Loyalitätsrituale
Russland: Das Volk, die Wahlen und das Regime
Aleksej Levinson, Stepan Gončarov
Abstract in English
Abstract
Im September 2021 fanden die Wahlen zur Staatsduma statt. Doch Wahlen sind in Russland kein offenes Verfahren zur Bestellung von Mandatsträgern. Vielmehr sind sie ein Akt staatlicher Machtausübung. Sie haben die Funktion, die Loyalität der Bürger und der Angehörigen des Staatsapparats zu überprüfen. Diese Praxis stammt aus den Zeiten des Stalinismus. Für einen Großteil der Bevölkerung ist die Stimmgabe heute wieder eine rituelle Handlung. Es geht um den Wunsch des Einzelnen, Teil der Mehrheit zu sein. Trotzdem bieten auch Wahlen in autoritären Systemen einen Einblick in gesellschaftliche Haltungen, Wertewandel und die Struktur der Öffentlichen Meinung.
(Osteuropa 8-9/2021, S. 163180)