Titelbild Osteuropa 10/2013

Aus Osteuropa 10/2013

Blick durch die „rosa Brille“
Die Tschechen und die sexuelle Minderheit

Franz Schindler


Abstract in English

Abstract

Homophobie ist in Tschechien nur schwach entwickelt. Die Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten ist Teil einer liberalen Haltung zur Sexualität. Diese Liberalität speist sich aus dem traditionellen tschechischen Antiklerikalismus und der fortgeschrittenen Säkularisierung. Moralische und sexualethische Vorstellungen der Kirche verhallen weitgehend ungehört. Dennoch war Homosexualität lange Zeit strafbar. 1961, acht Jahre früher als in der Bundesrepublik, wurden homosexuelle Handlungen zwar entkriminalisiert, aber das homosexuelle Leben blieb im Sozialismus ein Tabu. Erst die Samtene Revolution schuf die Voraussetzungen dafür, dass Homosexuelle sich offen zu Wort meldeten und für ihre rechtliche Gleichstellung eintraten. Heute fühlen sich Schwule und Lesben in der Mitte der tschechischen Gesellschaft angekommen.

(Osteuropa 10/2013, S. 127–144)