Titelbild Osteuropa 4/2007

Aus Osteuropa 4/2007

Leben und Sterben der Juden in Wolhynien

Timothy Snyder


Abstract in English

Abstract

Die Rolle der lokalen Bevölkerung bei der Vernichtung der osteuropäischen Juden durch deutsche Einsatzgruppen ist bis heute umstritten. Das gilt auch für den Massenmord in Wolhynien, das viele Jahrhunderte eines der Zentren jüdischen Lebens in Osteuropa war. Unter der Herrschaft des Großfürstentums Litauen, der polnischen Rzeczpospolita, des Russischen Reiches und des polnischen Staates der Zwischenkriegszeit entwickelte sich in dem multikonfessionellen und polyethnischen Gebiet ein Mit- und Gegeneinander von katholischen polnischen Grundbesitzern, unierten ukrainischen Bauern und jüdischen Händlern. Religion, soziale Schichtung, Sprache und ethnisches Selbstverständnis waren auf komplizierte Weise verwoben. Stereotype über das Verhältnis zur Sowjetherrschaft („jüdischer Bolschewismus“) und die Rolle der Ukrainer und Polen bei dem Massenmord an den Juden in den Jahren 1941–1942 verzeichnen daher die Realität.

(Osteuropa 4/2007, S. 123–142)