Ausschluss aus dem eigenen Land
Der „Donbass“ im Blick ukrainischer Intellektueller
Abstract in English
Abstract
Die ukrainische Diskussion über den Donbass war nie frei von Stereotypen. Nach der Annexion der Krim und dem Krieg sind die Urteile härter geworden. Westukrainische Intellektuelle zeichnen die Menschen im Donbass als „Andere“ und „Fremde“. Dies soll ihre Exklusion legitimieren und der eigenen Identitätsbildung durch Abgrenzung dienen. Die „innere Orientalisierung“ des Donbass wird der soziopolitischen Pluralität und Dynamik der Region nicht gerecht. Die Ironie besteht darin, dass sogar ein Autor wie Jurij Andruchovyč diese Haltung vertritt, der sich auch dank seiner Nostalgie für die verlorene kulturelle und ethnische Vielfalt Österreich-Ungarns einen Namen gemacht hat. Die Debatte in der Ukraine berührt eine universelle Frage: Was macht einen Menschen zum Staatsbürger: seine Zugehörigkeit zur Staatsnation oder zur Ethnonation?
(Osteuropa 6-7/2016, S. 171184)