Titelbild Osteuropa 4/2025

Aus Osteuropa 4/2025

Klassenkampf gegen Geistliche
Sowjetische Islampolitik in Kasachstan 1920–1940

Külğazira Baltabaeva


Abstract in English

Abstract

Das sowjetische Regime betrachtete die muslimischen Geistlichen Zentralasiens als gefährliche Gegenmacht. In den 1920er Jahren sahen die Bolschewiki sich noch gezwungen, mit den im Volk hoch angesehenen religiösen Eliten auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan zusammenzuarbeiten. Dies änderte sich gegen Ende des Jahrzehnts. Nun unterwarf die Kommunistische Partei unter Stalin die Geistlichen massiven Repressionen. Zunächst entzog sie ihnen die wirtschaftlichen und organisatorischen Grundlagen ihrer Tätigkeit. Im Großen Terror der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurden viele Tausende Mullahs, Muezzine, Kadis, Muftis, Ulema, Imame und Ischane ermordet. Zwar gelang es nicht, die von religiösen Traditionen geprägte Familien- und Gesellschaftsstruktur zu zerstören. Doch als politisch-gesellschaftliche Kraft war die muslimische Geistlichkeit in Kasachstan Ende der 1930er Jahre ausgeschaltet.

(Osteuropa 4/2025, S. 175–194)