Titelbild Osteuropa 4/2024

Aus Osteuropa 4/2024

Die „Große Russische Kultur“
Russlands Komfortzone für Mord und Raub

Juri Andruchowytsch


Abstract in English

Abstract

Im Unterschied zu anderen Imperien hat Russland die historische Lektion, warum Raub und Mord schlecht sind, nicht gelernt. Bis heute ist es von seinem Recht überzeugt, andere Gebiete erobern, unterwerfen und annektieren zu dürfen. Russland hat niemals um Verzeihung gebeten für einen der von ihm verübten Genozide oder für die Vernichtung der Sprache, der Kultur oder der Staatlichkeit eines anderen Gemeinwesens. Das historische Gedächtnis der Russen gründet nicht auf dem Gefühl der Schuld gegenüber anderen. Verantwortlich dafür sind auch die Repräsentanten der „Großen Russischen Kultur“: Von Puškin bis Brodskij haben fast alle russischen Schriftsteller und Künstler das Loblied auf das Imperium gesungen und für die Kulturen anderer Völker nur Verachtung übrig gehabt.

(Osteuropa 4/2024, S. 5–13)