Mit Kanonen auf Spatzen
Das neue ukrainische Kirchengesetz
Abstract in English
Abstract
In der Ukraine ist ein Gesetz in Kraft getreten, das auf das Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche zielt. Obwohl die Kirche sich nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Frühjahr 2022 von der Russischen Orthodoxen Kirche losgesagt hat, wird ihr vorgeworfen, keine formale Trennung vollzogen zu haben. Bischöfe, Priester und Gläubige werden als „Agenten Moskaus“ diffamiert. Patriotische Kräfte hatten sogar ein sofortiges Verbot samt Enteignung gefordert. Reale Straftaten, die als Landesverrat gelten könnten, sind nur sehr wenigen Vertretern der Kirche nachgewiesen worden. Der ukrainische Staat setzt seinen internationalen Ruf auf das Spiel, ohne dass er im Kampf gegen die Moskauer Aggression etwas gewinnt. Die Idee der Schaffung einer Nationalkirche ist in der multikonfessionellen Ukraine ohnehin zum Scheitern verurteilt.
(Osteuropa 6-7/2024, S. 51–58)