Die ukrainische Stadt Ternopil wurde in der vergangenen Woche schwer getroffen.
Die ukrainische Stadt Ternopil wurde in der vergangenen Woche schwer getroffen.

Putins rätselhafte neue Rakete

Russland setzt eine neue Interkontinentalrakete ein: die 143. Kriegswoche

Nikolaj Mitrokhin, 28.11.2024

Russland hat die Ukraine mit einer bisher unbekannten Rakete angegriffen. Experten erkennen darin eine Interkontinentalrakete, die mehrere Sprengköpfe sowie achtmal mehr Ladung tragen kann als eine Iskander-Rakete. Sie kann nur von den neuesten amerikanischen Raketenabwehrsystemen abgefangen werden, über die die Ukraine nicht verfügt. Die größte Bedrohung für die Ukraine aus der Luft ist jedoch nicht diese neue von Putin „Orešnik“ getaufte Rakete, sondern es sind immer intelligentere Angriffsdrohnen und Drohnen-Attrappen. Auch an den wichtigsten Frontabschnitten, bei Kurachove, Kupjans’k sowie in Kursk, entwickelt sich die Lage für die Ukraine nachteilig. Der Skandal um gefälschte Eroberungen fordert mit einem „Helden Russlands“ ein hochrangiges Opfer. Nach Nordkorea könnte nun auch Südkorea Waffen für den Krieg liefern.

"Orešnik" als Antwort auf "Storm Shadow"

Die größte Sensation der Woche war der "Test" einer russischen ballistischen Mittelstreckenrakete, die der russische Präsident Vladimir Putin "Orešnik" nannte. Sie flog am 21. November auf die Rüstungsfabrik Južmaš in Dnipro und ist als Reaktion auf den ukrainischen Beschuss mit westlichen Langstreckenraketen zu werten. Diese britisch-französischen Raketen vom Typ "Storm Shadow" hatten zuvor am 19. November ein Artilleriewaffendepot in der Region Brjansk und am 20. November die russische Kommandozentrale des Verbandes "Nord" im Dorf Mar‘ino in der Region Kursk getroffen.

Man muss allerdings genau unterscheiden: In der "Orešnik" erkennen Experten entweder die bereits bekannte 50-Tonnen-Interkontinentalrakete (ICBM) RS-26 Rubež oder eine ähnliche Variante aus der ICBM-Gattung Jars‚ die ebenfalls zu Rubež gehört, aber vor Putins Ansprache vom 21. November niemandem unter diesem Namen bekannt war. Vor allem aber ist darauf hinzuweisen, dass die neue Rakete in einer Demonstrations- und nicht in einer Kampfversion eingesetzt worden ist. Vereinfacht gesagt, trug sie statt echter Sprengköpfe nur Dummy-Sprengköpfe, die bestenfalls nur geringe Zerstörungen verursachen sollen. Auf den Satellitenbildern vom Južmaš-Werk, dem größten Unternehmen des ukrainischen Verteidigungskomplexes, vom 23. November waren jedenfalls keine nennenswerten Schäden zu erkennen. All dies sah eher wie ein "Gruß" der russischen Raketenbauer an die ukrainischen Kollegen aus. Es handelte es sich aber auch um eine Warnung der russischen Behörden, die Produktion der ukrainischen Marschflugkörper "Neptun" sowie anderer Waffentypen im Južmaš-Werk nicht weiter zu erhöhen.

Die russländische Rakete ist in der Tat eine mächtige Waffe. Sie ist in der Lage, etwa acht Ladungen einer Iskander-Rakete auf einmal auf einen Ort abzufeuern. Sie kann nur von den neuesten amerikanischen Raketenabwehrsystemen abgefangen werden, die aber in naher Zukunft sehr wahrscheinlich nicht an die Ukraine geliefert werden, da sie sehr teuer sind und selbst in der Armee des Herstellerlandes nur in geringer Zahl vorhanden sind. Andererseits ist nicht klar, wie viele solcher "Orešniki" Russland produzieren kann. Die Russländische Föderation ist in der Lage, drei Iskander-Raketen pro Tag zu fertigen. Die "Orešnik" ist aber eine komplexere und teurere Rakete.

Die Ukraine ließ sich jedoch von der "Orešnik" nicht einschüchtern. Am 23. November wurden die Angriffe mit westlichen Raketen auf russische Ziele in den Schwarzerdegebieten wieder aufgenommen. Vorrangige Ziele für die ukrainischen Streitkräfte sind dabei offenbar große und teure Luftabwehrsysteme wie die S-400. Denn diese helfen auch kleineren russischen Systemen wie dem Kurzstrecken-Flugabwehrsystem Pancir‘, ukrainische Langstreckendrohnen, die auf Ziele tief im Landesinneren Russlands zielen, im Voraus zu erkennen. Russland bestätigte den Verlust eines Fahrzeugs mit einem S-400-Radarsystem in der Nähe von Kursk nach dem Angriff mehrerer ATACMS am 25. November. Kriegsreporter veröffentlichten Fotos und Informationen über den Tod von fünf Offizieren. Im Internet erschienen auch Videos von ATACMS mit Streumunition, die auf den Flugplatz Kursk-Vostočnij (Chalino) flogen. Zu sehen sind zwei Einschläge auf eine S-400-Stellung, die den Angriff abzuwehren versuchte.

Die Situation erinnert an die Krim im Frühjahr 2024: Damals verloren die russischen Streitkräfte nach dem Beginn der Angriffe mit ähnlichen westlichen Raketen bis zu sechs S-400- und S-300-Komplexe, möglicherweise sogar S-500. Zudem wurden mehrere große Bodenziele zerstört, darunter Schiffe, Flugzeuge sowie Kommunikations- und Kontrollpunkte. Dies endete erst, als russische Raketenwerfer anfingen, 80 bis 90 Prozent der ATACMS, Storm Shadow und Neptun sicher abzufangen, sodass weitere Angriffe praktisch sinnlos und sehr teuer wurden. Die russischen Flugabwehrschützen in den zentralen und südlichen Regionen Russlands verfügen noch nicht über eine ausreichende Erfahrung in diesem Bereich. Daher sind sie die ersten Opfer.

Die größte Bedrohung für die Ukraine aus der Luft ist indes nicht die "Orešnik". Es sind die fortlaufend modifizierten und immer intelligenteren Angriffsdrohnen, die der russische militärisch-industrielle Komplex in immer größerer Zahl produziert. In der Nacht vom 25. auf den 26. November haben die russischen Streitkräfte 188 Drohnen auf Ziele in der Ukraine abgeschossen, ein neuer Rekord. Es gelang der ukrainischen Luftabwehr nach eigenen Angaben nur, 76 davon abzufangen. Selbst in Kiew, wo fünf Stunden lang Luftalarm herrschte, wurde nur die Hälfte der Drohnen abgefangen. Wie es im Rest des Landes aussah, verschweigen die ukrainischen Behörden. Aus den Daten der Stromausfälle lässt sich aber ablesen, dass etwa in Ternopil, weit von der Front entfernt, „die schlimmste Stromnotlage seit Kriegsbeginn“ besteht. Der Nahverkehr und die Aufzüge in mehrstöckigen Gebäuden sind komplett ausgefallen, und es gibt kein Wasser. Informationen der Nachrichtenagentur Associated Press zufolge waren bis zu 50 Prozent der gegen die Ukraine eingesetzten Drohnen nur Attrappen. Sie dienten lediglich dazu, das ukrainische Luftabwehrsystem zu beschäftigen. Den Angaben zufolge kann die Fabrik in der Sonderwirtschaftszone "Alabuga“" in der Republik Tatarstan, die auch Shahed-Drohnen herstellt, etwa 40 günstigere unbewaffnete und etwa zehn bewaffnete Drohnen pro Tag produzieren. Wie glaubwürdig diese Zahlen sind, ist schwer zu sagen. Ukrainische Medien zeigen allerdings regelmäßig russische Drohnen verschiedener Typen, die billig produziert wurden und die den Typ Shahed nachahmen.

Die Lage an der Front

Die Lage an der Front ist für die ukrainischen Streitkräfte weiterhin nachteilig. Die Okkupationsarmee, die ihre Kräfte im Gebiet bei Kurachove konzentriert, schließt die Zange um die ukrainischen Truppen in diesem Gebiet weiter. Sie versucht so, die ukrainischen Truppen an die Grenzen der Region Dnipropetrovs‘k zu drängen. In diesem Fall geht es offenbar nicht darum, die ukrainische Armee einzukesseln. Es genügt den Russen, einen territorialen Vorteil zu erlangen und erhebliche Verluste bei der Erstürmung von Siedlungen zu vermeiden. Dem ukrainischen OSINT-Projekt DeepState zufolge hat die russische Armee bei den Kämpfen in der Ukraine in der vergangenen Woche fast 235 Quadratkilometer unter ihre Kontrolle gebracht. In keiner anderen Woche im Jahr 2024 gab es so große Geländegewinne. Die beiden Hauptgründe für die russischen Erfolge sind die Taktik der großen Truppen, mit denen die Besatzer ukrainische Einheiten in Verteidigungsgebieten angreifen, sowie die neue Konfiguration der Front, die sich für die ukrainischen Streitkräfte aufgrund des russischen Durchbruchs in Richtung Pokrovs’k deutlich verschlechtert hat. Ein weiterer Erfolgsfaktor für die Russen ist der Mangel an ukrainischen Soldaten an der Front. Laut ukrainischen Medien reichen die Soldaten in der Region Donec’k nicht einmal für die wichtigsten Verteidigungspositionen aus. Gleichzeitig gibt es in der Region Kursk, wo sich die ukrainische Armee unter dem Druck der russischen Armee langsam in den "aufgeblasenen Sack" zurückzieht, zwar genügend Kräfte. Die strategische Lage der Truppen ist aber ebenfalls äußerst ungünstig.

Kurachove und Velyka Novosilka

Die ukrainischen Streitkräfte ziehen ihre Einheiten langsam aus dem "Sack" um Kurachove ab. Das Gebiet ist aus der Luft gut sichtbar und wurde daher stark beschossen. Die Taktik der ukrainischen Armee, sich auf die Verteidigung der zahlreichen Siedlungen in der Region zu fokussieren, ist gescheitert. Die dortigen Artilleristen und Drohnenpiloten wurden von den wenigen Soldaten in den Festungen an der Frontlinie – meist in den Waldgebieten – nur unzureichend gedeckt. So können die russländischen Angreifer weiterhin die ukrainischen Stellungen über die Felder umgehen. Sie wechselt dabei zwischen zwei Taktiken: Kleine Panzerkolonnen, die Waldgürtel durchbrechen, sowie Aktivitäten von zwei bis fünf Mann starken Truppen, die mit Hilfe von Drohnen versteckte "Hochburgen" der ukrainischen Verteidigung aufspüren. Entweder besetzen sie diese in der Folge, wenn sie leer sind, oder sie organisieren die systematische "Ausräucherung". Erweist sich der "Stützpunkt" als größer, versuchen sie, ihn zu blockieren und zu umgehen und ihn mit Artillerie entscheidend zu treffen. Daraufhin ziehen sich die ukrainischen Soldaten entweder zurück oder sie ergeben sich. Im vergangenen Monat wurden in den ukrainischen Medien wiederholt Szenen gezeigt, in denen Gruppen von fünf bis elf ukrainischen Soldaten, die sich in solchen "Festungen" ergeben hatten, erschossen wurden. Zuletzt geschah dies am 26. November.

Die Führung der ukrainischen Streitkräfte hatte keine andere Wahl, als sich in Richtung Kurachove aus einer ganzen Reihe von Dörfern südlich und südöstlich von Kurachove zurückzuziehen. Dies war der Raum für die zweite Verteidigungslinie der ukrainischen Armee, nachdem die Verteidigungslinie bei Vuhledar durchbrochen worden war. Die Umgehung dieses Gebiets von Nordosten her und der Durchbruch der russischen Armee direkt in den östlichen Teil von Kurachove haben den Widerstand in diesem Gebiet sinnlos gemacht. Darüber hinaus kam es fünfzehn Kilometer weiter westlich zu einem äußerst unangenehmen, wenn auch recht vorhersehbaren Ereignis: Die russische Offensive an einem Abschnitt der Zaporižžja-Front, an dem die ukrainische Armee im Sommer und Herbst 2023 Erfolge erzielte, führte plötzlich zu einem echten Durchbruch. Dies ermöglichte es den russischen Streitkräften, in nur drei Tagen den nordöstlichen Stadtrand von Velyka Novosilka zu erreichen, der das Zentrum der ukrainischen Verbände in diesem Gebiet war. Die Straße nach Norden, die die ukrainischen Stellungen um die Stadt herum versorgt, ist offenbar abgeschnitten worden oder steht unter "Feuerkontrolle". Velyka Novosilka selbst ist unmittelbar von der Einnahme bedroht. Nördlich und westlich der Stadt wurde die Zwangsevakuierung der Bevölkerung angeordnet. Damit sind die breiten Zangen, die sich fünfzehn bis zwanzig Kilometer westlich von Kurachove schließen sollen und die damit mindestens die Hälfte der verbliebenen ukrainischen Stellungen im Süden der Region Donec’k abschneiden sollen, noch enger zusammengerückt.

Gebiet Kursk

In der Region Kursk setzen sich die schweren und blutigen Kämpfe fort, die hauptsächlich im nördlichen und östlichen Teil der von den ukrainischen Streitkräften kontrollierten "Blase" stattfinden. Im Laufe der Woche gelang es den russischen Streitkräften, das Dorf Dar‘ino zu befreien, um das sie seit mindestens anderthalb Monaten gekämpft hatten. Auch gelang es den russischen Streitkräften, einen langen von den Ukrainern kontrollierten "Appendix" im nördlichen Teil zu beseitigen. Internationale Medien schätzen, dass die ukrainische Armee in Kursk bereits etwa 40 Prozent des zunächst eroberten Gebietes wieder verloren hat. Und trotzdem kämpfen genau hier, und nicht im Donbass, die besten Einheiten. Die ukrainische militärische und politische Führung wiederholt jedoch immer wieder, dass es besser sei, auf feindlichem Gebiet zu kämpfen als auf eigenem, denn 45 000 russländische Soldaten würden dadurch außerhalb der Ukraine gebunden. Diese Argumentation erscheint vielen westlichen Beobachtern äußerst fragwürdig, insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Austauschs von Raketen und der schweren Krise in der Region Kurachove.

Im Norden der Region Charkiv

Das dritte Gebiet, in dem in dieser Woche militärische Operationen stattfanden, war die Region um Kupjans’k. Es scheint, dass es der verteidigenden Armee gelungen ist, den Angriff auf Kupjans’k zumindest zu unterbrechen. Am Morgen des 26. November meldeten die ukrainischen Streitkräfte, dass es gelungen sei, die Säuberung von Kupjans’k von den Besatzern abzuschließen. Unterdessen klärten sich auch die Umstände, wie der russische Durchbruch in die Stadt gelungen war: Mitte November hatte das russische Militär nordwestlich von Petropavlivka eine Offensive gestartet, und zwar während die ukrainischen Einheiten rotiert hatten. Die üblichen Rotationen der ukrainischen Brigaden haben schon mehrmals zum Verlust wichtiger Stellungen geführt. Das liegt daran, dass zunächst immer erst eine Brigade abgezogen wird, bevor bestenfalls nach Stunden eine ausgeruhte Einheit an ihre Stelle vorrückt. Die russischen Militärs überwachen solche Bewegungen ständig und bereiten ihre Einsatzkräfte darauf vor, schnell zu neuen, von den ukrainischen Streitkräften de facto kurzzeitig aufgegebenen Stellungen vorzudringen. So fiel bei der oben erwähnten Rotation der Bahnhof Kulagove im Nordosten von Kupjans’k kampflos in die Hände des russischen Militärs. Der Bahnhof konnte in der Folge für einen Angriff auf die Stadt entlang des minenfreien Bahndamms genutzt werden. Zwar scheint es der ukrainischen Armee in Kupjans’k gelungen zu sein, die Situation ein wenig zu korrigieren. Im Feld rücken die Besatzer aber weiter vor, und zwar durch die Flusstäler des Žerebez und des Oskil. Beide sind für eine Offensive nicht besonders gut geeignet. Trotzdem hat die russländische Armee in der vergangenen Woche den Žerebez überquert und ist in Richtung des Oskil vorgestoßen, etwa fünfzehn Kilometer westlich des von Russland kontrollierten Svatove, auf halbem Weg zwischen den Städten Lyman und Kupjans’k. Sollte sich diese Offensive positiv entwickeln, könnte sie für die verteidigende Armee überaus schmerzhafte Folgen haben. Die Frage ist, ob die ukrainische Armee die Reserven findet, um die Nabelschnur zu durchtrennen.

Das Gebiet Sivers’k und die Absetzung von Generaloberst Gennadij Anaškin

Der Skandal um die Fälschung von Eroberungen der russischen Streitkräfte in Richtung Sivers’k führte nicht nur zu Rücktritten und Verhaftungen in der 3. Armee. Es folgte die Absetzung des Kommandeurs der Gruppe "Süd", Generaloberst Gennadij Anaškin, wegen "systematischer Täuschung". Dieser hatte den Posten erst seit acht Monaten inne. Zuvor hatte er eine rasante Karriere hingelegt: Im Januar 2024 war er vom Befehlshaber der 8. Armee zum Stabschef des Militärbezirks Süd und bereits im März 2024 zum stellvertretenden Kommandeur des Bezirks ernannt worden. Anaškin war bis August 2014 Kommandeur einer Fallschirmjägerbrigade, die ihm für seine Teilnahme am Invasionskrieg in Georgien im Jahr 2008 den Titel "Held Russlands" eingebracht hatte. Er gilt als illoyal gegenüber dem russischen Oberbefehlshaber Valerij Gerasimov und hat sich durch seine stillschweigende Unterstützung der Meuterei von Evgenij Prigožin im Juni 2023 in Putins Augen diskreditiert. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum die erlogenen Eroberungen zu einer so harschen Reaktion gegen die 3. Armee führten.

Neue Abenteuer des nordkoreanischen Militärs

Das nordkoreanische Militär ist immer noch nicht an der Front erschienen, obwohl ukrainische und internationale Medien nicht aufhören, das Gegenteil zu behaupten. So berichtete etwa der amerikanische Nachrichtensender CNN am 23. November unter Berufung auf einen ukrainischen Kommandeur vom Auftauchen nordkoreanischer Truppen in Richtung Charkiv. Einen Tag später gab die Einsatzgruppe der ukrainischen Armee "Charkiv" eine Erklärung ab: "Dies entspricht nicht der Wahrheit. Die Person, von der diese Information stammt, ist kein offizieller Sprecher des Einsatzgruppe Charkiv und hat sich außerhalb seiner Kompetenz zur operativen Lage geäußert." Laut CNN sollen nordkoreanische Militärberater auch im besetzten Mariupol’ eingetroffen sein, "wo sie russische Einheiten unterstützen, aber getrennt leben". Die Glaubwürdigkeit solcher Berichte ist vermutlich gering. Gleiches gilt für die Meldungen, dass bei einem Angriff auf ein russisches Kontrollzentrum in der Region Kursk ein hochrangiger nordkoreanischer General verwundet und bis zu 500 nordkoreanische Militärangehörige, die sich offenbar alle in einem unterirdischen Bunker aufhielten, zusammen mit russischen Kommandeuren getötet worden sein sollen. Die Vorbereitungen für den Besuch des ukrainischen Verteidigungsministers Rustem Umerov in Südkorea, wo er unter dem Vorwand, das nordkoreanische Militär zu bekämpfen, um Waffen bitten wird, laufen. In diesem Zusammenhang begannen ukrainische und internationale Medien, Veröffentlichungen über die Gefahr der von Nordkorea hergestellten ballistischen Rakete KN-23 zu veröffentlichen. Sie soll nach ukrainischen Angaben bereits 60-mal bei Angriffen auf Großstädte eingesetzt worden sein. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unter Berufung auf Satellitenbilder, dass Nordkorea die Fabrik "im Namen des 11. Februars" in der Hafenstadt Hamhŭng und den benachbarten Vinalon-Komplex ausbaut, in dem der Treibstoff für die Raketen hergestellt wird.

Aus dem Russischen von Felix Eick, Berlin

Hinweis zu den Quellen: Die Berichte stützen sich auf die Auswertung Dutzender Quellen zu den dargestellten Ereignissen. Einer der Ausgangspunkte sind die Meldungen der ukrainischen sowie der russländischen Nachrichtenagenturen UNIAN und RIA. Beide aggregieren die offiziellen (Generalstab, Verteidigungsministerium, etc.) und halboffiziellen Meldungen (kämpfende Einheiten beider Seiten, ukrainische Stadtverwaltungen, etc.) der beiden Kriegsparteien. Der Vergleich ergibt sowohl übereinstimmende als auch widersprüchliche Meldungen und Darstellungen.

Zur kontrastierenden Prüfung ukrainischer Meldungen wie jene von Deep State (https://t.me/DeepStateUA/19452) – werden auch die wichtigsten russländischen Telegram- und Livejournal-Kanäle herangezogen, in denen die Ereignisse dieses Kriegs dargestellt und kommentiert werden, darunter „Rybar’“ (https://t.me/rybar), Dva Majora (https://t.me/dva_majors), und „Colonel Cassad“ (Boris Rožin, https://colonel cassad. livejournal.com/). Wichtige Quellen sind auch die Berichte, Reportagen und Analysen von Meduza und Novaja Gazeta Europe. Ebenfalls berücksichtigt werden die täglichen Analysen des Institute for the Study of War (www.understandingwar.org), das auf ähnliche Quellen zurückgreift