Erklärung russländischer Biologen

An die Redaktionen von RIA Novosti, Gazeta.ru, Russia Today, Fontanka, Komsomolskaja Pravda und anderen Medien, die bewusst falsche Informationen über angeblich in der Ukraine gefundene biologische Waffen verbreiten.

Absender: Biologen, Absolventen russländischer Universitäten

Stellen Sie das Propagieren von Lügen, Falschinformationen und Hass ein

Am 6. März berichteten zahlreiche russländische Medien unter Berufung auf eine Erklärung des Sprechers des Verteidigungsministeriums Igor‘ Konašenkov, die Ukraine habe hastig Spuren eines vom Pentagon finanzierten Biowaffenprogramms beseitigt. In den Berichten heißt es, in entsprechenden Laboren seien Unterlagen über die am 24. Februar angeordnete sofortige Vernichtung von besonders gefährlichen Krankheitserregern beschlagnahmt worden: Erreger von Pest, Milzbrand, Tularämie, Cholera und anderen tödlichen Krankheiten. Darüber hinaus wurde behauptet, „tausende Proben slawischer DNA“ seien aus der Ukraine herausgeschafft worden und in der Ukraine selbst gebe es mehrere Speziallabore, in denen „die DNA der Slawen zum Zwecke der Schaffung einer speziell gegen diese einsetzbaren biologischen Waffe“ analysiert würde.

Jeder Journalist, der den grundlegenden Normen seines Berufsstands verbunden ist, hat die Pflicht, die bei solchen Presseerklärungen vorgelegten Belege zu prüfen und gegebenenfalls Experten zu Rate zu ziehen. Dies wurde unterlassen. Die den Medien in dieser Sache vorgelegten "Beweise" sind eindeutig unhaltbar. Aus ihnen geht in keiner Weise hervor, dass an der Entwicklung biologischer Waffen gearbeitet oder gar besonders gefährliche Krankheitserreger in den Labors gefunden wurden.

In der von RIA Novosti und anderen Medien in Russland veröffentlichten Liste der angeblich vernichteten Erreger findet sich kein einziger, der als besonders gefährlich klassifiziert ist. Die Liste enthält ausschließlich Stämme, deren Verwendung in mikrobiologischen und insbesondere epidemiologischen Labors gang und gäbe ist. Die Aussage von General Konašenkov, in dem zur Verfügung gestellten Beweismaterial gäbe es Hinweise auf „Erreger von Pest, Milzbrand, Tularämie und Cholera“ ist frei erfunden. Es sei darauf hingewiesen, dass selbst das Vorhandensein solcher Erreger in einem Labor, das an der Erforschung besonders gefährlicher Infektionskrankheiten arbeitet, keinerlei Beweis für ein Programm zur Entwicklung biologischer Waffen wäre.

Darüber hinaus sei darauf hingewiesen, dass Vorstellung, es gebe eine „slawische DNA", die es erlaube, biologische Waffen speziell gegen Slawen einzusetzen, absolut krude ist. Jeder, der aus der Schule mit den Grundlagen der Genetik vertraut ist, weiß dies. Und doch haben viele Medien in Russland dies verbreitet. Solche Vorstellungen fallen in die gleiche Kategorie wie die Theorien der deutschen Nationalsozialisten von der Existenz einer "arischen Herrenrasse".

Wir fordern, dass die Verbreitung der falschen, auf keinerlei sachlichen Grundlage beruhenden und alleine dem Schüren von Hass dienenden Behauptung über angebliche Beweise für die Entwicklung biologischer Waffen in ukrainischen Labors eingestellt wird. Wir fordern eine Veröffentlichung der Belege, dass es sich bei den Behauptungen eindeutig um die Unwahrheit handelt.

Biologen, Absolventen russländischer Universitäten

Aus dem Russischen von Volker Weichsel

Quelle: Facebook-Seite des Molekularbiologen Evgenij Levitin