Unmögliche Rehabilitation
Die Revisionskommissionen 1956 und die Unsicherheiten des Tauwetters
Abstract in English
Abstract
Im Umfeld des XX. Parteitags 1956 setzte Chruščev Revisionskommissionen ein. Diese sollten dezentral die zahllosen Fälle unschuldig verhafteter Häftlinge überprüfen. Die Kommissionen erfüllten ihre Aufgaben nur bedingt. Sie entließen zwar viele Häftlinge, rehabilitierten aber nur sehr wenige. Die Mitglieder der Revisionskommissionen ließen sich von unterschiedlichen Überlegungen leiten. So bestand kein Konsens darüber, wie mit Strafgefangenen zu verfahren sei, die während des Krieges wegen „Nationalismus“ oder „Verrats“ verurteilt worden waren und unter den 1956 inhaftierten politischen Gefangenen die Mehrheit stellten. Ende 1956 ging die Arbeit der Kommissionen in einer zunehmend angespannten politischen Atmosphäre zu Ende, als die durch die Aufstände in Polen und Ungarn verunsicherten sowjetischen Machthaber begannen, einige Entlassene ohne Prozeß erneut zu inhaftieren, um sie zu Sündenböcken eines Krisenjahres zu machen und vom Versagen ihrer Politik abzulenken.
(Osteuropa 6/2007, S. 369386)