Die Politik der Entpolitisierten
Kasachstans Russen: Integration oder Radikalisierung?
Abstract in English
Abstract
Der Zerfall der Sowjetunion 1991 bedeutete für die in Kasachstan lebenden ethnischen Russen einen erheblichen Statusverlust. Im folgenden Jahrzehnt bemühten sich eine Reihe von Verbänden, den Anliegen der russischen Minderheit politische Geltung zu verschaffen. Doch seit den frühen 2000er Jahren führten die vermehrte Auswanderung, die gesellschaftliche Integration der verbliebenen Russen sowie das autoritäre politische Klima im Land zu einer Entpolitisierung der „russischen Frage“. Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 hat den relativen gesellschaftlichen Frieden der 2000er Jahre erschüttert und alte Konflikte zwischen ethnischen Russen und der kasachischen Mehrheitsbevölkerung wieder aufbrechen lassen. Die diskursive Radikalisierung eines Teils der russischstämmigen Bevölkerung ist jedoch nicht auf ihre ethnische Zugehörigkeit zurückzuführen, sondern eher eine Folge ihrer mangelnden politischen Teilhabe.
(Osteuropa 5/2025, S. 191202)