Die überdehnte These der Katharina Bluhm
Katharina Blum sucht in ihrer Studie „Russland und der Westen. Ideologie, Ökonomie und Politik seit dem Ende der Sowjetunion“ nach den Wurzeln des russischen Nationalismus und der antiwestlichen Staatsideologie unter Putin. Ihre These: Die „neoliberale Schocktherapie“ und die gesellschaftlichen Verwerfungen in den 1990er Jahren seien der Nährboden gewesen für die konservative Ideologie und das imperiale Denken des Putin-Regimes. Für Manfred Sapper greift dies zu kurz: Er sieht personelle und politische Kontinuitäten am Werk, die seit der Sowjetzeit den repressiven Herrschaftsstil und das konservative Weltbild der Führung im Land bestimmen. „Der gesamte illiberale, konservative, imperiale ideologische Sumpf existierte in Russland lange, bevor neoliberale Rezepte in der Transformationsphase überhaupt Wirkung entfalten konnten.“
Soziopolis, 14.3.2024