Die Blockade durchbrechen
Hunger, Trauma und Gedächtnis bei Lidija Ginzburg
Abstract in English
Abstract
Die sowjetische Memorialliteratur thematisierte die Blockade Leningrads durch die Wehrmacht vielfältig. Doch einem zentralen Aspekt der physischen und psychischen Realität schenkte sie auch aus ideologischen Gründen kaum Beachtung: dem Hunger. Erst die Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Lidija Ginzburg untersuchte in ihren Schriften zur Blockade den Hunger als körperliche, kulturelle und existentielle Tatsache. Sie fragt, wie sich die Erinnerung an diese Extremsituation wach halten lässt. Jenseits der offiziellen Erinnerungskultur erweitert sie so das Feld der ästhetischen und intellektuellen Auseinandersetzung mit der Leidenserfahrung der Leningrader Bevölkerung.
(Osteuropa 8-9/2011, S. 281296)