Titelbild Osteuropa 3-4/2023

Aus Osteuropa, 3-4/2023

Kleiner Krieg mit großer Wirkung
Der sowjetische Afghanistankrieg 1979–1989

Georg Wurzer


Abstract in English

Abstract

Am Anfang stand die Hybris der sowjetischen Staatsführung. Sie fasste überhastet den Beschluss, militärisch in Afghanistan zu intervenieren. Die Aufklärung über die Lage vor Ort war mangelhaft, das politische Ziel diffus. Moskau überschätzte die Leistungsfähigkeit seiner Verbündeten, unterschätzte den afghanischen Widerstand und die ablehnende Haltung der Bevölkerung. Der Krieg führte zur internationalen Isolation der UdSSR. Durch Zensur und Propaganda blieb die eigene Bevölkerung lange im Unklaren über die Kriegswirklichkeit. Der Begriff „Krieg“ war tabu. Die Stimmung änderte sich, als immer mehr junge Rekruten in Zinksärgen in ihre Heimat zurückgebracht wurden. Staat und Gesellschaft ließen die Veteranen alleine. Der Krieg wurde zum Katalysator, der die Mängel des sowjetischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems offenlegte und verschärfte, was die Auflösung der Sowjetunion beschleunigte.

(Osteuropa, 3-4/2023, S. 103–120)