Titelbild Osteuropa 12/2022

Aus Osteuropa 12/2022

Preiskappung oder Tarnkappe?
Russlands Ölexporte und ihr Preis

Sergej Vakulenko


Abstract in English

Abstract

Die westlichen Staaten wollen Russlands Einnahmen aus dem Ölexport reduzieren. Dazu haben die EU und die G7-Staaten Anfang Dezember 2022 eine Preisobergrenze für Rohöl beschlossen, das Russland per Schiff auf den Weltmarkt bringt. Reeder, technische Dienstleister, Finanzdienstleister und Versicherer aus diesen Staaten dürfen sich an diesen Ölexporten aus Russland nur noch beteiligen, wenn der erzielte Preis bei maximal 60 Dollar pro Barrel liegt. Offizielle Zahlen erwecken den Eindruck, dass der Mechanismus funktioniert. Angeblich verkauft Russland Rohöl im Januar 2023 für durchschnittlich 47 Dollar pro Barrel. Tatsächlich ist jedoch davon auszugehen, dass die russländischen Konzerne auf dem wichtigen Absatzmarkt Indien Preise zwischen 70 und 75 Dollar pro Barrel erzielen. Der Markt für Schiffsdienstleistungen ist so undurchsichtig, dass die Regelung umgangen und die Einnahmen auf Schattenkonten gelenkt werden können.

(Osteuropa 12/2022, S. 69–78)