Partnerschaft mit den USA oder Widerstand?
Rußlands Raketenabwehrpolitik seit dem 11. September
Abstract
Die vom rußländischen Präsidenten Vladimir Putin nach den Terrorangriffen auf New York und Washington vom 11. September 2001 eingeleitete Annäherung an die Vereinigten Staaten hat den rußländischen Widerstand gegen die Raketenabwehrpläne der USA nicht verringert. Trotz einer teilweisen Konvergenz der Bedrohungsanalysen beider Seiten ist Rußland nicht zu einer substantiellen Revision seiner Nichtverbreitungspolitik bereit. Dies illustriert die Nuklearkooperation mit dem Iran. Gleichzeitig nährt eine gewandelte US-Strategie rußländische Sorgen, der Raketenschild diene hegemonialen Ambitionen der USA. Diese Perzeption bildet weiterhin die Basis für die Kooperation Rußlands mit China in dieser Frage. Die Aussichten für eine gemeinsame rußländisch-amerikanische Raketenabwehr müssen vorerst skeptisch beurteilt werden. Langfristig steht Moskau vor der schwierigen Aufgabe, sein großes Interesse an konfliktfreien Beziehungen zu den USA mit der Wahrung seines Großmachtanspruchs zu verbinden.
(Osteuropa 6/2003, S. 777791)