Titelbild Osteuropa 5/2024

Aus Osteuropa 5/2024

Geschichte, Erinnerung, Gedächtnis
Ergebnisse des Erinnerungsmonitors Russland

Lev Gudkov, Natalija Zorkaja


Abstract in English

Abstract

Das „Geschichtsbewusstsein“ und die „kollektive Erinnerung“ der Menschen sind in Russland vom Staat geprägt. Das Fernsehen als mächtigste Propagandamaschine und die Schulen reproduzieren die zentralen Elemente der sowjetischen Ideologie und des autoritären Staatsverständnisses. Dreh- und Angelpunkt der staatlichen Geschichtspolitik ist der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg. Er dient dazu, die Vorstellung von der notwendigen Einheit von vlast’ i narod (Führung und Volk) als Voraussetzung für das Überleben der Nation zu propagieren und den Angriffskrieg auf die Ukraine zu rechtfertigen. Die kritische Aufarbeitung des Stalinismus ist in der Defensive, die Repressionen und der Große Terror werden im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung verdrängt. Die positive Bewertung des Umgangs der Deutschen mit den Verbrechen des Nationalsozialismus verblasst. Sie wird überlagert von der Vorstellung, dass Deutschland wieder ein feindseliger Staat ist, der die Ukraine unterstützt.

(Osteuropa 5/2024, S. 87–94)