Titelbild Osteuropa 1-2/2021

Aus Osteuropa 1-2/2021

Ein Tag, der die Welt veränderte
Ukrainer, Juden und der 25. Jahrestag von Babyn Jar

Yohanan Petrovsky-Shtern


Abstract in English

Abstract

Am 29. September 1966 versammelten sich eine große Zahl Ukrainer und Juden auf dem Gelände von Babyn Jar, um gemeinsam der jüdischen Opfer des Massakers von 1941 zu gedenken. Das kommunistische Parteiregime reagierte mit Repression. Doch für die Teilnehmer begründete diese Demonstration des Mutes, der Humanität und der Würde ein neues Verhältnis von Ukrainern und Juden. Es entstand eine öffentliche Sphäre, in der beide Strömungen ihr Selbstbewusstsein artikulieren konnten. Jüdische und ukrainische Denker wurden sich ihres gemeinsamen Schicksals bewusst. Ivan Dzjuba prägte mit einer bedeutenden Rede für die Opfer von Babyn Jar auf Jahrzehnte das nationalukrainische Denken unter den Dissidenten und in der Diaspora. Und für zahlreiche Juden wurde Babyn Jar zu einem Kristallisationspunkt der eigenen nationalen Befreiungsbewegung.

(Osteuropa 1-2/2021, S. 87–115)