Titelbild Osteuropa 5/2020

Aus Osteuropa 5/2020

Russlands Nördlicher Seeweg
Nationale Exporttrasse statt internationaler Handelsroute

Arild Moe


Abstract in English

Abstract

Russland versucht seit über 100 Jahren, eine regelmäßige Schifffahrt im Nordpolarmeer zu ermöglichen. Diese soll zur Erschließung des Hohen Nordens und der Arktis beitragen. Ging es in der Sowjetunion um Binnenschifffahrt, so wurde das zeitweilig wegen der enormen Kosten aufgegebene Projekt Mitte der 2000er Jahre mit einem neuen Ziel wieder aufgegriffen: Der Nördliche Seeweg sollte zu einer internationalen Handelsroute ausgebaut werden. Doch trotz dramatischer Klimaveränderungen, die das Meereis in den Sommermonaten schwinden lassen, ist die Schifffahrt dort weiter ein schwieriges Unterfangen. Lediglich ein kleinerer Abschnitt im westlichen Teil der Route, die Karasee, hat sich zu einer nationalen Exportroute für Erdgas und Erdöl entwickelt. In der Konkurrenz um die Kontrolle über die weiterhin unerlässliche Flotte der Atomeisbrecher sowie über die Investitionen in Infrastrukturprojekte hat sich der Staatskonzern Rosatom gegen die staatlichen Aufsichtsbehörden durchgesetzt.

(Osteuropa 5/2020, S. 61–79)