Die Fesseln der Geschichte
Erinnerungskonflikte in Litauen
Abstract in English
Abstract
In Litauen sorgt das Verhältnis zur Geschichte des 20. Jahrhunderts immer wieder für Spannungen. Die Erinnerung an das Leiden der litauischen Bevölkerung unter der Sowjetherrschaft und das Gedenken an die Opfer des Holocaust prallen auch im öffentlichen Raum aufeinander. Im Jahr 2019 führte die Umbenennung einer Straße in Vilnius zu vehementen Protesten nationaler Kreise. Die Jüdische Gemeinde schloss daraufhin aus Sicherheitsgründen für einige Tage die einzige noch aktive Synagoge in Vilnius. Auf diese Weise gelang es zwar, die internationale Aufmerksamkeit auf Litauen zu lenken. Die Gräben in der litauischen Gesellschaft sind jedoch noch tiefer geworden.
(Osteuropa 1-2/2020, S. 5160)