Titelbild Osteuropa 3/2005

Aus Osteuropa 3/2005

Raum – Macht – Geschichte
Making Sense of Soviet Space

Klaus Gestwa

Abstract

Wer den Stalinismus als enthemmte Moderne versteht, dem liefert die Geschichte technologischer Großprojekte gute Argumente. Ihre Realisierung zielte auf die Schaffung realer und imaginierter Räume, um damit Mythen zu produzieren, auf denen der Parteistaat seine Macht aufbaute. Landkarten, Ausstellungen und narrative Abbreviaturen dienten als wichtige Hilfsmittel, um die Sowjetmenschen von der neuen Räumlichkeit des Sozialen zu überzeugen und das kollektive Gedächtnis neu zu verorten. Die Ästhetisierung von Raum und Technik verdeckte die Unfertigkeit der stalinistischen Moderne. Der Übermacht des gestalteten Raums standen Formen gesellschaftlicher Raumaneignung entgegen. Der imperiale Raum blieb darum mehr artifizielle Oberfläche als gefestigte Tiefenstruktur.

(Osteuropa 3/2005, S. 46–69)