Archaische Zukunftswesen
Andrej Platonovs Werkzeugmenschen
Abstract in English
Abstract
Bei Platonov „maschinisiert“ der Handwerker sein Werkzeug, der Ingenieur behandelt die Maschine wie archaisches Gerät. Die vom Menschen umsorgte Maschine und der von der Maschine umsorgte Mensch bilden eine Einheit. Aus diesem unzeitgemäßen Verhältnis zu den Produktionsmitteln speist sich der Enthusiasmus der Platonovschen Helden. Es sorgt auch für schrille Dissonanzen. Das Phantasmatische und Monströse ihrer Zukunftsvisionen steht in engem Zusammenhang mit der anthropologischen Herausforderung des sich neu formierenden Werkzeugmenschen. Dieser neue Mensch ist eine durchlässige Instanz zwischen biologischer und technischer, organischer und anorganischer Welt. Die bei Platonov allgegenwärtigen Unsterblichkeitsphantasien zielen nicht auf eine Abkoppelung des Menschen von seiner biologischen Herkunft, sondern auf eine Eingliederung seines Körpers in einen universalen Energietransfer.
(Osteuropa 8-10/2016, S. 217233)