Titelbild Osteuropa 6-8/2019

Aus Osteuropa 6-8/2019

Blutige Revolution, paradoxe Folgen
Der Umsturz in Rumänien von 1989 und sein Erbe

Dragoş Petrescu


Abstract in English

Abstract

Der Umbruch in Rumänien im Jahr 1989 unterschied sich erheblich von den Ereignissen in den anderen kommunistischen Staaten Ostmitteleuropas. Er kam spät, verlief gewaltsam und brachte die zweite Garde des alten Regimes an die Macht. Wesen, Verlauf und Ausgang der „Rumänischen Revolution“ werfen bis heute Fragen auf. Wer trägt die Verantwortung für den Tod von über 1000 Menschen? Handelte es sich überhaupt um eine „Revolution“, wenn das kommunistische Regime zwar abgelöst, doch die personelle und institutionelle Kontinuität groß war? Fest steht, dass der Umbruch in Rumänien paradoxe Folgen hatte. Es dauerte lange, bis sich die Demokratie etablieren konnte. Doch heute widersetzt sich die rumänische Gesellschaft stärker als in Polen und Ungarn der nationalpopulistischen und antieuropäischen Rhetorik der Regierung. Es ist, als hätte gerade der andere Verlauf des Jahres 1989 in Rumänien zum Heranwachsen einer Gesellschaft geführt, die sich gegen die Herrschaft korrupter und autoritärer Seilschaften wehrt.

(Osteuropa 6-8/2019, S. 93–104)