Die Ukraine im Zeitalter der Massengewalt
Terror und Besatzungsherrschaft 1930–1947
Abstract in English
Abstract
Das Territorium der heutigen Ukraine war über Jahrzehnte Schauplatz kollektiver Gewalt. An keines der Großverbrechen – den Holodomor in den frühen 1930er Jahren, den Großen Terror 1937/1938, den Holocaust durch Kugeln ab 1941 sowie die wechselseitigen Deportationen und Massaker von Ukrainern und Polen in den 1940er Jahren – durfte in der Ukraine bis zum Zerfall der Sowjetunion erinnert werden. Stattdessen wurden historische Fakten gefälscht oder verzerrt, um das Gedenken an die Opfer zu verhindern. Das zeigt sich am Umgang mit Bykivnja, wo 16 000 Opfer des Stalinismus verscharrt wurden, und Babyn Jar, das den Deutschen als Exekutionsstätte gedient hatte. Die europäische Ausrichtung der Ukraine befördert nun die Aufarbeitung des polnisch-ukrainischen Konflikts und die Versöhnung der beiden Nationen.
(Osteuropa 5-6/2023, S. 169–186)