Titelbild Osteuropa 7/2021

Aus Osteuropa 7/2021

Putins negative Ukrainepolitik
Hintergründe und Analogien

Jan C. Behrends


Abstract in English

Abstract

Putins Einlassungen zur Geschichte sind mehr als ein Selbstgespräch. Texte wie der Essay „Über die historische Einheit der Russen und der Ukrainer“ dienen zur Legitimation seiner Herrschaft und zur Kanonisierung des Weltbilds der russländischen Führung. Putin wiederholt imperiale Visionen vergangener Zeiten und fügt sie zu einem historischen Panorama zusammen. Er sieht die Ukraine nicht als einen souveränen Nationalstaat, sondern als Teil eines „Anti-Russland-Projekts“ des Westens, dessen Ziel es sei, die historische Großmachtstellung Moskaus zu unterminieren. Putins Argumentation fügt sich ein in Russlands negative Ukrainepolitik, die darauf zielt, die Nations- und Staatsbildung anderer Nationen im eigenen Herrschaftsbereich zu verhindern. Er knüpft damit an imperiales Denken aus dem 19. Jahrhundert an, das sich damals gegen die Polen richtete.

(Osteuropa 7/2021, S. 77–84)