Titelbild Osteuropa 4/2004

Aus Osteuropa 4/2004

Die Zukunft heißt Europa

Günther Verheugen

Abstract

Wer die Erweiterung der Europäischen Union in den historischen und moralischen Kontext einordnet, erkennt, welche Zäsur der 1. Mai darstellt. Die Geschichte Europas aus schlechter Nachbarschaft, Konflikten und Krieg geht zu Ende. An ihre Stelle könnte eine Phase treten, die von Frieden, Stabilität und Sicherheit gekennzeichnet ist. Wer die Kosten der Erweiterung beklagt, dem sei gesagt: Ein Tag Krieg in Europa kostet mehr als ein Jahr Frieden! Die Erweiterung bietet allen Anpassungsproblemen in Ost und West zum Trotz ein großes Potential in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Erstmals in der Geschichte der europäischen Integration wird es eine Erweiterung geben, ohne daß für irgendeinen Staat Ausnahmen vom Gemeinschaftsrecht beschlossen wurden. Gleichwohl sind erhebliche intellektuelle und institutionelle Anstrengungen erforderlich, um die EU der 25 handlungsfähig zu machen. Der polnisch-deutsche Dialog ist hierfür unverzichtbar und der Kompromiß Ausdruck höchster politischer Kultur in Europa.

(Osteuropa 4/2004, S. 3–13)