Am Anfang war das Wort
Der Brief der polnischen Bischöfe 1965
Abstract in English
Abstract
„Wir gewähren Vergebung und bitten um Vergebung.“ Dieser Satz der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder vom 18.11.1965 war ein Paukenschlag. Nach den monströsen Verbrechen der Deutschen an Polen im Zweiten Weltkrieg und dem Unrecht der Vertreibung der Deutschen aus Polen legte der Bischofsbrief die Grundlage für Versöhnung. Er inspirierte viele Gläubige zum Umdenken, war eine Kampfansage an die kommunistische Propaganda und stellte die Blockkonfrontation in Europa in Frage. Die deutschen Bischöfe reagierten reserviert. Scharfsinnige Zeitgenossen sahen in dem Brief „die mutigste und weitblickendste Tat der polnischen Nachkriegsgeschichte“. Heute ringt Polens Kirche um ihre Haltung zum Erbe der Versöhnung. Rechte Parteien, mit denen die meisten Bischöfe und Laien sympathisieren, diffamieren die Versöhnung als deutsches Täuschungsmanöver. Dabei könnte die Rückbesinnung auf den Geist des Briefwechsels den deutsch-polnischen Beziehungen neue Impulse geben.
(Osteuropa 8-9/2025, S. 7992)


