„Gott ist weg, aber sein Geruch bleibt“
Kirche, Religion und Staat in Tschechien
Abstract in English
Abstract
Die tschechische Gesellschaft gilt als die säkularste Europas. Ein Blick auf die tausendjährige Religionsgeschichte in Böhmen und deren Deutung in der 200-jährigen Geschichte der modernen tschechischen Nation offenbart jedoch, dass die religiöse Ausrichtung nach West und Ost, die Konfessionskämpfe und die konflikthafte Verflechtung politischer und religiöser Mächte bis heute Politik und Gesellschaft in Tschechien prägen. Im Streit über die Restitution von Kircheneigentum zeigte sich exemplarisch das Misstrauen der tschechischen Gesellschaft gegenüber der katholischen Kirche, die noch immer größte Religionsgemeinschaft des Landes ist. Gleichzeitig berufen sich heute führende Politiker aller Couleur mit Unterstützung kirchlicher Würdenträger auf angebliche „christliche Werte“, die gegen verderbliche Einflüsse der globalisierten Welt verteidigt werden müssten.
(Osteuropa 4-6/2021, S. 3364)