Titelbild Osteuropa 9/2012

Aus Osteuropa 9/2012

Verwirrte Fäden, blinde Flecken
Die ungarischen Juden in der Horthy-Ära

Ferenc Laczó


Abstract in English

Abstract

Die Geschichte der Juden im Ungarn der Zwischenkriegszeit wird oft von ihrem fatalen Ende her interpretiert. Diese teleologische Sicht wird der Horthy-Ära (1919–1944) nicht gerecht. Viele ungarische Juden hielten trotz der schrittweisen Entrechtung und des Antisemitismus bis 1944 am ungarischen Staat fest, weil dieser eine gewisse Sicherheit zu bieten schien, während der Völkermord an vielen anderen Orten Europas bereits im Gange war. Erst die Erkenntnis, dass das Horthy-Regime nicht, wie es die antifaschistische Interpretation will, faschistisch war, führt zu der brisanten Frage, wie es zur Verstrickung der zwischen Konkurrenz und Kollaboration mit den Antisemiten lavierenden ungarischen Konservativen in den Holocaust kommen konnte.

(Osteuropa 9/2012, S. 73–86)