Titelbild Osteuropa 9-10/2022

Aus Osteuropa 9-10/2022

Nach der Versöhnung
Polen und Deutsche: eine Beziehungsdiagnose

Felix Ackermann


Abstract in English

Abstract

Jedes Gespräch zwischen Deutschen und Polen ist geprägt vom Umgang mit den sichtbaren und unsichtbaren Asymmetrien zwischen beiden Ländern. Die Praktiken der deutsch-polnischen Versöhnung und des Dialogs waren soziale Techniken zur Herstellung symbolischer Symmetrie. Seit Polens Regierung sich zunehmend weigert, diese Formen des Gesprächs fortzusetzen, herrscht das Ressentiment. Polens Rechte bekämpft zugleich ihre Gegner im Inneren und die Macht der Bundesrepublik Deutschland in der EU. Viele Deutsche sehen in dem Polen Kaczyńskis ein rückwärtsgewandtes Land, das die Zukunftsfähigkeit Europas gefährde. Zugleich behaupten sie mit dieser Einordnung auch die eigene Deutungshoheit in der Gegenwart. Was einst der deutsch-polnische Dialog war, ist zum kollektiven Selbstgespräch Gleichgesinnter degeneriert. So wurden auch einst verdienstvolle Räume des deutsch-polnischen Dialogs zu Echokammern. Das verschärft die anhaltende Krise zwischen Polen und Deutschland.

(Osteuropa 9-10/2022, S. 5–38)