Rebellen ohne Grund
Ursachen und Folgen des Wahlsieges der PiS
Abstract in English
Abstract
Die Partei Recht und Gerechtigkeit hebelt seit ihrem Wahlsieg im Herbst 2015 mit revolutionärem Elan das Institutionensystem der Dritten Republik aus. Viele Beobachter vermuten, darin kämen größere soziale Verwerfungen zum Ausdruck. Doch weder sind sie das Ergebnis sozialer Ungerechtigkeiten nach 1989 noch einer rechtsradikalen Jugendrevolte oder einer nachholenden Abrechnung mit der kommunistischen Volksrepublik. Vielmehr speist sich die Auseinandersetzung in erster Linie aus dem Konflikt zwischen Stadt und Land, zwischen einer kleinen Avantgarde postmaterialistischer Individualisten in den Großstädten und einer größeren Schicht von kollektivistisch und materialistisch denkenden Traditionalisten. Beide behaupten, die Nation zu repräsentieren. Die Mehrheit schweigt.
(Osteuropa 1-2/2016, S. 3760)