Warum weniger frauenpolitisch mehr sein kann
Parlamentarische Repräsentation von Frauen in Bulgarien und Ungarn
Dobrinka Kostova, Gabriella Ilonszki
Abstract
Ungarn gilt auch aus frauenpolitischer Perspektive als vergleichsweise erfolgreiches Beispiel für die demokratische Transformation. So bot die Nachfolgepartei der ungarischen KP Frauen recht gute Zugangschancen. Dennoch zeigt der Vergleich mit Bulgarien, daß dort die Anzahl der Parlamentarierinnen zur Zeit höher ist. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die frauenpolitischen Akzentsetzungen einer neuen, überraschend erfolgreichen konservativ-traditionellen (Bewegungs-)Partei. Dennoch erscheinen die Zukunftsaussichten für die politische Partizipation von Frauen in Ungarn günstiger. Das Frauenbild ist weniger in der traditionalen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern verhaftet, und im stabilen ungarischen Parteiensystem hat sich eine Gruppe professioneller Parlamentarierinnen etabliert, die zum Kern einer „gender-bewußten“ Politik werden könnte. Die hohe Zahl der Parlamentarierinnen in Bulgarien geht dagegen einher mit einer hohen Fluktuation, so daß politisch unerfahrene Amateurinnen ohne Entscheidungskompetenz dominieren.
(Osteuropa 5/2003, S. 662674)