Titelbild Osteuropa 3-4/2023

Aus Osteuropa, 3-4/2023

„Eisige Hölle“
Der sowjetisch-finnische Winterkrieg 1939/40

Michael Jonas


Abstract in English

Abstract

Es gibt militärische Siege, die sich von Niederlagen kaum unterscheiden. Der Sieg der Sowjetunion im Winterkrieg ist ein solcher Fall. Auf Stalins Geheiß überfiel die Rote Armee Finnland. Es sollte ein Blitzkrieg werden. Doch die Invasion wurde für den Aggressor zunächst zu einem Debakel. Die sowjetischen Truppen waren viel zahlreicher und technisch massiv überlegen, jedoch schlecht vorbereitet und schwerfällig. Sie waren der flexiblen Verteidigung der Finnen nicht gewachsen. Diese profitierten von ihrer Ortskenntnis in unzugänglichem Gelände und fügten mit einer Guerillataktik der Roten Armee enorme Verluste zu. Doch die sowjetische Armeeführung zog Lehren aus dieser Phase des Kriegs, änderte ihre operative Kriegsführung und konnte Finnland schließlich bezwingen. Aus der kollektiven Erinnerung Russlands ist der Winterkrieg weitgehend verdrängt. In Finnland spielt insbesondere die erste Kriegsphase eine wichtige Rolle für das nationale Selbstverständnis.

(Osteuropa, 3-4/2023, S. 83–101)