Titelbild Osteuropa 12/2009

Aus Osteuropa 12/2009

Ungar, Slawe, Gorale, Slowake
Jánošík als mythischer Volksheld

Ute Raßloff


Abstract in English

Abstract

Legenden sind ein Speicher der Ideengeschichte. Die Entwicklung der slawischen Idee in der Slowakei lässt sich exemplarisch an der Figur des Karpatenräubers Juraj Jánošík ablesen. Der historische Jánošík hatte im 18. Jahrhundert an den Aufständen des ungarischen Adels teilgenommen und wurde später als Räuber hingerichtet. Die Väter des Panslawismus machten aus ihm einen slawischen Recken. Die Dichter des Vormärz erklärten Jánošík zum slowakischen Nationalhelden. Aber erst im Neoslawismus wurden der Figur ethnische Züge verliehen. Diese verlor sie auch dann nicht, als sie im 20. Jahrhundert zum Sozialrebellen und in kommunistischer Zeit zum Partisanen stilisiert wurde. Heute ist die Figur in der Slowakei eine popkulturelle Ikone, die kommerziell – und immer noch politisch – verwertet wird.

(Osteuropa 12/2009, S. 53–76)