Sanktionen und Reaktionen

Auswirkungen auf die Wirtschaft Russlands

Roland Götz, 14.4.2022

Die Staaten der EU, das Vereinigte Königreich, die USA und Kanada sowie weitere Länder haben Russland seit dem Überfall auf die Ukraine Ende Februar 2022 mit Exportbeschränkungen, einem Ausschluss vieler russländischer Geschäftsbanken und der Zentralbank aus dem internationalen Zahlungsverkehr, Reisebeschränkungen für hohe Staatsfunktionäre und weiteren Maßnahmen bestraft. Auch die wegen der Annexion der Krim durch Russland und der offensichtlichen Förderung des bewaffneten separatistischen Aufstands im Südosten der Ukraine im August 2014 verhängten restriktiven Maßnahmen gelten weiterhin.[1] Die USA haben den Import von Erdöl und Erdölprodukten aus Russland verboten, die Europäische Union den von Kohle, wenn auch mit einer viermonatigen Übergangsfrist. Die EU-Länder konnten sich hingegen bislang nicht auf ein vor allem von den baltischen Ländern und Polen gefordertes Embargo auf den Import von Erdöl und Erdgas aus Russland einigen, dessen rasche Einführung vor allem Deutschland, Österreich, Bulgarien und Ungarn ablehnen.[2] Lediglich eine Reduktion dieser Einfuhren über einen längerfristigen Zeitraum ist geplant.

Viele Ausfuhrverbote, kaum Einfuhrverbote

Die EU, das Vereinigte Königreich, die USA und Kanada sowie weitere Länder[3] verbieten auf ihrem Hoheitsgebiet registrierten Unternehmen seit August 2014 und in erweitertem Umfang seit Februar/März 2022 und verschärft seit April 2022 den Export von Militär- und Hochtechnologiegütern, von Ausrüstungen für Technologien der Ölförderung sowie einiger Luxusgüter. Im Einzelnen handelt es sich neben Militärgütern jeglicher Art um Dual Use-Güter (die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke verwendet werden können), Luft- und Raumfahrzeuge, Computer, elektronische Bauteile unter anderem für Luftfahrtelektronik, Meeres- und Schiffstechnik, Luxusgüter wie Juwelen, hochwertige Uhren und Personenwagen sowie Ausrüstungen für die Ölverarbeitung und die Förderung von Erdöl aus der Tiefsee, in der Arktis und durch Fracking (Schieferöl). Außerdem untersagen diese Staaten Dienstleistungen für die genannten Arten der Ölförderung sowie die Wartung von Luftfahrzeugen. Keinem Verbot unterliegt die Ausfuhr eines breiten Sortiments von Konsum- und Investitionsgütern.

Importe aus Russland wurden bislang – mit wenigen Ausnahmen – nicht beschränkt: Die USA haben am 8. März 2022 ein Importembargo auf Erdöl und Erdölprodukte aus Russland verhängt. Im Jahr 2020 stammten zwar nur ein Prozent der US-Rohölimporte aus Russland, bei Erdölprodukten (Treibstoffen) waren es aber immerhin 23 Prozent.[4] Um den Ausfall zu kompensieren, geben die USA 2022 ein halbes Jahr lang täglich eine Million Barrel (insgesamt 28,6 Millionen t) aus ihrer strategischen Ölreserve frei und streben an, den 2019 eingestellten Import von Rohöl aus Venezuela wieder aufzunehmen.[5] Seit dem 11. März 2022 haben die USA zudem die Einfuhr von Alkohol, Fisch und Diamanten aus Russland untersagt. Die EU zog im März 2022 mit einem Importverbot für Eisen- und Stahlwaren und im April 2022 mit einem Importverbot für Kohle, Holz, Zement, Meeresfrüchte, Kaviar und Wodka nach.

Mitte März 2022 entzogen die USA, die EU und weitere Länder Russland auch die Meistbegünstigung im Handel. Dieses in der Welthandelsorganisation (WTO) verankerte Grundprinzip besagt, dass der günstigste Zolltarif, den ein WTO-Staat irgendeinem anderen WTO-Staat gewährt, auch allen anderen WTO-Staaten gewährt werden muss. Wirkung entfaltet dieser Schritt erst, wenn tatsächlich neue Importzölle auf bestimmte Waren aus Russland festgelegt werden.[6]

Finanzsanktionen

Handelssanktionen waren bis weit ins 20. Jahrhundert die einzige Form restriktiver Maßnahmen.[7] Seit einigen Jahrzehnten werden im Zusammenhang mit dem Übergang zur elektronischen Datenspeicherung und Datenübermittlung im Bankensektor auch Finanzsanktionen verhängt. Die von der EU und den USA in Abstimmung beschlossenen Finanzsanktionen verbieten Banken und anderen Finanzinstitutionen der EU und der USA, Bankgeschäfte mit ausgewählten russländischen Banken und Unternehmen sowie der Zentralbank Russlands zu tätigen oder ihnen Kredite zu gewähren.

Den Finanzinstitutionen der EU und der USA ist die Teilnahme an allen Investitionsvorhaben des russländischen Staatsfonds (Russian Direct Investment Fund, RDIF) verboten. Außerdem sind ihnen die Vergabe von Darlehen an die Zentralbank und an das Finanzministerium Russlands sowie der Wertpapierhandel mit diesen Einrichtungen untersagt. Finanzinstitutionen und Unternehmen der EU und der USA sind neue Investitionen in den Energiesektor Russlands verboten.

Da die Zentralbank Russlands ihre Devisenguthaben im Wert von rund 600 Milliarden US-Dollar teilweise auf Konten von Geschäftsbanken in den USA und der EU hält, kann sie über rund 300 Milliarden US-Dollar nicht mehr verfügen.[8] Ab dem 4. April 2022 ist auch die ausnahmsweise gewährte Zahlung von Zinsen für Schuldverschreibungen oder deren Rückzahlung über diese Konten nicht mehr möglich, was Russlands Zentralbank zwingt, ihre im Land verbleibenden Devisenreserven zu nutzen.[9] Auch kann sie die volle Auszahlung von Devisenguthaben an deren Besitzer in Russland nicht mehr garantieren. Ebenso kann sie dem Kursverfall des Rubels nicht mehr entgegenwirken, wie sie es in der Vergangenheit durch den Ankauf von Rubeln bei der Bevölkerung mit den nun gesperrten Devisen getan hat.[10] Seit dem 9. März bis zum 9. September 2022 dürfen – auf Veranlassung der Zentralbank – Banken und Wechselstuben in Russland keine US-Dollar oder Euro mehr gegen Rubel an natürliche Personen verkaufen.

Nur Personen, die Devisenguthaben bei Banken haben oder solche eröffnen, können sich davon bis zu 10 000 US-Dollar auszahlen lassen. Einheimische juristische Personen und Einzelunternehmer können für Dienstreisen ins Ausland gegen Rubel bis zu 5000 US-Dollar in bar erhalten.[11] Natürlich ist sofort ein Devisen-Schwarzmarkt entstanden.[12] Gleichzeitig arbeiten Privatleute und Unternehmen fieberhaft an Möglichkeiten, um die Sanktionen zu umgehen: Sie schichten Geld von sanktionierten russländischen Banken auf nichtsanktionierte internationale Institute um oder eröffnen Konten bei Banken in Zentralasien, um auf diese Weise wieder an international einsetzbare Kreditkarten zu gelangen.

Neben dem Verbot einer Teilnahme an Investitionsvorhaben und der Vergabe von Darlehen dürfen staatliche Einrichtungen der EU und der USA auch keine Finanzhilfen für den Handel mit Russland oder für Investitionen in Russland mehr gewähren. In Deutschland betrifft dies die sogenannten Hermesbürgschaften bzw. Hermesdeckungen, die die Kreditversicherungsgruppe Euler Hermes im Auftrag des Bundes zum Zwecke der Außenwirtschaftsförderung tätigt.

Seit dem 13. März 2022 sind des Weiteren sieben „systemrelevante“ Banken vom Finanznachrichtendienst SWIFT abgekoppelt. Sie können für Unternehmen keine internationalen Geschäfte mehr abwickeln, für die sie dieses System der Benachrichtigung über Finanzbewegungen brauchen. Ausgeschlossen wurden die VTB Bank (die ehemalige Außenhandelsbank Vneštorgbank, heute die zweitgrößte Bank Russlands), die Bank Otkrytie (die größte Privatbank Russlands), die Novikombank (sie steht im Besitz des Rüstungskonzerns Rostec), die Promsvjazbank (sie bedient staatliche Rüstungs- und Großaufträge), die Bank Rossija (sie bedient den engeren Kreis von Putins Machtelite und ist nicht zu verwechseln mit der Zentralbank Bank Rossii), die Sovkombank sowie die VEB (Vnešėkonombank, Außenwirtschaftsbank). Am 8. April 2022 wurden in Rahmen des „fünften Sanktionspakets“ der EU die VTB Bank, die Bank Otkrytie, die Novikombank und die Sovkombank durch ein Transaktionsverbot und Einfrieren ihrer Vermögenswerte vollständig vom westlichen Finanzmarkt ausgeschlossen.[13]

Zwei weitere systemrelevante Institute, die Sberbank (die „Sparkasse“ der Bevölkerung und der größte Kreditgeber der russländischen Wirtschaft) und die Gazprombank, bleiben dagegen von Sanktionen ausgenommen. Darauf haben mehrere EU-Länder, vor allem Deutschland, Frankreich und Italien bestanden, weil über diese beiden Institute die Zahlungen für Öl- und Gaslieferungen abgewickelt werden. Auch wurde angeführt, dass mit einem Ausschluss aller Banken aus dem Swift-System auch kleinen und mittleren Unternehmen in Russland und ihren ausländischen Geschäftspartnern der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr sehr erschwert oder sogar unmöglich gemacht würde.[14] Nur der in Wien ansässigen Sberbank Europe AG hat die österreichische Finanzmarktaufsicht die Fortführung ihres Geschäftsbetriebs untersagt.

Bereits seit 2014 ist es Banken aus den Ländern, die Finanzsanktionen verhängt haben, verboten, Schuldverschreibungen mit einer Laufzeit von über 30 Tagen von bestimmten russländischen Banken (Sberbank, VTB Bank, VĖB Bank, Gazprombank und die Landwirtschaftsbank Rossel’choz Bank) zu kaufen oder zu verkaufen. Jetzt gilt dieses Handelsverbot auch für ab dem 12. April 2022 emittierte Wertpapiere und Geldmarktinstrumente mit einer Laufzeit von unter 30 Tagen, die von den oben genannten sowie weiteren Banken (Al’fa Bank, Bank Otkrytie, Bank Rossija und Promsvjazbank), von russländischen Unternehmen der Militärgüter- und Ölindustrie sowie von staatlichen und teilstaatlichen Unternehmen (den Rüstungskonzernen Almaz-Antej und Rostec, dem Hersteller ziviler und militärischer Fahrzeuge Kamaz, dem Seehandelshafen Novorossijsk, der Russländischen Eisenbahn, der Reederei Sovkomflot und der United Shipbuilding Corporation und ihrer Tochterfirma Sevmaš) begeben wurden.

Banken in der EU ist es verboten, von russländischen Staatsangehörigen oder Institutionen Einlagen entgegenzunehmen, wenn der Gesamtwert der Einlagen pro Kreditinstitut 100 000 EUR übersteigt. Sie dürfen keine Wertpapiere, die von der Zentralbank Russlands nach dem 12. April 2022 begeben wurden, kaufen oder verkaufen.

Die westlichen Finanzsanktionen haben, so der Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank International AG (Wien) Gunter Deuber, erhebliche Auswirkungen auf die finanziellen und logistischen Möglichkeiten Russlands, Außenhandel zu betreiben – und dies auch in Bereichen, in denen noch keine Handelsrestriktionen verhängt wurden. So können beispielsweise 50 bis 80 Prozent des Öltankertransports nicht mehr durchgeführt werden. Die Handelsfinanzierung, die Absicherung von Russland-Risiken und die logistische Abwicklung des Handelsverkehrs sind wirtschaftlich nicht mehr rentabel.[15]

Sonstige Beschränkungen

Seit dem 25. Februar 2022 sind Visaerleichterungen zwischen der EU und Russland für Angehörige offizieller Delegationen der Russländischen Föderation, für Geschäftsleute und für Vertreter von Unternehmensverbänden ausgesetzt. Der Luftraum der EU ist für Flugzeuge aus Russland gesperrt. Den Auslandssendern Russia Today (RT) und Sputnik wurden die Rundfunklizenzen entzogen. Im April 2022 wurde unter russländischer Flagge fahrenden und von Firmen aus Russland betriebenen Schiffen untersagt, EU-Häfen anzulaufen. Fahrzeuge russländischer und belarussischer Speditionen dürfen nicht mehr in die EU einfahren. Ausgenommen sind Transporte von Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen, von Medikamenten sowie von Erdöl und Flüssiggas.

Personensanktionen

Die EU hat eine Reihe von Sanktionslisten veröffentlicht, nach denen die dort gelisteten natürlichen oder juristischen Personen, Organisationen oder Einrichtungen von Geschäften auf EU-Territorium ausgeschlossen werden.[16] Ihre EU-Konten sind gesperrt. Für die betreffenden Personen gilt ein Ein- und Durchreiseverbot in und durch die EU. Die Wirkung dieser außerhalb Russlands geltenden Personensanktionen darf jedoch nicht überschätzt werden: Russlands Führungsschicht vergrößert ihr Vermögen vor allem durch den Kauf von Immobilien und durch Unternehmensübernahmen im Inland.[17]

Nord Stream 2

Das Genehmigungsverfahren der Pipeline Nord Stream 2 ist laut Wirtschaftsminister Robert Habeck am 22. Februar 2022 „vorerst gestoppt“ worden.[18] Es handelte sich bei diesem Schritt nicht um eine förmliche Sanktion, denn „restriktive Maßnahmen“ müssen von den Regierungen der EU-Länder einstimmig beschlossen werden. Vielmehr hat die amtierende Bundesregierung den von der Vorgängerregierung am 26.10.2021 der Bundesnetzagentur übermittelten Versorgungssicherheitsbericht zurückgezogen, der nach Paragraph 4b Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)[19] dann erforderlich ist, wenn der Transportnetzbetreiber „von einer oder mehreren Personen aus einem oder mehreren Staaten, die nicht der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören (Drittstaaten), allein oder gemeinsam kontrolliert wird“. Sie tat das, obwohl die in Zug in der Schweiz ansässige Nord Stream 2 AG im Januar 2022 die Gastransportgesellschaft Gas for Europe GmbH mit Sitz in Schwerin gegründet und ihre Zertifizierung als Unabhängiger Netzbetreiber und Eigentümer des im deutschen Hoheitsgebiet gelegenen Segments der Leitung sowie der Anlandestation beantragt hat und damit die Voraussetzung des 4b EnWG nicht gegeben war. Warum der Betrieb der Nord Stream 2 die Versorgungssicherheit der Bundesrepublik gefährden könnte, wurde nicht kommuniziert. Die Bundesregierung wollte damit offenbar dem Vorwurf entgegentreten, sie stelle die Interessen der Ukraine hinter die Wirtschaftsinteressen Deutschlands zurück.[20] Sie tat dies jedoch erst, nachdem sie mit der langen Zurückweisung dieses Vorwurfs bereits großen außenpolitischen Schaden verursacht hatte.

Gazprom Germania

Mit Wirkung vom 4. April 2022 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Leitung der in Berlin ansässigen Gazprom Germania GmbH an die Bundesnetzagentur übertragen.[21] Anlass dafür war, dass Gazprom das Eigentum an seiner Tochtergesellschaft am 25. März 2022 an die Gazprom export business services LLC (GPEBS) mit Sitz in Russland übertragen hatte. Diese wird wiederum von der Joint Stock Company Palmary kontrolliert, die ebenfalls in Russland ansässig ist. Da dieser Vorgang nicht, wie im Außenwirtschaftsgesetz (AWG) bestimmt ist, dem Bundeswirtschaftsministerium gemeldet wurde und Gazprom Germania unter Verstoß gegen Vorschriften des AWG liquidiert wurde, war das Ministerium formell zum Einschreiten berechtigt. Inhaltlich wurde der Schritt von Minister Habeck damit begründet, dass das Unternehmen als Betreiber „kritischer Infrastruktur“ – es ist Eigentümer des Gashandelsunternehmens Wingas GmbH und der Speichergesellschaft Astora GmbH (beide mit Sitz in Kassel), die ein Viertel der deutschen Gasspeicher besitzt – nicht „willkürlichen Entscheidungen des Kreml“ ausgesetzt werden dürfe.[22]

Die Reaktion privater Unternehmen auf Russlands Angriff

Viele in den USA und in der EU ansässige Unternehmen haben sich in Folge expliziter Sanktionen oder auf Grund öffentlichen Drucks aus dem russländischen Markt zurückgezogen.[23] Lieferungen nach Russland haben neben vielen anderen die Firmen Nike, Playmobil, Ikea, H&M, General Motors, Mercedes-Benz, BMW, Ford, Land Rover, Toyota und Mazda eingestellt. Die Ketten McDonald’s, Kentucky Fried Chicken und Starbucks haben den Betrieb ihrer Filialen eingestellt, Mercedes-Benz, Toyota, BMW, Hyundai und Volkswagen ihre Werke in Russland geschlossen. Daimler Truck hat seine Kooperation mit dem russländischen Lkw-Hersteller Kamaz eingestellt. Der Containertransport von und nach Russland wurde eingestellt.[24] Da drei Viertel der in Russland genutzten Verkehrsflugzeuge in der EU, in den USA und in Kanada gebaut wurden, ist ihr Flugbetrieb, nachdem ihre Wartung durch die Herstellerfirmen nicht mehr möglich ist, nach internationalen Standards nicht mehr gewährleistet. In Russland ausgegebene Kreditkarten von Mastercard und Visa sind ab dem 5. März 2022 für Zahlungen im Ausland blockiert.[25] Internationale Sportorganisationen und Kultureinrichtungen haben ihre Teilnahme an geplanten Veranstaltungen in Russland abgesagt.[26]

Wie bei den Handels- und Finanzsanktionen finden auch hier umfangreiche Ausweichbewegungen statt, um den Warenfluss trotz Einstellung der Direktlieferungen nach Russland aufrechtzuerhalten. Zwei wichtige Umschlagplätze für den Import sowohl von Zwischenprodukten als auch Fertigwaren sind Belarus und die Türkei.

Internationale Ratingagenturen gehen davon aus, dass Russland schon bald fällig werdende Schulden nicht mehr bedienen wird. Sie haben nach dem Angriff auf die Ukraine die Kreditwürdigkeit Russlands innerhalb weniger Tage auf „Ramschniveau“ gesetzt. Sie erwarten einen faktischen Zahlungsausfall Russlands, da der Kreml bereits erklärt hat, dass Russland Devisenschulden nur noch in (nicht konvertierbaren) Rubel bedienen werde. Im Unterschied zum default im August 1998, der überwiegend Banken und Private in Russland betraf, die hochverzinsliche Staatsanleihen gekauft hatten, wären heute vor allem natürliche und juristische Personen im Ausland betroffen, die russländische Schuldverschreibungen gekauft haben.[27]

Auswirkungen auf Russlands Volkswirtschaft

Russlands Ökonomen gingen noch Ende des Jahres 2021 davon aus, dass sich im Jahr 2022 der positive Trend beim Wirtschaftswachstum, der sich nach dem pandemiebedingten Wachstumseinbruch im Jahr 2020 schon 2021 abgezeichnet hatte, fortsetzen werde. Nun erlebt Russlands Volkswirtschaft aufgrund der „externen Schocks“ durch den Krieg in der Ukraine, die Sanktionen und den Rückzug westlicher Unternehmen einen massiven Einbruch. Der offizielle Wechselkurs des Rubels ist zunächst abgestürzt, hat sich aber wieder weitgehend erholt. Er gilt jedoch nicht für die Bevölkerung.[28] Die Zentralbank musste den Diskontsatz von zehn auf 20 Prozent verdoppeln, um die Währungsspekulation einzudämmen. Die Inflation hat angezogen, die Zentralbank Russlands geht für 2022 von einer Rate von 20 Prozent aus.[29] Zu rechnen ist mit wachsender Kapitalflucht und sinkenden ausländischen Direktinvestitionen. Die Emigration von gut ausgebildeten Arbeitskräften vor allem aus der IT-Branche hat schon begonnen und wird weiter zunehmen.

In einer vorläufigen Bilanz prognostizierte Russlands Zentralbank (Bank Rossii) Anfang März 2022 als Mittelwert der Prognosen von 18 russländischen Wirtschaftsexperten (deren Identität und Gutachten nicht bekannt sind) für 2022 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts Russlands um acht Prozent.[30] Goldman Sachs und JP Morgan erwarten beide für 2022 einen BIP-Rückgang um sieben Prozent, das Polish Economic Institute sowie das Institute of International Finance (IIF) sogar von 15–20 Prozent.[31] Das Bank of Finland Institute for Emerging Economies (BOFIT) prognostiziert für 2022 gegenüber 2021 einen Rückgang der Sachanlageinvestitionen um 20 Prozent, des privaten und öffentlichen Verbrauchs um 14 Prozent und des BIP um 10 Prozent. Für 2023 erwartet BOFIT wegen des Fortbestands der Sanktionen noch keine wirtschaftliche Erholung.[32]

Für 2023 erwartet die Bank Rossii eine Zuwachsrate des BIP von einem Prozent, für 2024 von 1,5 Prozent und von 2025 bis 2029 von einem Prozent. Auch wenn diese vorsichtig optimistische Schätzung zutrifft, wird Russlands wirtschaftliche Leistung für viele Jahre fast stagnieren, während das Wirtschaftsministerium vor dem Angriff auf die Ukraine für die Jahre 2022 bis 2024 eine jährliche Zunahme des BIP um 2,7 Prozent und von 2025 bis 2030 um 3,2 Prozent geplant hatte. [33]

Ein Öl- und Gasembargo?

Die Regierungen der Ukraine, der baltischen Staaten und Polens sowie viele Politiker, Kommentatoren und Initiativen in Deutschland fordern einen sofortigen und vollständigen Einfuhrstopp für Erdöl und Erdgas aus Russland. [34] Sie führen zwei Begründungen an, teils nur eine von diesen, teils beide zusammen. Die erste lautet: Ein solches Embargo könne den Krieg in der Ukraine rasch beenden, weil Putins Kriegskasse dann schnell leer wäre. Das andere Argument lautet, ein solches Embargo würde den Druck auf Russland so stark erhöhen, dass eine Elitenspaltung und ein Regimewechsel in Moskau wahrscheinlich werden.

Das erste Argument setzt voraus, dass Russland zur Finanzierung seiner Kriegsführung auf Devisen angewiesen ist. Dies ist jedoch – abgesehen von der Bezahlung ausländischer Söldner – nicht der Fall: Zum Einsatz kommen militärische Güter aus Beständen, im Land produzierte Munition und Treibstoffe sowie Soldaten, deren Versorgung in Rubel bezahlt wird.[35] Daher kann der Kreml weder mit einem Öl- noch mit einem Gasembargo unmittelbar zur Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine gezwungen werden. Allerdings gilt: Ein von der EU verhängtes Ölembargo würde Russlands Staatseinnahmen viel stärker reduzieren als ein Gasembargo, weil die Förderung und der Export von Rohöl und Ölprodukten in Russland dreimal so hoch durch Abgaben und Zölle belegt werden wie die Förderung und der Export von Erdgas und Gaskondensat.[36] Daher würde schon die Ankündigung eines Ölembargos Russland (und auch China) signalisieren, dass der Westen zur Verteidigung seiner Interessen bereit ist, und vielleicht Russlands Bereitschaft zur Beendigung der Kampfhandlungen in der Ukraine erhöhen.[37]

Zum zweiten Argument: Richtig ist, dass der Ausfall von Deviseneinnahmen im Umfang von einigen hundert Millionen US-Dollar pro Tag die finanzielle Lage von Russlands großen Energiekonzernen sowie die Staatsfinanzen erheblich beeinträchtigen würde. Doch Putins Regime wird überleben, solange es Polizei, Geheimdienste und Massenmedien kontrollieren kann. Nur wenn Putin einen Krieg verlieren würde, würden Sicherheitsdienste und Armee sich von ihm abwenden.[38]

Umgekehrt liegt daher der Schluss nahe, dass Russland seine Öl- und Gasexporte kaum als „Energiewaffe“ gegen seine europäischen Kunden einsetzen wird. Eine derart interpretierte Drohung des Energieministers Aleksandr Novak bezog sich nur auf eine eventuelle Sperrung von Nord Stream als Druckmittel zur Inbetriebnahme von Nord Stream 2.[39] Auch die von Putin angeordnete Bezahlung von Gasimporten ausschließlich in Rubel ist nicht als Ankündigung eines Gasexportstopps gemeint, sondern hat den Zweck, den Rubelkurs verlässlicher als bisher zu stützen: Statt wie bisher die Beträge auf Gazprom-Konten bei westlichen Banken zu überweisen, die möglicherweise durch Sanktionen gesperrt werden könnten, müssen Gasimporteure aus „unfreundlichen Staaten“[40] ab dem 1. April 2022 bei Russlands Gazprom-Bank ein Devisenkonto und zusätzlich ein Rubelkonto führen. Sie bezahlen gemäß den in ihren Lieferverträgen vereinbarten Bedingungen auf das Devisenkonto, dann tauscht die Gazprom-Bank den Devisenbetrag an der Moskauer Börse in Rubel um und transferiert die Rubelsumme auf das Rubelkonto des Gaskäufers. Von dort leitet sie die Rubel an Gazprom weiter. Direkter Kontrahent des Gaskäufers ist damit nicht Gazprom, sondern die Gazprom-Bank, was nicht den bestehenden Gaslieferverträgen entspricht.[41]

Sollte Russland seine Angriffe intensivieren und sich damit die Zahl der zivilen Opfer stark erhöhen, könnte die EU doch noch ein Öl- und/oder Gasembargo gegen Russland verhängen. Auch wenn nur eine der beiden Maßnahmen ergriffen würde, wäre in Russland der gesamte Öl- und Gassektor betroffen, da auf vielen Feldern parallel und technologisch verknüpft Öl und Gas gefördert wird.

Importzoll statt Embargo

Als Alternative zu einem Embargo wird ein Importzoll auf Energierohstoffe aus Russland vorgeschlagen.[42] Dieser kann sowohl für den Importeur die Einfuhr verteuern als auch den Exporteur zur Herabsetzung seines Preises veranlassen. Wie die Belastung durch den Zoll auf beide Seiten verteilt wird, hängt davon ab, in welchem Umfang sie auf andere Handelspartner ausweichen können: Wenn der Importeur keine (oder nur wenige) andere Lieferanten findet, muss er den Zoll ganz (oder größtenteils) tragen. Für den Exporteur gilt: Wenn er keine (oder nur wenige) andere Kunden findet, muss er den Zoll ganz (oder größtenteils) tragen, indem er seinen Verkaufspreis herabsetzt.

Beim internationalen Handel mit Kohle und Erdöl haben die Importeure vermutlich größere Ausweichmöglichkeiten als die Exporteure. Wenn sie in ausreichendem Umfang, in gleicher Spezifikation und zu einem gegebenen Weltmarktpreis per Schiff Kohle oder Erdöl aus anderen Ländern beziehen können, haben Exporteure dann nur die Wahl, ihren Preis im Umfang des Zollsatzes herabzusetzen und entsprechend billiger zu liefern oder auf den Export zu verzichten. Anders beim Erdgashandel: Da er zwischen Europa und Russland überwiegend per Pipeline erfolgt, weswegen Importeure wenig Ausweichmöglichkeiten besitzen und LNG-Lieferungen kurzfristig nur in beschränktem Umfang Ersatz bieten können, muss der Exporteur (Gazprom) seine Exportmenge nicht stark verringern und kann den Importzoll weitgehend auf den Käufer abwälzen. Der erwünschte Effekt würde somit nicht erzielt.

Importzölle zeichnen sich gegenüber Importembargos durch größere Flexibilität aus, denn man kann Zollsätze verschieden hoch ansetzen und sie im Zeitablauf variieren. Sie haben aber den Nachteil, dass der „Schockeffekt“ geringer ist als bei Embargos und damit das Ziel, Putin von der Fortsetzung des Kriegs in der Ukraine abzuhalten, noch weniger erreicht werden dürfte.

Folgen eines Ölembargos für Russlands Ölsektor

Russlands Ölsektor ist auf den Weltmarkt ausgerichtet: 2020 wurden nur 28 Prozent des geförderten Rohöls für den Inlandsbedarf eingesetzt. Der Rest wurde, teilweise als Verarbeitungsprodukt, in alle Welt exportiert, darunter 37 Prozent nach Europa – 32 Prozent in die EU, sieben Prozent nach Deutschland – und 16 Prozent nach China. Bezogen auf Russlands Export von Rohöl und Ölprodukten gingen 2020 53 Prozent nach Europa – 47 Prozent in die EU, zehn Prozent nach Deutschland – und 24 Prozent nach China (Tabelle 1). Europa und die EU sind somit die wichtigsten Exportmärkte für Russlands Öl, während China als einzelnes Land beim Öl der wichtigste Kunde Russlands ist.

Bei einem vollständigen Ausfall der Öllieferungen nach Europa müssten Russlands Ölkonzerne, um die Förderung wie 2020 aufrecht erhalten zu können, knapp 200 Millionen Tonnen Rohöl und Treibstoffe auf außereuropäischen Märkten absetzen. Kurzfristig, etwa 2022, dürfte das nur begrenzt möglich sein, da selbst China wegen weitgehend ausgelasteter Pipelinekapazitäten derartige Mengen nicht absorbieren könnte und es zudem Sanktionen der USA befürchten müsste.[43] Ein Ölembargo würde daher in Russland die Schließung von Ölfeldern und von Raffineriekapazitäten in einem Umfang von ungefähr 35 Prozent der Förderung (180 Millionen Tonnen) zur Folge haben, womit Russlands Ölförderung auf den Stand des Jahres 2000 sinken würde. Dies sogar für lange Zeit, denn stillgelegte Ölfelder können oft gar nicht mehr oder nur zu hohen Kosten reaktiviert werden.[44] Die Folgen für die langfristige Wirtschaftsentwicklung Russlands wären wegen der hohen Bedeutung des Ölsektors für die Volkswirtschaft geradezu katastrophal.

Tabelle 1: Aufkommen, Verbrauch und Export von Erdöl und Erdgas Russlands und Anteile am Aufkommen und am weltweiten Export 2020

2020

Rohöl

Mio. t

Anteile (%)

Erdgas

Mrd. m³

Anteile (%)

Förderung

524

Förderung

639

Import

1

Import

11

Aufkommen

525

100

Aufkommen

650

100

Verbrauch

146

28

Verbrauch

411

63

Export

Export

weltweit

Rohöl

260

50

Pipelinegas

198

30

Ölprodukte

107

20

LNG

40

6

insgesamt

367

70

100

insgesamt

238

37

100

nach Europa

Rohöl

138

26

38

Pipelinegas

168

26

70

Ölprodukte

58

11

16

LNG

17

3

7

insgesamt

196

37

53

insgesamt

185

28

78

in die EU27

Rohöl

113

22

31

Pipelinegas

153

24

64

Ölprodukte

58

11

16

LNG

13

2

5

insgesamt

171

32

47

insgesamt

166

26

70

nach Deutsch-land

Rohöl

28

5

8

Pipelinegas

53

8

22

Ölprodukte

7

1

2

LNG

0

0

0

insgesamt

35

7

10

insgesamt

53

8

22

nach China

Rohöl

83

16

23

Pipelinegas

4

1

2

Ölprodukte

3

1

1

LNG

7

1

3

insgesamt

86

16

24

insgesamt

11

2

5

Nicht dargestellt sind Ein- und Ausspeicherungen und Umwandlungsverluste bei der Erdölraffinierung. Europa: einschließlich Türkei und Ukraine, ohne GUS-Staaten.

Quellen: bp Statistical Review of World Energy 2021, <www.bp.com/content/dam/bp/ business-sites/en/global/corporate/pdfs/energy-economics/statistical-review/bp-stats-review-2021-full-report.pdf>. – Oxford Institute for Energy Studies, Ukraine invasion. What this means for the European gas market, 4.3.2022, <www.oxfordenergy.org/ publications/ukraine-invasion-what-this-means-for-the-european-gas-markets/>. – Eurostat: Imports of natural gas by partner country, <https://ec.europa.eu/eurostat
databrowser/view/nrg_ti_gas/default/table
>. Exports of natural gas by partner country, <https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/NRG_ TE_GAS__custom_ 2380891/default/table>. – Imports of oil and petroleum products by partner country, <https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/nrg_ti_oil/default/table>. – Exports of oil and petroleum products by partner country, <https://ec.europa.eu/eurostat /databrowser/view/NRG_TE_OIL__custom_2390188/default/table>.

Folgen eines Gasembargos für Russland

Im Unterschied zur Ölwirtschaft ist Russlands Erdgassektor überwiegend auf den Binnenmarkt ausgerichtet. 63 Prozent des Erdgasaufkommens – also das in Russland geförderte und das aus Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan importierte Erdgas – wurden 2020 im Land selbst verbraucht. Nur 37 Prozent wurden exportiert – 28 Prozent nach Europa, 26 Prozent in die EU, acht Prozent nach Deutschland. Der Gasexport nach China spielte mit zwei Prozent nur eine geringe Rolle. Bezogen auf den Export gingen 78 Prozent nach Europa – 70 Prozent in die EU, 22 Prozent nach Deutschland – und fünf Prozent nach China.

Im Falle eines von der EU verhängten Importembargos hätte Russland kaum Ausweichmöglichkeiten Richtung Osten, da die für Russlands Gasförderung entscheidenden Gasfelder in Westsibirien und auf der Jamal-Halbinsel nicht vor dem Jahr 2030 per Pipeline mit China verbunden werden können.[45] Daher wäre eine Stilllegung von rund einem Viertel der Gasförderkapazitäten (rund 160 Milliarden m³) zu erwarten, und das wie bei geschlossenen Ölfeldern zum Teil auf Dauer – mit ähnlich schwerwiegenden Konsequenzen für das langfristige Wirtschaftswachstum wie für den Ölsektor.

Auswirkungen eines Ölembargos auf den europäischen Ölmarkt

Nach den für 2020 vorliegenden Daten (Tabelle 2), die auch für 2022 aussagekräftig sind, kommen 138 Millionen Tonnen und damit 31 Prozent des europäischen Netto-Rohölimports[46] bzw. 23 Prozent des Rohölverbrauchs Europas (einschließlich Türkei und Ukraine) aus Russland. Bei importierten Ölprodukten Europas (Brutto-Import) kommen 58 Millionen Tonnen und damit 34 Prozent aus Russland, während deren Anteil am europäischen Verbrauch bei zehn Prozent liegt.

Tabelle 2: Erdöl-Import Europas, der EU und Deutschlands und Anteile an Verbrauch und Import 2020

2020

Mio. t

Anteil am Verbrauch (%)

Anteil am Import (%)

Europa

Verbrauch

603

100

(Netto-)Import

Rohöl

448

Ölprodukte

43

Zusammen

491

100

(Brutto-)

Import aus Russland

Rohöl

138

23

31

Ölprodukte

58

10

134

zusammen

196

32

40

EU27

Verbrauch

474

100

(Netto-)Import

Rohöl

438

Ölprodukte

17

zusammen

455

100

(Brutto-)

Import aus Russland

Rohöl

113

24

26

Ölprodukte

58

12

339

zusammen

171

36

38

Deutsch-land

Verbrauch

100

100

(Netto-)Import

Rohöl

83

Ölprodukte

13

zusammen

96

100

(Brutto-)

Import aus Russland

Rohöl

28

28

34

Ölprodukte

7

7

52

zusammen

35

35

36

Anmerkungen: Europa einschließlich Türkei und Ukraine. Verbrauch in der EU berechnet als Eigenproduktion plus Nettoimport. Eigenproduktion nach Statista, <www.statista.com/statistics/265225/oil-production-in-the-european-union-in-million-metric-tons>. Sonstige Anmerkungen und Quellen: Wie zu Tabelle 1.

Ein Ausfall der Belieferung Europas durch Russland im Umfang von rund 200 Millionen Tonnen Rohöl und Ölprodukten pro Jahr könnte nach Berechnung des Oxford Institute for Energy Studies (OIES) dann ausgeglichen werden, wenn die OPEC-Länder bis Ende 2022 ihre Pläne zur Förderausweitung um 150 Millionen Tonnen verwirklichen – womit sie auf das Förderniveau des Jahres 2019 zurückkehren würden – und wenn die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, wodurch weitere 50 Millionen Tonnen pro Jahr auf den Weltmarkt gelangen könnten.[47] Allerdings ist keineswegs sicher, dass die OPEC mehr Öl fördern wird. Sie könnte auch das Angebot knapp halten, um von einem anhaltend hohen Ölpreis zu profitieren. Unklar ist auch, ob die Iran-Verhandlungen in nächster Zeit zum Abschluss gebracht und die gegen das Land verhängten Sanktionen aufgehoben werden.

Selbst wenn andere Produzentenländer einen Förderausfall Russlands weltweit ausgleichen würden, käme es vorübergehend zu regionalen Engpässen, wie das Beispiel Ostdeutschlands zeigt: Dort werden viele Betriebe der chemischen Industrie in Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie die Raffinerien im brandenburgischen Schwedt und im sachsen-anhaltinischen Leuna über die Družba-Ölpipeline mit Rohöl aus Russland versorgt, wofür erst Ersatz durch Rohöllieferungen über Ostseehäfen und durch Kraftstoffe aus westdeutschen Raffinerien geschaffen werden muss.[48]

Um die Lage auf dem Welt-Erdölmarkt auch für den Fall eines Ölembargos zu entspannen, schlägt die IEA ein Paket von zehn Maßnahmen zur Reduktion des Erdölbedarfs in den „fortgeschrittenen Volkswirtschaften“ (advanced economies) vor, die ab April 2022 innerhalb von vier Monaten umgesetzt werden sollen und 135 Millionen Tonnen Erdöl (2,7 Millionen barrel pro Tag) einsparen könnten. Dazu gehören unter anderem die Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen um 10 km/h, autofreie Sonntage in Städten, die Vermeidung von Geschäftsreisen per Flugzeug und Home-Office an drei Tagen pro Woche.[49]

Auswirkungen eines Gasembargos auf den europäischen Gasmarkt

Im Jahr 2020 stammten 168 Milliarden m³ und damit 79 Prozent des über Ferngasleitungen nach Europa (einschließlich Türkei und Ukraine) importierten Erdgases aus Russland sowie 17 Milliarden m³ und damit 16 Prozent des mit Tankern transportierten Flüssiggases. Bezogen auf den Gasverbrauch Europas hatten die Pipelineimporte aus Russland 2020 allerdings einen Anteil von nur 31 Prozent und bei LNG nur drei Prozent. Deutlich geringer als die europäische ist die auf diese Weise gemessene „Gasabhängigkeit“ der EU von Russland, da die EU von Norwegen stark beliefert wird. Der Anteil des Gasimports aus Russland am Gasverbrauch der EU ist wie in ganz Europa deutlich geringer als der entsprechende Anteil am Gasimport: 2020 betrug er beim Pipelinegas 34 Prozent und beim Flüssiggas drei Prozent. Für Deutschland, das kein Flüssiggas importiert, sind diese Relationen etwas höher als für die EU: 2020 hatte das aus Russland kommende Gas (nur Pipelinegas) einen Anteil von 65 Prozent am deutschen Gasimport und von 58 Prozent am deutschen Gasverbrauch (Tabelle 2).

Tabelle 3: Erdgasimport Europas, der EU und Deutschlands und Anteile an Verbrauch und Import 2020

2020

Mrd. m³

Anteil am Verbrauch (%)

Anteil am Import (%)

Europa

Verbrauch

541

100

(Netto-)Import insgesamt

Pipelinegas

211

LNG

110

zusammen

322

100

(Brutto-)

Import aus Russland

Pipelinegas

168

31

79

LNG

17

3

16

zusammen

185

34

57

EU27

Verbrauch

455

100

(Netto-)Import insgesamt

Pipelinegas

328

LNG

78

zusammen

407

100

(Brutto-)

Import aus Russland

Pipelinegas

153

34

46

LNG

13

3

17

zusammen

166

36

41

Deutsch-land

Verbrauch

91

100

(Netto-)Import insgesamt

Pipelinegas

80

LNG

0

zusammen

80

100

(Brutto-)

Import aus Russland

Pipelinegas

53

58

65

LNG

0

0

0

zusammen

53

58

65

Anmerkung: Europa einschließlich Türkei und Ukraine. Verbrauch in der EU berechnet als Eigenproduktion plus Nettoimport. Eigenproduktion nach Statista, <www.statista.com/statistics/265345/natural-gas-production-in-the-european-union/>. Sonstige Anmerkungen und Quellen: wie zu Tabelle 1.

Wie sich ein Importstopp für Gas aus Russland auswirken würde und welche Schritte die nationalen Instanzen dann unternehmen könnten, wurde für ganz Europa von der Internationalen Energieagentur und vom Oxford Institute for Energy Studies und für die EU von der EU-Kommission untersucht. Für Deutschland stellten u.a. der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, die Deutsche Akademie der Naturforscher –Nationale Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ und Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) entsprechende Überlegungen an.

Die EU-Kommission setzt in ihrem Szenario einen im Frühjahr 2022 erfolgten Ausfall der gesamten Gaslieferungen Russlands in die EU (nach ihrer Rechnung 155 Milliarden m³, davon 140 Milliarden m³ Pipelinegas und 15 Milliarden m³ LNG) voraus. Sie schlägt den Mitgliedsländern der EU für diesen Fall vor, das am 14. Juli 2021 vorgestellte Maßnahmepaket „Fit for 55“, das auf die Reduzierung der Treibhausgas­emissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zielt, durch weitere Energieeinsparung, die Ausweitung des Einsatzes von erneuerbaren Energien sowie durch eine verstärkte Diversifizierung der Gasimporte zu ergänzen. Dieser „REPowerEU“ genannte Plan soll bewirken, dass die EU bis spätestens 2030 vom Import fossiler Brennstoffe aus Russland gänzlich unabhängig sein wird.[50]

Bis Ende 2022 soll der Import von Erdgas aus Russland um 101,5 Milliarden m³ und damit um zwei Drittel der von der EU-Kommission für 2021 genannten Menge des Gasimports der EU aus Russland abnehmen. Dafür muss zusätzliches Flüssiggas im um­gerechneten Umfang von 50 Milliarden m³ Gas aus Katar, den USA, Ägypten und Westafrika sowie zusätzliches Pipelinegas im Umfang von 10 Milliarden m³ aus Aserbaidschan, Algerien und Norwegen bezogen sowie um 3,5 Milliarden m³ mehr Biomethan erzeugt werden. Der Gaseinsatz für Gebäudeheizungen soll um 14 Milliarden m³ gesenkt werden. Der Ausbau der Wind- und Solarenergiekapazitäten soll zusätzlich 20 Milliarden m³, die Nutzung von Solarzellen auf Dächern zusätzlich 2,5 Milliarden m³ und der Einbau von Wärmepumpen 1,5 Milliarden m³ einsparen helfen.[51]

Selbst wenn diese vorgeschlagenen Maßnahmen von den EU-Staaten in vollem Umfang umgesetzt werden würden, könnten 53,5 Milliarden m³ russländischen Gases nicht ersetzt werden. Außerdem erörtert die EU-Kommission nicht, wie die Staaten Europas, die nicht der EU angehören, aber auch von einem Gasembargo der EU betroffen wären, mit der Mangelsituation umgehen sollen.

Die IEA legte einen 10-Punkte-Plan vor, der Wege aufzeigt, wie der Gasimport der EU aus Russland (genannt werden 155 Milliarden m³) innerhalb eines Jahres um ein Drittel reduziert werden könnte.[52] Dazu gehören die Ausweitung der Eigenerzeugung sowie des Pipeline-Gasimports aus Norwegen und Aserbaidschan um zusammen zehn Milliarden m³ sowie LNG-Importe um 20 Milliarden m³. Biogas-Kapazitäten sollen durch höhere Auslastung eine Milliarde m³ mehr erzeugen. Eine Verschiebung der Abschaltung von Kernkraftwerken soll den Gasbedarf im Lauf eines Jahres um 12 Milliarden m³ verringern, die Steigerung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen soll sechs Milliarden m³ Erdgas einsparen, der Ersatz von Gasboilern durch Wärmepumpen zwei Milliarden m³, die bessere Dämmung von Gebäuden ebenfalls zwei Milliarden m³ und die Reduktion der Gebäudeheizung um ein Grad zehn Milliarden m³. Durch die Beseitigung von Gasleckagen könnten 2,5 Milliarden m³ eingespart werden.

Insgesamt sollen demnach innerhalb eines Jahres 65,5 Milliarden m³ russländischen Gases ersetzt werden können. Die von der IEA vorgeschlagenen Maßnahmen sollen damit zwei Drittel des Potentials des EU-Programms haben und sich erst nach längerer Zeit auswirken, was möglicherweise der realistischere Ansatz ist.

Wenn Anfang April 2022 gegen Russland ein für ein Jahr geltendes Gasembargo verhängt würde, wären nach Berechnung von Mitarbeitern des Oxford Institute for Energy Studies (OIES) in Ostmittel- und Westeuropa[53] Lieferungen aus Russland im Umfang von 125 Milliarden m³ betroffen. Statt die Gasspeicher auffüllen zu können, müssten aus ihnen im Sommer 21 Milliarden m³ entnommen werden.[54] Von Oktober 2022 bis März 2023 würden pro Monat mehr als 20 Milliarden m³ fehlen – dieselbe Menge wie der gesamte Lieferausfall (125 Milliarden m³), was trotz Substitution von Gas durch Kohle und Öl die Schließung von Industriebetrieben und Stromabschaltungen zur Folge hätte. Die Abhilfe sähe nach OIES so aus: 2022 könnte das Groningen-Gasfeld (bevor es geschlossen wird) zusätzlich fünf Milliarden m³ liefern. In Form von Flüssiggas könnten rund 25 Milliarden m³ zusätzlich importiert werden, dazu rund zehn Milliarden m³ Pipelinegas aus Norwegen, Algerien und Aserbaidschan, was insgesamt die Fehlmenge auf 85 Milliarden m³ reduzieren würde. Auch wenn zusätzlich die von der IEA in ihrem 10-Punkte-Plan genannten Einsparmaßnahmen verwirklicht würden, würde die Fehlmenge immer noch über 50 Milliarden m³ betragen, was in den vier Winterspitzenmonaten Dezember bis März nach Auffassung des OIES mit hoher Wahrscheinlichkeit Stromausfälle und Industrieabschaltungen nach sich ziehen würde.

Auswirkungen eines Gasembargos auf die deutsche Wirtschaft

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat die Möglichkeiten für die Substitution und Einsparungen beim Verbrauch von Erdgas in Deutschland und dadurch für eine Reduktion des deutschen Gasimports aus Russland untersucht. Nach Berechnung des BDEW ließen sich – bei hohem Umsetzungsaufwand und negativen Folgen für die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen – „kurzfristig“ 188 Milliarden kWh (entsprechend 18 Milliarden m³) und damit 19 Prozent des deutschen Gasbedarfs 2020/21 (998 Milliarden kWh, entsprechend 95 Milliarden m³) durch andere Energieträger substituieren oder einsparen, was einem Drittel der Gasimporte Deutschlands aus Russland (nach Rechnung des BDEW 54 Milliarden m³) entspricht.[55]

Die Leopoldina kommt in ihrer Stellungnahme zu dem Schluss,

"dass ein kurzfristiger Lieferstopp von russischem Gas für die deutsche Volkswirtschaft handhabbar wäre. Engpässe könnten sich im kommenden Winter ergeben, es bestünde jedoch die Möglichkeit, durch die unmittelbare Umsetzung eines Maßnahmenpakets die negativen Auswirkungen zu begrenzen und soziale Auswirkungen abzufedern."[56]

Die Verfasser (acht Naturwissenschaftler und drei Ökonomen) verweisen allerdings auch darauf, dass ein Ausfall des aus Russland importierten Gases rechnerisch zwar durch volle Nutzung der Kapazitäten der europäischen Flüssiggasterminals kompensiert werden könnte, dafür aber die Tankerkapazitäten fehlen könnten. In der Stromerzeugung müsste Gas durch Kohle ersetzt werden. Quantitative Angaben zu den von ihnen vorgeschlagenen Schritten machen Autoren der Studie nicht.

Eine von Rüdiger Bachmann und weiteren acht Wirtschaftswissenschaftlern verfasste Studie, die großes Aufsehen erregte und Bundeskanzler Olaf Scholz verärgert reagieren ließ, kommt für den Fall eines entweder von Deutschland verhängten Energieembargos oder eines von Russland beschlossenen Lieferstopps zu folgendem Ergebnis: [57] Öl und Kohle aus Russland können in Deutschland durch Einfuhren aus anderen Ländern ersetzt werden. Deutschlands Wirtschaft hätte durch ein Gasembargo, das den Ausfall von Gasimporten aus Russland im Umfang von 55 Prozent des deutschen Gasverbrauchs bedeutet, bei Einrechnung erhöhter LNG-Importe den Ausfall von 50 Prozent des Gasverbrauchs zu verkraften. 20 Prozent könnten durch Verwendung von Kohle bei der Stromerzeugung eingespart werden. Die verbleibende Fehlmenge von 30 Prozent würde bei Unternehmen und privaten sowie öffentlichen Haushalten dazu führen, dass sie „in einem gewissen Grad“ auf Alternativen zum Erdgas ausweichen, ihre Verbrauchsgewohnheiten ändern und Produkte importieren, für die im Ausland, aber nicht in Deutschland Energie aufgewendet werden muss. Als Folge dieser Anpassungsreaktionen würde das deutsche BIP – nach einer unbestimmbaren Anpassungszeit – um 2,2 Prozent niedriger liegen als 2021. Dies bestätigte einer der Verfasser, Christian Bayer, mit den Worten: „Unsere Analyse hat nicht wirklich einen Zeitrahmen und keine Dynamik.“[58] In der Studie wird zudem vorausgesetzt, dass der Geld- und Fiskalpolitik die schwierige Balance zwischen Stabilisierung der Produktion und Dämpfung der Inflation gelingt und ärmere Haushalte entlastet werden können. Ihre Verfasser plädieren, wenn auch mit Einschränkung, für ein möglichst baldiges Energieembargo gegen Russland nicht aus politischen, sondern aus ökonomischen Gründen:

"Eine Unterbrechung der russischen Gasversorgung in den Sommermonaten könnte durch norwegisches und anderes Gas ersetzt werden, wodurch die Versorgung der Industrie aufrechterhalten werden könnte. Gleichzeitig würde ein frühzeitiger Schritt sofort die Substitutions- und Umverteilungsdynamik auslösen, die für die Senkung der wirtschaftlichen Kosten von zentraler Bedeutung ist. Es muss jedoch berücksichtigt werden, ob es möglich sein wird, die Speicherkapazitäten im Sommer aufzufüllen, wenn die russischen Importe jetzt gestoppt werden."[59]

Der Mannheimer Makroökonom Tom Krebs wirft der Analyse „gravierende methodische Schwächen“ vor, weil ihr an entscheidenden Stellen das empirische Fundament fehle.[60] Er verweist darauf, dass in dem verwendeten Modell nicht zwischen den Möglichkeiten der Grundstoffchemie, Erdgas durch alternative Energieträger zu ersetzen und den Möglichkeiten der Energiewirtschaft oder der privaten Haushalte, Erdgas einzusparen, unterschieden wird. Damit hätten die Autoren „das wesentliche Problem eines Stopps russischer Gasimporte per Annahme wegdefiniert“.

Seine Sicht wird durch eine Studie des Forschungsinstituts der Hans-Böckler-Stiftung (IMK) gestützt.[61] Dort kommt die von IMK-Direktor Sebastian Dullien geleitete Forschergruppe zum Ergebnis, dass ein Rückgang des deutschen BIP um über sechs Prozent zu erwarten wäre, weil in ihrem Modell unter anderem kurzfristige Entwicklungen abgebildet werden, wofür das Modell der neun Autoren nicht ausgelegt ist.

In allen nur auf Deutschland bezogenen Studien zu den Modalitäten und Auswirkungen eines Gasimportstopps werden die Konsequenzen für andere Länder nicht behandelt.[62] Damit wird unter anderem ausgeblendet, dass die Beschaffung von Flüssiggas auf dem Weltmarkt den zu erwartenden Gasmangel in Deutschland zwar verringern, ihn aber in anderen Ländern vergrößern wird.

Ein kritischer Punkt aller Analysen eines Gasimportstopps ist die Ableitung der kurzfristigen Substituierbarkeit von Erdgas durch alternative Energieträger, durch Energieeinsparung, die Änderungen der Verbrauchsgewohnheiten und die Flexibilität von Handelsketten und Handelswegen aus Vergangenheitswerten. Dazu bemerkt der Handelsblatt-Korrespondent Julian Olk:

"Keiner weiß, wie anpassungsfähig Unternehmen und Verbraucher wirklich sind. Für die Berechnungen können nur Erfahrungswerte aus anderen Krisen genutzt werden. Da jede Krise aber ihre Besonderheiten hat – erst recht die aktuelle des Ukrainekriegs, ein beispielloser Vorfall in Europa in den vergangenen Jahrzehnten – lässt sich nicht sagen, ob diese Erfahrungswerte taugen."[63]

Nicht von der Hand zu weisen ist jedenfalls der Einwand, dass bei einem abrupten Ausfall von Gasimporten unter anderem in den mehr als 2000 chemisch-pharma­zeutischen Unternehmen Deutschlands viele Anlagen (und wegen des Verlustes von Absatzmärkten vielleicht für immer) abgeschaltet werden müssten, was eine Kettenreaktion in nachgelagerten Bereichen wie Düngemittelproduktion und Landwirtschaft auslösen würde.[64] Im größten Sektor der Grundstoffchemie können nach Aussage des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft kurz- und mittelfristig nur vier Prozent des Gasverbrauchs eingespart werden, bei der Erzeugung von Prozesswärme in der gesamten Industrie fast nichts.[65] Das wäre deutlich weniger als die 33 Prozent Gaseinsparung, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in der Industrie für machbar hält, damit Deutschland ab 2022 auf Gas aus Russland verzichten kann.[66]

Darüber hinaus geht es nicht nur um „Sachfragen“, sondern um eine – nur von der Politik zu treffende – Entscheidung:

"Niemand bestritt, dass es sich (bei den betroffenen Industriezweigen, R.G.) nur um einen kleinen Teil der deutschen Wirtschaft handeln würde. Aber da war die Wertefrage in den Streit hineingekrochen: Soll man den Bestand eines messbaren Teils der deutschen Unternehmen riskieren, um Putin etwas näher ans Aufgeben zu bringen? Das ist keine Frage, die Ökonomen beantworten können."[67]

Manuskript abgeschlossen am 9. April 2022


[1] Einzelheiten dazu auch im Anhang.

[2] Network roundup: EU split on Russian oil and gas ban. EURActiv, 14.3.2022.

[3] In Europa die Schweiz und Norwegen, in Südostasien Japan, Taiwan, Südkorea, Singapur sowie Neuseeland.

[4] BP Statistical Review of World Energy 2021, <www.bp.com/content/dam/bp/business-sites/en/ global/corporate/pdfs/energy-economics/statistical-review/bp-stats-review-2021-full-report.pdf>.

[5] Biden Plan Would Release a Million Barrels of Oil a Day From Reserve. The New York Times, 30.3.2022. – How easing sanctions on Venezuela could backfire. Oilprice.com, 27.3.2022.

[6] Removing Russia’s trade privileges — what you need to know. Politico, 11.3.2022.

[7] Roland Götz: Coercing, Constraining, Signalling. Wirtschaftssanktionen gegen Russland, in: Osteuropa, 7/2014, S. 21–30, hier S. 21–22.

[8] Siluanov soobščil, čto RF iz-za sankcij lišilas’ dostupa k $300 mlrd svoich rezervov. Interfax, 13.3.2022.

[9] Washington erhöht Russlands Ausfallrisiko. FAZ, 6.4.2022. Eine am 4.4.2022 fällige Anleihe über zwei Milliarden US-Dollar konnte zu drei Vierteln nur deswegen in Rubel getilgt werden, weil ihre Besitzer aus Russland stammten. Wenn der Rest nicht getilgt werden kann, wird der Status eines Zahlungsausfalls (default) dem Land die Aufnahme neuer Auslandskredite äußerst schwer machen.

[10] Anleger im Ausland verstärken Rückzug aus Russland-ETFs – Russische Aktien im freien Fall. Handelsblatt, 1.3.2022. – Michael Bernstam: To prevent an invasion of Ukraine, threaten to sanction Russia’s Central Bank. The Hill, 2.2.2022. – David Frum: Can Putin Recover From This? The Atlantic, 27.2.2022.

[11] Bank of Russia establishes temporary procedure for foreign cash transactions. Bank of Russia, 9.3.2022. – Bank of Russia introduces temporary procedure for foreign cash transactions for legal entities and individual entrepreneurs from 10 March to 10 September 2022. Bank of Russia, 10.3.2022.

[12] There’s a black market in Russia for dollars and euros with deals organized on Telegram and money changing hands at train stations. Businessinsider, 31.3.2022.

[13] Die 7 russländischen Banken, die von SWIFT ausgeschlossen sind – und die beiden ausgenommenen. Euronews, 2.3.2022. – Verordnung (EU) 2022/345 des Rates vom 1. März 2022, <https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32022R0345&from=DE>. – Europäische Kommission. Vertretung in Deutschland. Kohle, Holz, Wodka, Schiffsverkehr: EU beschließt fünftes Sanktionspaket gegen Russland. 8.4.2022, <https://germany.representation.ec.europa.eu/news/kohle-holz-wodka-schiffsverkehr-eu-beschliesst-funftes-sanktionspaket-gegen-russland-2022-04-08_de>.

[14] Roland Götz: Nukleare Option oder leere Drohung? SWIFT-Ausschluss Russlands als Sanktion, in: Osteuropa, 10–12/2021, S. 115–121.

[15] Gunter Deuber: The Fortress Russia. Completely lost in (Financial) sanctions warfare. A deep economic crisis is unavoidable, in: Russian Analytical Digest, 280/2022, S. 2–7, hier S. 3.

[16] EU verhängt restriktive Maßnahmen gegen 160 Personen infolge der militäri­schen Aggression Russlands gegen die Ukraine. Rat der EU, 9.3.2022, <www.consilium.europa.eu/de/ press/press-releases/2022/03/09/eu-imposes-restrictive-measures-on-160-individuals-as-a-consequence-of-russia-s-military-aggression-against-ukraine/>.

[17] Vladislav Inozemtsev: Wege aus der Sackgasse der Sanktionspolitik gegen Russland, in: Internationale Politik, 4/2021, S. 96–101.

[18] Habeck zur Lage in der Ostukraine und Stopp des Zertifizierungsverfahrens für Nord Stream 2. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 22.2.2022. – Am 23.2.2022 sanktio­nierten die USA außerdem die in Zug ansässige Nord-Stream 2 AG. The White House, Statement by President Biden on Nord Stream 2, 23.2.2022, <www.whitehouse.gov/briefing-room/statements-releases/2022/02/23/statement-by-president-biden-on-nord-stream-2/>. – U.S. Department of State, Sanctioning NS2AG, Matthias Warnig, and NS2AG’s Corporate Officers, 23.2.2022, <www.state.gov/sanctioning-ns2ag-matthias-warnig-and-ns2ags-corporate- officers/>.

[19] Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz – EnWG), § 4b Zertifizierung in Bezug auf Drittstaaten, <www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/__ 4b.html>. Zu prüfen war und ist, „ob die Erteilung der Zertifizierung die Sicherheit der Elektrizitäts- oder Gasversorgung der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union gefährdet“.

[20] Die These, die beiden Nord Stream-Leitungen hätten Russlands Einmarsch in die Ukraine Vorschub geleistet, wird durch den Schritt der Bundesregierung gleichwohl nicht gestützt. Denn auch wenn beide Leitungen nicht gebaut worden wären und der Hauptteil des Gasexports Russlands Richtung Westen wie bis 2013 über die Ukraine erfolgen würde, hätte die Ukraine den Transit über ihr Territorium nicht blockieren können, ohne ihre eigene und die Gasversorgung Europas schwer zu beeinträchtigen. Eine zwecks Abschreckung von Kiew ausgesprochene Drohung, im Falle eines Angriffs den Gastransit einzustellen, war daher nie glaubwürdig. – Roland Götz: Die Kontroverse um Nord Stream 2, in: Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, 4/2021, S. 355–365, hier S. 362.

[21] Anordnung gemäß § 6 des Außenwirtschaftsgesetzes bezüglich der Anteile an der Gazprom Germania GmbH. Bundesanzeiger, 4.4.2022.

[22] Warum eine Behörde jetzt Gazprom Germania steuert. Süddeutsche Zeitung, 4.4.2022.

[23] How the 50 Biggest Foreign Companies in Russia Are Reacting to International Sanctions, in: Russian Analytical Digest, 280/2022, S. 14–16. – Yale School of Management, Over 400 Companies Have Withdrawn from Russia – But Some Remain, 22.3.2022, <https://som.yale.edu/story/2022/over-400-companies-have-withdrawn-russia-some-remain>.

[24] Diese internationalen Unternehmen verlassen Russland. Der Tagesspiegel, 10.3.2022. – Is Russia prepared for an economic crisis? Development expert Natalia Zubarevich on how sanctions will affect ordinary Russians – and what tools the government has to soften the blow. Meduza, 16.3.2022. – Reuters, Tracking sanctions against Russia. Reuters, 9.3.2022.

[25] Visa and Mastercard Suspend Russian Operations. The Wall Street Journal, 5.3.2022.

[26] Gerrit Schlaf: Es ist Krieg, was tut die Kultur? Die Zeit, 11/2022, S. 53.

[27] Russland auf dem Weg in die Staatspleite? Der Tagesspiegel, 9.3.2022.

[28] Dazu die Angaben in Fn. 11.

[29] Macroeconomic survey of the Bank of Russia. Bank of Russia, März 2022.

[30] Ebd.

[31] Russia – Ukraine. Russia’s GDP in 2022 – forecasts by JP Morgan, Goldman Sachs, Polish Economic Institute. Polish News, 4.3.2022. – Russia’s GDP expected to drop 8–15 % in 2022 on Ukraine invasion, inflation at 20 %. bne Intellinews, 11.3.2022.

[32] BOFIT Forecast for Russia 2022–2023, <www.bofit.fi/en/monitoring/forecasts-for-Russia-and-China/latest-forecast-for-russia/>.

[33] Roland Götz: Russlands langfristige Wirtschaftspläne, in: Russland-Analysen, 376/17.10.2019, S. 6–13.

[34] EU’s embargo on Russian oil, gas sparks tension at Versailles summit. Dailysabah, 11.3.2022. – Europa finanziert Putins Krieg in der Ukraine, Gastkommentar. Deutsche Welle, 11.3.2022. – Offener Brief. Importstopp für Öl, Gas und Kohle. campact.de, 9.3.2022, <www.campact.de/importstopp>.

[35] Andrew Watt: Kein Gas ist keine Lösung. IPG Newsletter, 11.3.2022.

[36] Daten für Januar bis März 2022: Finanzministerium Russlands (Minfin Rossii), Informacija o dopolnitel’nych neftegazovych dochodach federal’nogo bjudžeta, 5.4.2022,

<https://minfin.gov.ru/ru/statistics/fedbud/oil/>.

[37] Janis Kluge: Ziele und Wirkung eines Ölembargos gegen Russland. Heinrich-Böll-Stiftung, 29.3.2022.

[38] Andreas Heinemann-Grüder: Wird das Putin-Regime überleben? In: Russland-Analysen, 403/2021, S. 6–8. – Ders.: Das Naval’nyj-Paradoxon. Frontal attackiert, Regime konsolidiert, in: Osteuropa, 12/2020, S. 3–8.

[39] Novak zajavil o prave Rossii zapretit’ prokačku po „Severnomu potoku – 1“. Ria novosti, 7.3.2022.

[40] Die Staaten der EU, Norwegen, Schweiz, Liechtenstein, Gibraltar, Großbritannien, USA, Island, Kanada, Albanien, Andorra, Australien, Anguilla, Britische Jungferninseln, Mikronesien, Monaco, Neuseeland, Südkorea, San Marino, Nordmazedonien, Singapur, Taiwan, Ukraine, Montenegro und Japan. Redaktionsnetzwerk Deutschland, 8.3.2022, <www.rnd.de/politik/russland-diese-laender-stehen-auf-putins-liste-der-unfreundlichen-staaten-OH76YY2WNZCUHGTT6SJNR63NMY.html>.

[41] Agnieszka Ason: Rouble gas payment mechanism: implications for gas supply contracts. OIES Oxford Energy Comment, 5.4.2022, <https://a9w7k6q9.stackpathcdn.com/wpcms/wp-content/uploads/2022/04/Rouble-gas-payment-mechanism.pdf>.

[42] Ricardo Hausmann: The case for a punitive tax on Russian oil. Project-syndicate.org, 26.2.2022. Dazu ausführlich und kritisch: Steffen Bukold: Analyse und Bewertung eines Strafzolls auf russische Öl- und Gasimporte. Heinrich-Böll-Stiftung, 18.3.2022. – Daniel Gros: Die intelligenteste EU-Sanktion? Ein Einfuhrzoll auf russisches Gas. Der Standard, 28.3.2022. – Axel Ockenfels, Georg Zachmann: Wie Europa russische Energieeinnahmen begrenzen kann. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.4.2022.

[43] China’s Russian crude import may fall in the wake of Ukraine. ICIS, 3.3.2022. – China importiert Rohöl aus Russland über die ESPO-Pipeline, die von Westsibiriens Ölfeldern bis zum Hafen Koz’mino an der Küste zum Japanischen Meer führt und bei Skvorodino eine Abzweigung nach Daqing besitzt. Ihre Kapazität beträgt 80 Mio. Tonnen. Weitere zehn Mio. Tonnen erhält China aus Russland über eine von Kasachstan nach Westchina führende Pipeline, weitere geringe Mengen per Tanker aus Sachalin.

[44] Shutting Down Oil Wells, a Risky and Expensive Option. Resilience.org, 8.5.2020.

[45] Dafür soll eine durch die Mongolei nach China führende Gasleitung mit Kapazität 50 Milliarden m³ (Sila Sibiri 2; Kraft Sibiriens 2) gebaut werden. Durch die bestehende Leitung Sila Sibiri wird Gas aus ostsibirischen Feldern nach China transportiert, die sich in der Erschließung befinden.

[46] Netto-Import meint hier und im Folgenden den Import abzüglich Export.

[47] Bassam Fattouh, Andreas Economou, Ahmed Mehdi: Russia-Ukraine crisis. Implications for global oil markets. Oxford Energy Comment, 4.3.2022. – Zu Prognosen des Ölangebots 2022 bis 2023: U.S. Energy Information Administration (EIA), Short-term energy outlook, 8.3.2022, <www.eia.gov/outlooks/steo/report/global_oil.php>.

[48] Wie realistisch ist ein Boykott von russischem Öl? Manager Magazin, 18.3.2022,

[49] A 10-Point Plan to Cut Oil Use. International Energy Agency (IEA), März 2022, <https://iea.blob.core.windows.net/assets/c5043064-58b7-4066-b1e9-68d7d9203fe9/A10-PointPlantoCutOilUse.pdf>.

[50] REPowerEU: EU-Kommission weist Weg Richtung Unabhängigkeit von fossiler Energie aus. Europäische Kommission, 8.3.2022. – REPowerEU. Gemeinsames europäisches Vorgehen für erschwinglichere, sichere und nachhaltige Energie. Europäische Kommission, 8.3.2022, <https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=CELEX:52022DC0108&from=EN>.

[51] Mike Fulwood, Anouk Honoré, Jack Sharples, Marshall Hall: The EU plan to reduce Russian gas imports by two-thirds by the end of 2022: Practical realities and implications. Oxford Energy Insight, 10/2022, 18.3.2022, S. 16–17.

[52] A 10-Point Plan to Reduce the European Union’s Reliance on Russian Natural Gas. International Energy Agency (IEA), 3.3.2022, <https://iea.blob.core.windows.net/assets/1af70a5f-9059-47b4-a2dd-1b479918f3cb/A10-PointPlantoReducetheEuropeanUnionsRelianceonRussian NaturalGas.pdf>.

[53] Deutschland, Frankreich, Italien, Dänemark, Niederlande, Belgien, Österreich, Ungarn, Schweiz, Schweden, Luxemburg, Polen, Tschechien, Slowakei, Slowenien.

[54] Mike Fulwood, Jack Sharples, James Henderson: Ukraine Invasion. What This Means for the European Gas Market. Oxford Energy Comment. 15.3.2022.

[55] Kurzfristige Substitutions- und Einsparpotenziale Erdgas in Deutschland. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), 17.3.2022, S. 6, <www.bdew.de/media/ documents/BDEW_Analyse_Kurzfristige-Gassubstitution-Deutschland_17032022_korr.pdf>. Umrechnung: 1 Mrd. m³ = 10,5 Mrd. KWh nach Prognos, Status und Perspektiven der europäischen Gasbilanz. Berlin 2017, S. 87, <www.prognos.com/sites/default/files/2021-01/20170406_prognos_studie_europaeische_gasbilanz_final_01.pdf>.

[56] Ad-hoc-Stellungnahme: Wie sich russisches Erdgas in der deutschen und europäischen Energieversorgung ersetzen lässt. Leopoldina, 8.3.2022, <www.leopoldina.org/fileadmin/redaktion/ Publikationen/Nationale_Empfehlungen/2022_Stellungnahme_Energiesicherheit_V1.1.pdf>.

[57] Rüdiger Bachmann et. al: Was wäre, wenn …? Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Importstopps russischer Energie auf Deutschland. Bonn, Köln, 7.3.2022, <www.econtribute.de/RePEc/ajk/ajkpbs/ECONtribute_PB_029_2022.pdf>. Die Autoren sind Rüdiger Bachmann: University of Notre Dame du Lace (Indiana, USA), David Baqaee: University of California (L.A.); Christian Bayer, Moritz Kuhn und Moritz Schularick: Universität Bonn; Andreas Löschel: Ruhr-Universität Bochum; Benjamin Moll: London School of Economics; Andreas Peichl und Karen Pittel: Universität München.

[58] Frieden und Freiheit gibt es nicht umsonst, FAZ, 29.3.2022.

[59] Rüdiger Bachmann et. al: Was wäre, wenn …? [Fn. 57], S. 12.

[60] Tom Krebs: Wie man die Auswirkungen eines Gasembargos nicht berechnen sollte. Makronom, 30.3.2022.

[61] Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), IMK Report Nr. 174, März 2022, S. 6–7, <www.imk-boeckler.de/fpdf/HBS-008284/p_imk_report_174_2022.pdf>.

[62] Über Deutschland hinaus behandeln den Euro-Raum Christian Bayer, Alexander Kriwoluzky, Fabian Seyrich: Stopp russischer Energieeinfuhren würde deutsche Wirtschaft spürbar treffen, Fiskalpolitik wäre in der Verantwortung. DIW Aktuell 80, 29.3.2022, <https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.837950.de/diw_aktuell_80.pdf>.

[63] Julian Olk: IMK-Studie: Energie-Embargo hätte erheblichen Konjunktureinbruch zur Folge, Handelsblatt, 30.3.2022, S. 7.

[64] Wie ein Gasembargo die Chemiebranche träfe. Tagesschau, 30.3.2022.

[65] Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, Kurzfristige Substitutions- und Einsparpotenziale [Fn. 55], S. 17.

[66] Energieversorgung in Deutschland auch ohne Erdgas aus Russland gesichert. DIW Aktuell 83, 8.4.2022, <www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.838841.de/diw_aktuell_83.pdf>.

[67] Der große Gas-Streit. Frankfurter Allgemeine Blog, 2.4.2022, <https://blogs.faz.net/fazit/2022/04/02/der-grosse-gas-streit-werte-wissenschaft-12616/>. – Ders.: Der große Gasstreit. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 3.4.2022, S. 18.