„Keine Geschäfte mit einem Menschenfresser“
Politische Gefangene in Belarus
Abstract in English
Abstract
Natal’ja Dulina war Dozentin für Italienisch an der Sprachwissenschaftlichen Universität Minsk. Als nach der Fälschung der Präsidentschaftswahlen im August 2020 Hunderttausende Menschen auf die Straße gingen, beteiligte auch sie sich an den Protesten und an einem Streik von Hochschullehrern. Daraufhin wurde sie zunächst von der Universität entlassen, später mehrfach mit 14tägigen Arreststrafen belegt. Im Oktober 2022 wurde sie verhaftet und sechs Monate später wegen Unterstützung einer extremistischen Organisation zu dreieinhalb Jahren Lagerhaft verurteilt. Ihr Vergehen: Sie hatte dem Radiosender Euroradio ein Interview gegeben, der zwei Wochen nach dem Gespräch zur extremistischen Organisation erklärt wurde. Am 21. Juni 2025 wurde sie zusammen mit 12 weiteren politischen Gefangenen von den belarussischen Behörden nach Litauen gebracht. Im Interview spricht sie über die Beweggründe für ihren Protest, die widerrechtlichen Haftbedingungen, die Umstände der Freilassung, die für sie einer Deportation gleichkam – und über ihre Begegnung mit Maria Kolesnikova.
(Osteuropa 6-7/2025, S. 514)