Gewaltzirkel
Militarisierung und Krieg in Russland
Margarete Klein, Nils Holger Schreiber
Abstract in English
Abstract
Russlands Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 ist das Ergebnis einer seit 2008 zu beobachtenden Militarisierung der Außenpolitik. Diese war von einer inneren Militarisierung begleitet, die sich im Laufe des Jahres massiv verstärkt hat. Seit der Plan eines schnellen Eroberungsfeldzugs gescheitert ist, wird die gesamte Gesellschaft auf den Krieg ausgerichtet. Gleichwohl bleiben die Kapazitäten zum Ausgleich der hohen Verluste begrenzt. Das bisherige Scheitern in der Ukraine reduziert nicht nur Russlands Fähigkeiten zur Machtprojektion in anderen Konflikten im postsowjetischen Raum und über diesen hinaus. Es untergräbt auch die Legitimität des Regimes. Doch dies führt nicht dazu, dass Russland den Krieg gegen die Ukraine beendet. Vielmehr ist das Überleben des Regimes von Erfolgen im Krieg abhängig. Es wird alle zur Verfügung stehenden Mittel konventioneller und hybrider Kriegsführung einsetzen, um diesen zu gewinnen.
(Osteuropa 11/2022, S. 522)