Der Grenzkrieg Kyrgyzstan-Tadschikistan
Historische Ursachen und aktuelle Gründe
Abstract in English
Abstract
Im September 2022 griff die tadschikische Armee auf breiter Front Orte im Südwesten Kyrgyzstans an. Es war der massivste Angriff in einem seit über zehn Jahren immer wieder mit Gewalt ausgetragenen Konflikt, in dem es um die im Gebiet Batken liegende tadschikische Exklave Voruch geht. Tadschikistan sieht den von hohen Gebirgen eingeschlossenen, für seine Obstwirtschaft bekannten Kessel nicht als Exklave, sondern als integralen Teil seines Staatsgebiets. Der schmale Streifen, der Voruch von Tadschikistan trennt, ist jedoch für Kyrgyzstan die einzige Verbindung zu der Stadt Isfana und dem Kohlerevier Sülüktü im Westen des Landes. Mit zunehmender Motorisierung ist dieser Korridor immer wichtiger geworden. Angetrieben wird der Konflikt vor allem durch den Bevölkerungsdruck im nahe der Exklave gelegenen, dicht besiedelten tadschikischen Teil des Ferganatals. Tadschikistan wählt den Weg der Gewalt vor dem Hintergrund des russländischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, der Moskaus ohnehin schon angeschlagene Machtstellung in Zentralasien weiter schwächt.
(Osteuropa 9-10/2022, S. 201212)