„Gute Russen“ im Gedächtnis der Deutschen
Briefe an Lev Kopelev, 1981–1997
Abstract in English
Abstract
Lev Kopelevs Autobiographie Aufbewahren für alle Zeit wurde in der Bundesrepublik vor allem wegen ihres „Ostpreußen-Kapitels“ stark rezipiert. Dort schildert der damalige sowjetische Propagandaoffizier die Gewalttaten der Roten Armee beim Einmarsch in Ostpreußen. Insbesondere ehemaligen Wehrmachtsangehörigen öffnete der russische Menschenrechtler und Germanist damit einen Raum für das individuelle Erinnern an Schuld, die sie in zahlreichen Briefen bekannten. Für Mädchen und junge Frauen, die auf der Flucht Opfer sexueller Gewalt von Rotarmisten geworden waren, bedeutete Kopelevs Bericht die Sichtbarmachung und Anerkennung ihres Leidens. Für beide Gruppen war die Begegnung mit einzelnen „guten Russen“ die zentrale Erinnerungsfigur, die es erlaubte, die eigene belastende Vergangenheit in eine „gute Geschichte“ einmünden zu lassen.
(Osteuropa 4/2007, S. 157207)