Titelbild Osteuropa 6-8/2017

Aus Osteuropa 6-8/2017

Tod in Rot
Bestattungsriten in Russland nach der Revolution

Svetlana Malyševa


Abstract in English

Abstract

Die Bolschewiki führten nach der Oktoberrevolution „rote Begräbnisse“ ein. Diese zivilen Rituale sollten christliche Riten verdrängen und die Weltanschauung des neuen Staates verbreiten. Jenseits der großen Städte setzte sich dieses Zeremoniell nie durch. Schon in den 1930er Jahren wurde es fallengelassen, religiöse Bräuche lebten wieder auf. Lediglich die Beisetzungen berühmter Persönlichkeiten an der Kremlmauer wurden dem Anspruch gemäß nach besonderen sowjetischen Riten durchgeführt. Doch auch die vermeintlich weltlichen Rituale wurzelten in christlichen Traditionen. Gleichzeitig empfanden viele Menschen die sowjetischen Praktiken, insbesondere die Kremierung wichtiger Persönlichkeiten, als gravierenden Verstoß gegen die kulturelle Überlieferung.

(Osteuropa 6-8/2017, S. 437–447)