Titelbild Osteuropa 1-2/2020

Aus Osteuropa 1-2/2020

„Atheisten des Kiewer Patriarchats“
Die Kirchenfrage in der Ukraine nach dem Tomos

Nikolay Mitrokhin


Abstract in English

Abstract

In der Ukraine wurde Anfang des Jahres 2019 eine orthodoxe Nationalkirche gegründet. Faktisch handelt es sich jedoch um kaum mehr als eine staatliche Kirchenorganisation. Der Versuch, die Ukraine mit der Gründung einer neuen Kirche zu einen, ist gescheitert. Die religiös-nationalistische Politik, die Präsident Porošenko ab Herbst 2018 betrieb, hat im Gegenteil zu neuen Konflikten und einer Spaltung des Landes geführt. Obwohl der Staat die Ukrainische Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat) als moskauhörig diffamierte und Druck auf sie ausübte, sind nur sehr wenige Gemeinden zu der neuen Kirche übergetreten. Berichte über angebliche Übertritte und vor allem Meinungsumfragen wurden instrumentell eingesetzt. Erst nach der Wahl von Volodymyr Zelensʼkyj hat sich die Lage etwas entspannt. Zahlreiche Konflikte sind jedoch geblieben, etwa um Kirchengebäude, die mit Gewalt übernommen oder von örtlichen Verwaltungen ohne Rechtsgrundlage konfisziert worden sind.

(Osteuropa 1-2/2020, S. 17–29)