Titelbild Osteuropa 2-3/2003

Aus Osteuropa 2-3/2003

Rjurikgrad?
Ein Kommentar zu Andrej Sacharov

Leonid S. Čekin

Abstract

Andrej Sacharov versucht in seiner von offizieller Seite geförderten Darstellung der Entstehung Rußlands einen nationalen Mythos aufzubauen. Sacharovs anti-normannischer, d.h. anti-westlicher Eifer kulminiert in der neuen Behauptung, daß Fürst Rjurik, der Gründer der russischen Dynastie der Rjurikiden, ein Slawe aus der Gegend von Kaliningrad gewesen sei. Der phantastische „Rjurik aus Kaliningrad“ kann auf mißinterpretierte Aussagen des Archäologen Vladimir Kulakov zurückgeführt werden. In Sacharovs ethnozentrischem Konstrukt wird Kaliningrad zur geheiligten Heimaterde der Russen. Sacharovs Auseinandersetzung mit seinen „normannistischen“ Kollegen gewinnt damit unmittelbare Relevanz für den neuen rußländischen Staat.

(Osteuropa 2-3/2003, S. 206–212)