Der Franzose unter den Mitteleuropäern
Milan Kundera: Romancier zwischen den Welten
Abstract in English
Abstract
Die Romane Milan Kunderas vereinen einen Sinn für das Fragile und Tragische mit robuster Lebensbejahung. Sie sind voller Ambivalenzen und Widersprüche, Todesernst wechselt sich ab mit Ironie, ästhetischer Willen ist gepaart mit Leichtigkeit, Aphorismen nahe am Kalenderspruch stehen neben philosophischen Exkursen – gegen den Kitsch, gegen die Idylle, die Nostalgie, das Vergessen. Kundera begleitete stets der Vorwurf, ein männlich blickender Erotomane zu sein. Dies ist nicht falsch, aber vor allem ging es ihm in Zeiten des Totalitarismus um eine Gegenkraft gegen die Zumutungen eines rohen Kollektivismus. Im Juli 2023 ist der im tschechischen Brünn geborene Schriftsteller, der seit 1975 im Exil lebte, in Paris gestorben.
(Osteuropa 5-6/2023, S. 512)