Kriegsbeute in Tübingen
Eine Urkunde Peters des Großen, Seilschaften der Osteuropaforscher und die Restitution
Katharina Kucher, Corinna Kuhr-Korolev, Tetiana Sebta, Nataliia Sinkevych
Abstract in English
Abstract
Eine prächtige Urkunde Peters des Großen war über Jahrzehnte am Tübinger Institut für Osteuropäische Geschichte ausgestellt. Nun hat eine deutsch-ukrainische Forschungsgruppe ermittelt, dass dieses Schriftstück, das von besonderer Bedeutung für die ukrainische Kirchengeschichte ist, während der deutschen Besatzung 1941 aus der Vernads’kyj-Bibliothek in Kiew entwendet und als Kriegsbeute verschleppt wurde. Nach dem Krieg erwarb sie der Osteuropahistoriker Werner Markert. Bei dem Erwerb spielte sein Netzwerk aus der Zeit vor 1945 eine wichtige Rolle. Der Fall zeigt, dass auch Bestände von Bibliotheken oder Museen, die nicht in der „kritischen“ Zeit zwischen 1933 und 1945 erworben wurden, eingehend auf ihre Provenienz zu untersuchen sind. Dabei verspricht internationale Zusammenarbeit mehr Erfolg. Nun wird die Urkunde an die Ukraine restituiert.
(Osteuropa 11-12/2016, S. 149167)