„Ferne Länder, über die wir wenig wissen“
Die politisierte Rezeption osteuropäischer Literatur im Kalten Krieg 1946–1989
Abstract in English
Abstract
Für weite Teile des westeuropäischen Lesepublikums nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Osteuropa terra incognita. Die Länder hinter dem „Eisernen Vorhang“ wurden als „Ostblock“ wahrgenommen. Spezifische kulturelle und historische Traditionen, die für die Autoren der einzelnen Nationalliteraturen prägend waren, interessierten westliche Leser oft wenig. Dennoch wurde im deutschen Sprachraum Literatur aus Europas Osten auch in dieser Zeit übersetzt, publiziert und gelesen. Bestimmend waren zum einen die Diskussion über die sowjetischen Lager und die Systemkritik enttäuschter Marxisten, zum anderen ein „existentialistischer“ Grundton, den westliche Leser in osteuropäischen Texten wiederzufinden glaubten. In allen Fällen spielte die Biographie und persönliche Haltung der Autoren eine entscheidende Rolle für die Rezeption.
(Osteuropa 1-3/2025, S. 211228)