfangen konnte, von denen aber seit Monaten keine mehr abgeschossen wurden). Die Ziele – darunter Kasernen und Rüstungsbetriebe – lagen in der gesamten Ukraine. Alleine in Kiew starben 30 Menschen. Am folgenden Tag beschoss die Ukraine die grenznahe Stadt Belgorod, wo ebenfalls rund 30 Menschen zu Tode kamen und Hunderte verletzt wurden. Russland reagierte mit dem schwersten Drohnen-Angriff seit Kriegsbeginn, bei dem die Streitkräfte 73 Geran’-2-Flugkörper einsetzten, allerdings lediglich einige Raketen vom Typ S-400 abfeuerten. Am 2. Januar 2024 folgte dann jedoch ein Angriff mit rund 100 Raketen verschiedenen Typs, darunter nach ukrainischen Angaben zehn der seltenen, mit überaus starken Sprengsätzen beladenen „Kinžal“-Hyperschallraketen. Es ist offensichtlich, dass Russland für diese Angriffe über längere Zeit Flugkörper in den Arsenalen angesammelt hat. Die zuvor recht häufig verschossenen Kalibr-Raketen kamen hingegen nicht zum Einsatz. Offen ist, ob Russland für die Produktion diesen Typs die Komponenten fehlten oder ob die Rüstungsindustrie sich auf die Herstellung von Kinžal-Raketen konzentriert, weil man davon ausgeht, dass diese der ukrainischen Luftabwehr größere Probleme bereiten.

Angriffsdrohnen mit großer Reichweite

Im Bereich der Angriffsdrohnen ist es Russland im Jahr 2023 gelungen, eine eigene Produktion aufzubauen. Seit November werden in einer nahe Elabuga in Tatarstan gelegenen Fabrik täglich rund 25 neue Drohnen vom Typ Geran’-2 hergestellt. Diese beruhen auf den iranischen Shahed-2-Drohnen. Russland entwickelt das Modell jedoch kontinuierlich weiter und experimentiert mit verschiedenen Steuerungssystemen. Zuletzt wurden sie mit Raketenantrieb ausgestattet und erhielten eine spezielle Plastikummantelung, die der ukrainischen Luftabwehr das Aufspüren der Flugkörper erschwert. Zudem ändert Russland permanent die Flugrouten.

Aus all diesen Gründen bereiten die Geran’-2-Drohnen der Ukraine große Probleme. Nahezu jede Nacht startet Russland aus verschiedenen Richtungen Attacken mit diesen Waffen. Nach Kiewer Angaben werden 60–70 Prozent der anfliegenden Drohnen abgeschossen. Dies bedeutet jedoch, dass Nacht für Nacht mindestens sechs bis sieben von ihnen irgendwo in der Ukraine einschlagen. Zudem ist die Abfangrate auch nach offiziellen ukrainischen Angaben in der zweiten Jahreshälfte gesunken. Die Treffer unterliegen strenger Geheimhaltung. Bekannt ist nur, dass es im Dezember gelegentlich Probleme mit der Aufrechterhaltung der Netzspannung im ukrainischen Stromnetz gab. Ein Zusammenbruch des Netzes drohte jedoch nicht.

Die Ukraine hat ihrerseits verschiedene Angriffsdrohnen entwickelt und mit der Produktion begonnen. Mittlerweile ist sie in der Lage, jede Nacht zehn bis zwölf dieser Waffen einzusetzen. Einen Umbruch brachte vor allem die Entlassung von Verteidigungsminister Andrij Reznikov, der sich vor allem auf die Beschaffung von Waffen aus dem Westen konzentriert hatte. Unter seinem Nachfolger, dem seit September 2023 amtierenden Krimtataren Rustem Umerov, hat sich das Rüstungsmanagement deutlich verbessert. Gleichwohl bleibt die Zahl der pro Monat produzierten Angriffsdrohnen hinter der in Russland mittlerweile hergestellten Waffen diesen Typs zurück. Mit den zur Verfügung stehenden Flugkörpern konnte die Ukraine dennoch dafür sorgen, dass in nicht weniger als zwei Dutzend Regionen Russlands zwischen dem Gebiet Volgograd im Südosten und Petersburg im Nordwesten täglich mit einem Angriff gerechnet werden muss. Bis September 2023 griff die Ukraine überwiegend Stützpunkte der Luftwaffe und Raffinerien an – dazu symbolische Ziele wie das immer wieder ohne größeren Erfolg beschossene Moskauer Bankenviertel Moskva-City. Im Herbst ging die Ukraine dann dazu über, auch Armeekasernen und Rüstungsbetriebe zu attackieren. Bereits am 30. August 2023 wurde bei einem simultanen Angriff auf sieben Regionen der Luftwaffen-Stützpunkt Pskov getroffen, wo mindestens zwei seltene und teure Transportflugzeuge beschädigt wurden. Allerdings ist die Abfangrate weiterhin hoch. Augenscheinlich gelingt es der russländischen Flugabwehr, zwischen 90 und 95 Prozent der anfliegenden Drohnen abzuschießen oder diese vom Kurs abzubringen. Auch können die meisten ukrainischen Angriffsdrohnen nur eine geringe Sprengladung ins Ziel befördern – insbesondere im Vergleich zu den westlichen Raketen mit ihrer hohen Zerstörungswirkung, aber auch zu den russländischen Drohnen, die eine Sprengladung von 50 Kilogramm transportieren können. Daher richten die ukrainischen Drohnen bislang selbst dann, wenn sie der Flugabwehr entgehen, nur wenig Schaden an – es sei denn, sie treffen Öltanks oder Flugzeuge mit ihrer dünnen Außenhaut.

Drohnen mit mittlerer und kurzer Reichweite

Drohnen kurzer Reichweite haben im Laufe des Jahres 2023 eine immer größere Bedeutung gewonnen. Grund ist, dass es beiden Seiten an Artilleriegranaten für den Stellungskampf mangelt. Drohnen mit kurzer Reichweite sind mittlerweile für Angriffe auf Fahrzeuge und Stellungen des Gegners von nahezu ähnlicher Bedeutung wie die Artillerie und wichtiger als Panzerabwehrwaffen und andere Raketen, die der Infanterie an der Front zur Verfügung stehen. In der zweiten Jahreshälfte haben beide Kriegsparteien Tausende dieser Waffen eingesetzt. Doch auch Drohnen anderen Typs haben Russland und die Ukraine im Laufe des Jahres 2023 in immer größerer Zahl entwickelt und eingesetzt. Russland setzt Drohnen vom Typ „Lancet“ ein, die zu den sogenannten loitering weapons gehören und zunächst über dem Zielgebiet kreisen und mittlerweile eine Reichweite von bis zu 70 Kilometern erreichen. Der Aufklärung dient die Drohne Orlan-10, die die Gestalt eines Miniflugzeugs hat. Die Ukraine setzt ebenso eine große Bandbreite unbemannter Fluggeräte ein ‑ von schweren Quadrokoptern vom Typ Baba Jaga, die Bomben auf große Ziele abwerfen, bis zu sehr kleinen, über eine Kamera gesteuerten Drohnen, die mit Granaten bestückt sind und Jagd auf einzelne Soldaten machen.

Beide Seiten haben eine erhebliche eigene Drohnen-Produktion entwickelt. Russland stellte vor dem Krieg keine Drohnen mit kurzer Reichweite her. Binnen 18 Monaten – und rechtzeitig vor einem im September 2023 von China verhängten, für beide Seiten geltenden Ausfuhrverbot für fertige Drohnen ‑ ist es Moskau gelungen, eine Produktionskapazität aufzubauen, die es der Armee im letzten Drittel des Jahres 2023 nach ukrainischen Angaben erlaubt hat, die fünf- bis sechsfache Menge dieser unbemannten Fluggeräte an der Front einzusetzen. Ziel der Ukraine ist es, pro Monat 10 000 solcher Drohnen zu entwickeln, um dann über mehr Kapazitäten zu verfügen als der Gegner.

Zugleich findet ein technologischer Rüstungswettlauf statt, der auch die Luftabwehr umfasst. Momentan ist das Ziel, mehr Drohnen mit automatischer Zielerfassung herzustellen. Auf diese Weise soll die Zahl der benötigten Drohnenführer reduziert, vor allem aber die elektronische Kampfführung des Gegners umgangen werden, der die Signale zur Steuerung der Drohne unterbindet. Dies führt allerdings dazu, dass die einzelne Drohne teurer wird. Zugleich ergreifen die Soldaten am Boden Maßnahmen zum Schutz vor Drohnen. Die einfachste sind Netze, die bereits seit langem über Fahrzeuge, Schützengräben und Eingänge zu Schutzverschlägen werden. Mittlerweile werden aber auch elektronische Sperren hergestellt und an die Front geliefert. Bislang ist die Anzahl solcher Geräte nicht sehr groß, doch dies wird sich im Laufe des Jahres 2024 ändern. Bereits heute sind überall im frontnahen rückwärtigen Raum Truppen der elektronischen Kampfführung im Einsatz. Wenn es gleichwohl dort zu Angriffen auf bedeutende Ziele mit Raketen und Artilleriegeschützen kommt, so liegt dies daran, dass die Ziele von Satelliten aus dem Weltraum oder von hochfliegenden Aufklärungsdrohnen aus entdeckt wurden.

Vergleicht man die Fähigkeiten der beiden Kriegsparteien, schneidet nach Auffassung verschiedener Experten Russland bei der elektronischen Kampfführung besser ab, während die Ukraine bei der Erfassung und Zerstörung gegnerischer Artillerie sowie beim Einsatz von Raketen mittlerer Reichweite wie jenen vom Typ Himars überlegen ist.

Neue Männer für die Front: Söldner, Zeitsoldaten, Rekruten

Die Intensität des Krieges hat einen erheblichen Einfluss auf die Bereitschaft russländischer Männer, sich an dem Krieg zu beteiligen. Im Jahr 2023 wurde keineswegs an allen Abschnitten der 1000 Kilometer langen Front intensiv gekämpft. Die Zahl der entsprechenden Abschnitte ist sogar gesunken. Zu Beginn des Jahres wurde an rund zwölf Stellen massiv gekämpft, später nur noch an vier Abschnitten. Erst seit Dezember wird aufgrund der erneuten Offensive Russlands wieder an sieben Orten intensiv gekämpft. Dies führt dazu, dass manche Einheiten der russländischen Armee 30 Prozent der Soldaten oder sogar mehr durch Verwundung oder Tod verloren haben, andere Einheiten jedoch überhaupt keine Verluste zu verzeichnen hatten. Neben dem hohen Sold, der pünktlich ausgezahlt wird, ist dies ein wesentlicher Grund, warum viele Männer in Russland bereit sind, einen Vertrag mit der Armee zu unterschreiben und diesen später zu verlängern. Im Jahr 2022 war die Lage noch ganz anders. Russlands Armee war in der Offensive und erlitt kontinuierlich hohe Verluste. Im Jahr 2023 war Russland hingegen überwiegend auf Verteidigung der eroberten Gebiete eingestellt. Zudem wurden die für Offensivoperationen vorgesehenen Sturmtrupps, in denen zahlreiche Strafgefangene eingesetzt werden, recht klar von den übrigen Einheiten getrennt. Viele Männer erlebten daher die schlimmsten Schrecken des Kriegs nicht, verlängerten ihren Vertrag und verbreiteten sicher auch unter Bekannten in der Heimat die Kunde, dass der Alltag an der Front gar nicht so schlimm sei. Dies hat dazu geführt, dass Russland Ende 2023 rund 500 000 Soldaten unter Vertrag hat, ohne dass der Kreml eine neue Zwangsmobilmachung wie im September 2022 verkünden musste. Jene, die damals eingezogen worden waren, sind dennoch nicht aus der Armee entlassen worden. Ungeachtet dessen hatte die Staatsduma im Frühsommer 2023 eine Reihe drakonischer Gesetze verabschiedet, welche die Präsidialadministration ausgearbeitet hatte, die den reibungslosen Verlauf einer möglichen neuen Mobilisierungswelle garantieren sollen. Mit ihnen wurden sämtliche Lücken geschlossen, die es noch im Jahr 2022 ermöglicht hatten, sich der Einberufung zu entziehen. Bislang kommen diese Gesetze jedoch nicht zur Anwendung. Im Herbst 2023 haben sich die Behörden darauf konzentriert, Männer in die Armee zu zwingen, die erst seit kurzem im Besitz der russländischen Staatsbürgerschaft sind und keinerlei Interesse an einem Fronteinsatz haben.

Ausgeschlossen ist eine neue Mobilmachung jedoch keineswegs. Diese könnte dann erfolgen, wenn Russland eine ausgedehnte Winteroffensive plant und dabei hohe Verluste erleidet. Wahrscheinlicher aber ist, dass diese Mobilmachung erst dann kommt, wenn die Armee über ausreichend Waffen, Munition und sonstige Ausrüstung verfügt, um neue große Formationen zu bilden, die für eine Ausweitung des Angriffs oder für die Schaffung eines – bereits geplanten – Verteidigungsgürtels an der Grenze zu Finnland benötigt werden.

Wesentlich prekärer ist die Lage der Ukraine. Noch zu Beginn des Jahres hatte die verbreitete Hoffnung auf eine Fortsetzung der Erfolge auf dem Schlachtfeld im Jahr 2022 dazu geführt, dass ausreichend Männer in die Armee und die Nationalgarde strömten. Das Scheitern der mit hohen Verlusten einhergehenden Gegenoffensive hat die Situation jedoch stark verändert. Die täglichen Todesmeldungen in den Lokalzeitungen haben dazu geführt, dass sich deutlich weniger Männer freiwillig melden und viele sich dem Zugriff der Wehrämter entziehen. Dies geschieht etwa mithilfe gefälschter Wehrunfähigkeitsbescheinigungen. Die ukrainischen Behörden haben aufgedeckt, dass einige Leiter lokaler oder regionaler Wehrersatzämter in großem Stil Bestechungsgeld für solche Bescheinigungen angenommen haben. Daraufhin wurden alle Leiter dieser Ämter entlassen und die Stellen mit Männern besetzt, die an der Front gekämpft haben. Nach drei Monaten stellte man fest, dass die Situation sich sogar verschlechtert hatte, weil die neuen Behördenleiter nicht in der Lage waren, neue Soldaten zu gewinnen.

Gleichzeitig verschärften die Behörden auch den Kampf gegen andere Formen der Fahnenflucht. Die Grenze wird nun schärfer überwacht, nachdem aufgedeckt worden war, dass insbesondere in den Karpaten immer wieder Gruppen von Männern mit Hilfe bezahlter Ortskundiger das Land verlassen hatten. Verändert hat sich auch der Blick auf die Praxis, dass Männer im Alter von 18–60 Jahren, denen die Ausreise während des Kriegszustands grundsätzlich verboten ist, als „Freiwillige“ einer – echten oder vorgetäuschten ‑ Hilfsorganisation Ausnahmegenehmigungen erhalten.

All dies hat nicht geholfen. Im Dezember sah sich die ukrainische Führung mit der Tatsache konfrontiert, dass einige an der Front kämpfenden Einheiten dringend neue Soldaten benötigen, es jedoch praktisch keine Freiwilligen mehr gibt und zugleich die Familien der eingezogenen Soldaten, die bereits seit zwei Jahren an der Front eingesetzt sind, immer lautstärker eine Rotation fordern. Der Bedarf an neuen Soldaten wird auf 500 000 Mann geschätzt. Die Methoden zur Einberufung wurden daher massiv verschärft. Bei Kontrollen etwa in Sportzentren und Einkaufszentren wurden potentielle Rekruten ausfindig gemacht. Vor allem soll das Einberufungsalter per Gesetz von 27 auf 25 Jahre gesenkt werden und eine für alle Bürger verpflichtende mehrmonatige Grundwehrausbildung eingeführt werden. Wer sich der Einberufung entzieht, soll mit massiven Einschränkungen belegt werden, etwa mit dem Entzug bestimmter Rechte und des Anspruchs auf staatliche Leistungen. Ein weiteres Ansinnen, das Verteidigungsminister Umerov Ende Dezember 2023 verkündete, betrifft die im Ausland lebenden ukrainischen Männer, darunter etwa 200 000 in Deutschland. Diese sollen, notfalls unter Androhung von Sanktionen, dazu gebracht werden, in die Ukraine zurückzukehren und sich dort bei den Wehrersatzämtern zu melden.

All diese Pläne haben zu einer heftigen politischen Debatte geführt. Der Oberkommandierende der ukrainischen Armee, Valerij Zalužnyj, musste zurückrudern und erklären, dass nicht sofort 500 000 Männer eingezogen werden sollen, sondern die Zahl auf das ganze Jahr 2024 berechnet sei. Auch wurde klar, dass die Ukraine gar nicht in der Lage wäre, eine solche Zahl neuer Soldaten in kurzer Zeit auszurüsten. Auch die Ankündigung, Männer aus dem Ausland mit Druck zur Rückkehr bewegen zu wollen, wird mittlerweile als Fehlinterpretation dargestellt.

All dies zeigt, dass der Konsens in der ukrainischen Gesellschaft über den Umgang mit dem von Russland aufgezwungenen Krieg aufgebrochen ist. Auch der soziale Druck wirkt nicht mehr. Dies zeigte sich besonders deutlich daran, dass nach den russländischen Luftangriffen vom 29. Dezember 2023 und dem 2. Januar 2024 erstmals seit dem Frühsommer 2022 wieder in großer Zahl Bilder der Einschläge in den sozialen Medien auftauchten. Zuvor war dieses Tabu, das offiziell dazu diente, dem Gegner keine Informationen über die Zielgenauigkeit seiner Angriffe zu liefern, zugleich aber auch eine resignative Stimmung verhindern sollte, streng beachtet worden.

Die ukrainische Führung kann die äußerst schwierige Lage nicht mehr leugnen. Sie spricht offen davon, dass Russland ein größeres Mobilisierungspotential hat, verbreitet jedoch die Hoffnung, dass die Verluste, die Russland erlitten hat und weiter erleidet, letztlich doch viele Männer in Russland von dem Dienst in der Armee abschreckt.

Fazit

Das Jahr 2023 begann mit der Hoffnung auf einen Sieg der angegriffenen Ukraine über den Angreifer Russland. Manche Beobachter bemerkten zwar sorgenvoll, wie die Ukraine die Städte Soledar und Bachmut verlor. Doch getragen von den Siegen im Sommer und Herbst 2022 überwog in der Ukraine und bei deren Unterstützern die Gewissheit, dass Russland dort sinnlos seine Kräfte verschleißen würde, während die Ukraine sich mit Geduld auf eine große Offensive vorbereitet, die die Lage komplett verändert und eine Wiederherstellung der Kontrolle über das gesamte Land in den Grenzen von 1991 erlaubt.

Die deprimierende Bilanz des Jahres 2023 lautet: Auch das bescheidenere Ziel – eine Befreiung des Südens und der Krim – ist in weite Ferne gerückt. Das einzige, was die Ukraine erreicht hat, ist die Schwächung und Verdrängung der russländischen Schwarzmeer-Flotte aus dem nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres.

Nach heutigem Stand hat die Ukraine zwei Optionen: Sie kann für das Jahr 2024 einen Abwehrkrieg planen, bei dem sie sich allenfalls kleinere Operationen zur Befreiung des linken Dnipro-Ufers erlaubt – um im Jahr 2025 mit neuen Kräften eine zweite große Gegenoffensive zu starten. Oder sie kann – etwa im Fall, dass trotz der Umstellung auf bloße Abwehr eine weitere Stadt oder gar zwei im Osten des Landes verloren gehen sollten und die westliche Militärhilfe nicht erhöht oder sogar gekürzt wird – einen Versuch starten, auf politischem Weg einen Waffenstillstand entlang einer Demarkationslinie zu erreichen, die jener gleicht, die Süd- und Nordkorea trennt, oder – ein Vergleich, der in der Ukraine öfter gezogen wird – der einstigen Grenze zwischen der BRD und der DDR.

Das zentrale Problem ist, dass Russlands Führung zu einem solchen Waffenstillstand nicht bereit ist. Der Kreml verlangt, dass die Ukraine die „neuen territorialen Realitäten“ anerkennt, worunter er auch die Übergabe der von der Ukraine gehaltenen, von Russland aber bereits annektierten westlichen Teile der teilbesetzten Gebiete Donec’k, Cherson und Zaporižžja einschließlich der Großstadt Zaporižžja versteht.

Daraus folgt, dass der Krieg weitergehen wird. Neben der westlichen Hilfe gibt es zwei weitere Faktoren, die seinen Verlauf entscheidend bestimmen werden: die Kriegsziele der beiden Seiten und ihre Ressourcen. Bei den Ressourcen haben beide Seite unausgeschöpfte Potentiale. Wie Russland verfügt auch die Ukraine über große industrielle Möglichkeiten und grundsätzlich auch über eine große Zahl wehrfähiger Männer ‑ so sie diese zum Dienst in der Armee bringen kann. Russlands Achillesferse ist die große Abhängigkeit von westlichen Komponenten für die Rüstungsproduktion. Zudem benötigt es Munitionsnachschub aus Nordkorea und dem Iran, deren Vorräte nicht unerschöpflich sind. Setzt Russlands Armee ihre Winteroffensive wie bisher fort, wird sie alle Reserven aufbrauchen und kann keine neuen für die Zeit danach anlegen. Gelingt es dem Westen, den Zustrom von Komponenten für Rüstungsgüter zu unterbinden, der Russland über die verschiedensten Kanäle weiter erreicht, und entschließt er sich gleichzeitig, die Ukraine beim Ausbau der eigenen Rüstungsproduktion zu unterstützen, dann könnte sich das Blatt im Jahr 2025 noch einmal wenden. Voraussetzung ist, dass die politische und militärische Führung der Ukraine nicht ein weiteres Mal die Fähigkeiten des Gegners unterschätzt und die Armee unter hohem Verlust von Menschen und Material gegen massiv befestigte Stellungen anrennen lässt.

Aus dem Russischen von Volker Weichsel, Berlin

Dieser Lagebericht stützt sich auf die vergleichende Auswertung Dutzender Quellen zu jedem der dargestellten Ereignisse. Einer der Ausgangspunkte sind die Meldungen der ukrainischen sowie der russländischen Nachrichtenagenturen UNIAN und RIA. Beide aggregieren die offiziellen (Generalstab, Verteidigungsministerium, etc.) und halboffiziellen Meldungen (kämpfende Einheiten beider Seiten, ukrainische Stadtverwaltungen, etc.) der beiden Kriegsparteien. Der Vergleich ergibt sowohl übereinstimmende als auch widersprüchliche Meldungen und Darstellungen.

Zur kontrastierenden Prüfung ukrainischer Meldungen werden auch die wichtigsten russländischen Telegram- und Livejournal-Kanäle herangezogen, in denen die Ereignisse dieses Kriegs dargestellt und kommentiert werden, darunter die des Kriegsberichterstatters der Komsomol’skaja Pravda Aleksandr Koc (https://t.me/sashakots) sowie des Novorossija-Bloggers „Colonel Cassad“ (Boris Rožin, https://colonelcassad.livejournal.com/) sowie des Beobachters Igor’ Girkin Strelkov (https://t.me/strelkovii).

Wichtige Quellen sind auch die Berichte, Reportagen und Analysen von Meduza und Novaja Gazeta Europe. Ebenfalls berücksichtigt werden die täglichen Analysen des Institute for the Study of War (www.understandingwar.org), das auf ähnliche Quellen zurückgreift.

Die Vielzahl der abzugleichenden Quellen wäre ohne Hilfe nicht zu bewältigen. Dem Autor arbeiten drei Beobachter des Kriegsgeschehens zu, die für Beratung in militärtechnischen Fragen, Faktencheck und Sichtung russisch- und ukrainischsprachiger Publikationen aus dem liberalen Spektrum zuständig sind und dem Autor Hinweise auf Primärquellen zusenden.

Die jahrelange wissenschaftliche Arbeit zu den ukrainischen Regionen sowie zahlreiche Reisen in das heutige Kriegsgebiet erlauben dem Autor, auf der Basis von Erfahrungen und Ortskenntnissen den Wahrheitsgehalt und die Relevanz von Meldungen in den sozialen Medien einzuschätzen.