Titelbild Osteuropa 5/2003

Aus Osteuropa 5/2003

Kompromiß als Ideal
Unverfaßte politische Partizipation von Frauen in Belarus

Astrid Lorenz

Abstract

Selbst im autoritären Belarus haben sich neue Handlungsräume für Frauen eröffnet. Obgleich Frauen sich politisch ebenso stark wie Männer engagieren, ist der direkte Einfluß von Frauen auf die staatliche Politik relativ schwach. Dies liegt zum einen an dem autoritären Charakter des Regimes und den Mechanismen geschlechtsspezifischer Ausgrenzung, zum anderen an der Schwäche der Organisationen und einem spezifischen Politikstil. Frauen bevorzugen Formen unverfaßter Partizipation, konfliktvermeidende Strategien und beschränken ihren Protest häufig auf Kritik an den sozioökonomischen Verschlechterungen. Ihre Aktivitäten kreisen vorrangig um die Behebung praktischer Alltagsprobleme; eine demokratische Frauenbewegung entstand trotz verschiedener Versuche bislang nicht. Trotzdem ist auch innerhalb dieser Grenzen ein Trend zur Überschreitung rollenspezifischer Verhaltensweisen und eine zunehmende Organisation von Fraueninteressen bis hin zu feministischen Gruppen erkennbar.

(Osteuropa 5/2003, S. 720–733)