Arbeiten, kämpfen, scheitern
Ein kirgisisches Funktionärstagebuch aus der Stalinzeit
Abstract in English
Abstract
Tagebücher gehören zu den umstrittensten Quellengattungen aus der Stalinzeit. Nach gängiger Interpretation ist das Tagebuchschreiben im Stalinismus eine Technik der sozialistischen Subjektwerdung, ein Mittel der Selbstideologisierung. Das Beispiel des kirgisischen Kommunisten Jusup Abdrachmanov zeigt hingegen, dass selbst hohen Funktionären das Tagebuch als Medium dienen konnte, um ihre wachsende Entfremdung von der neuen Herrschaftsordnung zu thematisieren. Abdrachmanovs Tagebuch legt Zeugnis ab von der rücksichtslosen und gewaltsamen Durchsetzung der Diktatur. Am Ende fiel auch der Tagebuchschreiber ihrer zerstörerischen Dynamik zum Opfer.
(Osteuropa 3/2012, S. 121136)