Der Fremde
Russlandbild und Russlandpolitik in Japan, 1715–2015
Abstract in English
Abstract
Japan nahm Russland seit dem Vordringen des Zarenreichs an den Pazifik als Gefahr wahr. In der Meiji-Ära wich der Respekt vor Russlands militärischer Stärke Spott über dessen Rückständigkeit. Führende japanische Russlandforscher trugen zu diesem Bild bei. Gleichzeitig gab es eine slawophile Gegenströmung. Nach 1917 betrachtete Tokio die sowjetische Nationalitätenpolitik in Nordostasien mit Sorge, unter Intellektuellen war der Marxismus populär. Nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg erlebte Japan eine kurze sowjetophile Phase, die mit der Einbindung ins westliche Bündnissystem und dem Bekanntwerden der stalinistischen Verbrechen zu Ende ging. Seit 1991 prägt erneut der Territorialkonflikt um die Kurilen das Russlandbild, seit 2014 löst die Annäherung zwischen Moskau und Peking in Tokio große Sorge aus.
(Osteuropa 5-6/2015, S. 3347)