Koloboks Union
Belarus und Rußland am Wendepunkt?
Abstract
In den Beziehungen zwischen Belarus und Rußland ist die inhaltsleere Integrationsrhetorik der El’cin-Periode, einen Unionsstaat zu bilden, seit Putins Amtsantritt einer pragmatischen Interessenpolitik gewichen. Beide Seiten verfolgen unterschiedliche Strategien. Lukašėnka sucht maximale wirtschaftliche Vorteile für sein Land herauszuholen, ohne wirtschafts- und finanzpolitische Hebel als zentrale Machtinstrumente aus der Hand geben zu wollen. Putin will die belarussische Souveränität zwar auch künftig formal respektieren, sieht Rußland jedoch als dominierenden Faktor der Union. Analysiert werden die Divergenzen, die das Projekt des Unionsstaats unterminieren, an drei Beispielen: dem Verfassungstext, der einheitlichen Währung und der preisgünstigen Versorgung von Belarus mit Gas.
(Osteuropa 2/2004, S. 218227)